65 Männer und 16 Frauen sind in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern derzeit als Dekane oder Dekanin aktiv. Nun bekommen die Frauen Verstärkung: Die gebürtige Coburgerin Stefanie Ott-Frühwald ist Anfang April 2017 in ihr Amt als Dekanin in Michelau eingeführt worden.

 

Wofür stehen Sie?

Stefanie Ott-Frühwald: Mir ist wichtig, den Menschen zugewandt zu sein. Das ist mir wichtig als Pfarrerin gewesen, und das ist mein Ansatz jetzt auch als Dekanin.

 

Warum ist das in der heutigen Zeit so wichtig?

Ott-Frühwald: Menschen erleben häufig, dass Dinge sich über sie hinweg ereignen. Wenn Nachrichten durch die Lande rollen, stellt sich doch die Frage: Was hat das denn mit mir zu tun? Die meisten Dinge, auch die, die sich auf der weiten Welt ereignen, haben mit unserem eigenen Leben zu tun. An diesem Punkt, ist meine Meinung, unterscheidet sich Kirche von Nachrichten etwa im Fernsehen oder im Internet: Hier geht es nicht über die Menschen hinweg, sondern es geht um die Menschen.

 

Warum sollte die Kirche hier einen besonderen Part übernehmen?

Ott-Frühwald: Weil es zu keiner Zeit anders war. Schon zu Martin Luthers Zeiten wurde über seinen Kopf hinweg entschieden. Darum geht es auch heute: Was ist eigentlich mein Platz in dieser Welt, und was hat dieser Gott mit mir zu tun? Das waren die gleichen Fragen bei Luther und auch schon bei Jesus.

 

Aber die Kirche tut sich da scheinbar schwer. Woran hapert es da?

Ott-Frühwald: Das fängt bei der Pfarrerausbildung an. Wir lernen an der Universität so zu sprechen, wie kein Mensch normalerweise spricht. Die Bibel erzählt anders. Sie erzählt Geschichten, die mit Menschen zu tun haben. Menschen erleben etwas, haben Erfahrungen mit Gott, mit Jesus. Das müssen wir als Theologinnen und Theologen wieder lernen, wenn wir in die Praxis gehen.

 

Sind Sie eine Frau der Entscheidungen?

Ott-Frühwald: Ja. Dazu gehörte es auch, mich auf die Stelle in Michelau zu bewerben und mich diesem Verfahren zu stellen. Allerdings brauchen Entscheidungen bei mir ihre Zeit, und die gebe ich mir. Dinge übers Knie zu brechen, ist eher nicht so mein Fall. Ich prüfe das gerne, und zwar sowohl im Hinblick darauf, was da in meinem Kopf vor sich geht, als auch, was mein Gefühl damit zu tun hat.

 

Ihre neue Heimat ist jetzt der "Gottesgarten am Obermain". Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit, und auf welche fränkische Spezialität freuen Sie sich besonders?

Ott-Frühwald: Es ist wirklich ein wunderschöner Fleck auf Gottes großer Erde. Denn Natur ist für mich wichtig: Den Himmel über mir zu haben und möglichst unbebaute Erde unter mir. Den Garten oder Spaziergänge – das brauche ich als Ausgleich. Und als Coburgerin liebe ich natürlich die Coburger Bratwurst – die muss schon sein. Aber nicht unbedingt täglich.