In der Kathedrale von Nantes hat es am Samstagmorgen gebrannt. Medienberichten der Nachrichtenagentur AFP zufolge wurden Einsatzkräfte der Feuerwehr morgens um 7.44 Uhr wegen eines Brandes alarmiert. Augenzeugen berichteten, das Feuer habe sich rasch ausgebreitet. Im Netz kursierten Videos, die zeigen, wie hohe Flammen aus der Rosette kommen. Der Brand konnte eingedämmt werden. Den Berichten zufolge ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Das Feuer war an drei Stellen ausgebrochen.
Die spätgotische Kathedrale von Nantes ist den Aposteln Peter und Paul geweiht. In den sozialen Medien kursierten Meldungen, die an den verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale von Notre-Dame erinnerten.
Stadt Nantes gilt als Reformationsstadt
Die Stadt Nantes gilt als Reformationsstadt. 1598 wurde hier das Toleranzedikt beschlossen. Das Edikt setzte einen Schlusspunkt hinter die Religionskriege in Frankreich und gewährte den Protestanten zumindest vorübergehend Grundrechte.
Wie die Gemeinschaft Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE) auf ihrer Webseite zu den Reformationsstädten erläutert, wurde um 1560 ein Pfarrer aus Genf, Antoine Bachelard, von einer Gemeinde in Nantes angestellt. Im Jahr darauf kam es zu einem Aufruhr in der Kathedrale. Mehrere hundert Hugenotten wurden daraufhin zur Flucht in die nahegelegene Stadt Blain gezwungen.
In den Jahren zwischen 1562 und 1598 kam es in Frankreich zu einer Reihe von acht Bürgerkriegen, in denen Hugenotten und Katholiken um die Vormachtstellung in Frankreich kämpften. 1570 wurden von den Hugenotten vier Schutzzonen ausgehandelt. Dann jedoch folgte das Blutbad der "Bartholomäusnacht" am 24. August 1582: Mehrere zehntausend Protestanten, darunter fast die gesamte Führungsschicht, wurden damals massakriert.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts geriet Nantes unter der Herrschaft des Gouverneurs der Bretagne, Phillippe Emmanuelle de Mercœr, unter katholische Kontrolle mit der Folge, dass sich die Spur des Protestantismus während dieser Zeit in der Stadt verliert. Erst mit der Thronbesteigung des Hugenotten, Heinrich IV., fanden die Religionskriege ein Ende. Er legte mit dem am 13. April 1598 erlassenen Edikt von Nantes die Grundlage für einen religionspolitischen Frieden in dem Land. Hugenotten wurden nun geduldet, es wurden öffentliche Gottesdienstes an festgelegten Orten genehmigt, auch Kirchen durften errichtet werden. Das Edikt garantierte ferner bürgerliche Rechte und Rechtsschutz sowie das Recht, Schulen und Akademien zu gründen. In der vom katholischen Adel regierten Stadt Nantes fand das Edikt allerdings keine Anwendung. Hier waren die reformierten Gläubigen nicht toleriert, sondern fortgesetzt gewalttätigen Hassaktionen ausgesetzt.
Für einige Jahrzehnte sicherte das Edikt von Nantes in den übrigen Landesteilen den Frieden, bis es in den 1620er Jahren zu neuen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen kam. Die systematische Zurückdrängung des Protestantismus gipfelte schließlich in dem Edikt von Fontainebleau 1685, mit dem der französische König Ludwig XIV. das Edikt von Nantes widerrief und eine große Zahl von Protestanten ins Exil trieb. Erst 1789 wurde den Hugenotten in Frankreich wieder Religionsfreiheit und zivile Rechte gewährt. Seit 1805 durften die Protestanten in Nantes wieder Gottesdienste feiern.
Pfarrerin Agnes von Kirchbach aus Paris über die Reaktion der Christen in Frankreich.