"Gottesgarten am Obermain" – diese Beschreibung fällt immer wieder, wenn vom Gebiet rund um Lichtenfels und Bad Staffelstein in Oberfranken die Rede ist, in dem das evangelische Dekanat Michelau als eines von 15 Dekanaten des Kirchenkreises Bayreuth liegt. Wobei das Dekanatsgebiet mit seinen 20 Kirchengemeinden und insgesamt rund 26.000 Mitgliedern weiter reicht: Im Dreieck zwischen den Dekanaten Bamberg, Kronach und Bamberg gelegen, bilden die Kirchengemeinden von Gemünda und Heilgersdorf die westliche Grenze, die von Redwitz, Burgkunststadt und Altenkunststadt die östliche.
Dekanat Michelau: "Gottesgarten am Obermain"
Doch "Gottesgarten am Obermain", das ist auch eine zu schöne Beschreibung für diese liebliche Landschaft am Main. Kein Wunder, dass der Tourismusverband Franken diese Zeile aus dem Gedicht "Wanderfahrt" zitiert, das der Spätromantiker Viktor von Scheffel 1859 geschrieben hat, aber sich auch das Dekanat Michelau in seiner Selbstbeschreibung darauf bezieht: "Möglichkeiten mit den Menschen, der Schöpfung und mit Gott in Kontakt zu treten, gibt es am Obermain reichlich", heißt es da.
Und in dem Gedicht:
"Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten, hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten."
Die Vertonung wurde zum "Frankenlied", der Herzenshymne der Franken.
Die "Wanderfahrt" ist übrigens einem Inspirationsschub zu verdanken. Denn eigentlich hatte der Dichter von Scheffel ganz etwas Anderes vor. Er wollte einen Wartburg-Roman schreiben, so heißt es. Doch in Eisenach muss er von etwas geplagt worden sein, das man heute als Schreibblockade bezeichnen würde. Aus dem Wartburg-Roman wurde nichts. Der Dichter stieg bedrückt in einen Zug und an der Endstation Lichtenfels am Main wieder aus. Landete im Barock-Kloster Banz (heute bekannt als Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung) und wurde von der Muse geküsst: Angesichts der lieblichen Landschaft begann er, lichte Gedichte zu schreiben, darunter die "Wanderfahrt" mit Zeilen wie dieser: "Wohlauf, die Luft geht frisch und rein."
Dekanin Stefanie Ott-Frühwald leitet das Dekanat
Sitz des Dekanats mit Dekanin Stefanie Ott-Frühwald an der Spitze und der Johanneskirche als Dekanatskirche ist Michelau. Eine lutherische Traditionsgemeinde mit aktuell 6282 Einwohnerinnen und Einwohnern. Noch vor 20 Jahren, Anfang des Jahrhunderts, waren fast Zweidrittel Bewohner*innen von Michelau evangelisch, nur etwa ein Drittel katholisch. Inzwischen liegt die Verteilung bei rund 50:50, es gibt etwas mehr Protestant*innen als Katholik*innen. Der Nachbarort Lichtenfels dagegen ist katholisch geprägt.
Dieses Nebeneinander ist typisch für die Gegend. Ein Teil der Gemeinden waren einst Teil des protestantischen Fürstentums Bayreuth, andere, wie etwa Zapfendorf, wurden vom katholischen Hochstift Bamberg geprägt.
Michelau: Fischer, Korbmacher, Teppichklopfer
Michelau ist aus einem Fischerdorf am Main hervorgegangen, daran erinnert noch immer das ungewöhnliche Wappen des Ortes: eine Reuse. Die Menschen in Michelau waren offenbar schon immer ziemlich umtriebig und für Handwerkskünste bekannt, für die geschickte Hände vonnöten waren: Lange wurden hier – bis ins 18. Jahrhundert – Pfähle hergestellt, die in den Weinbergen Mainfrankens zum Einsatz kamen. Danach waren die Korbmacher von Michelau berühmt, Körbe wurden in alle Welt verkauft. Daran erinnert heute das "Deutsche Korbmuseum".
Und im Gemeindeteil Neuensee eine Frauenstatue an ein aus heutiger Sicht ungewöhnliches Handwerk: Die Produktion von Teppichklopfern, die hier aus Spezialrohr geflochten wurden. Nach 1980 starb das Handwerk aus, die aufwendig geflochtenen Klopfer waren da in den Haushalten längst durch Staubsauger ersetzt worden.
Friedensgebete – an jedem Wochentag im Dekanatsbezirk
Touristisch hat der Dekanatsbezirk viel zu bieten: Bad Staffelstein zu Fuße des Staffelberges etwa, das hübsche Fachwerkstädtchen Seßlach, bisweilen als Rothenburg Oberfrankens bezeichnet, die prächtige, nach Plänen von Balthasar Neumann gestaltete Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, das ehemalige Benediktinerkloster Banz und natürlich: die Natur.
Aktuell engagieren sich die Kirchengemeinden im Dekanatsbezirk Michelau bei Friedensgebeten. Seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine finden regelmäßig Friedensgebete statt, inzwischen an jedem Wochentag an wechselnden Orten: Montags in Lichtenfels, dienstags in Zapfendorf und Bad Staffelstein, mittwochs auf dem Berghof Trieb und in Lichtenfels, donnerstags in der Dekanatskirche in Michelau und freitags in Ützing.
Evangelisches Dekanat Michelau
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