Eine Projektgruppe stellte kürzlich in Schwabach die jüngsten Strecken des überwiegend in Mitteldeutschland bestehenden Wegenetzes vor, auf denen der Reformator Martin Luther gewandert sein soll.

3000 Kilometer lang und durch sieben Bundesländer läuft die Route, die 2008 von der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft (DLWG) in Wittenberg ins Leben gerufen wurde. "Anders als beim katholisch geprägten Jakobsweg, dessen Ziel Santiago de Compostela und die Gebeine des Heiligen Jakobus ist, geht es bei dieser Form des Pilgerns um spirituelle Einkehr", erklärt Ekkehard Steinhäuser, Theologe und Präsident der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft. In ihr arbeiten Vertreter von evangelischen Landeskirchen, Politik, Tourismus- und Wanderverbänden, Wirtschaft und Bildung sowie Einzelpersonen zusammen mit dem Ziel, Aktivitäten und Stationen zu vernetzen.

Pilgern zu innerer Einkehr

Der Weg sei das Ziel, keine Heiligenverehrung, erläutert die Schwabacher Dekanin Berthild Sachs die Spezifität dieser Form des Pilgerns, die ganz im Sinne Luthers wäre. "Ihm hätte das gut gefallen, wenn sich Menschen auf einen Weg machen, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden und dabei im christlichen Sinne über ihr Leben und Handeln nachzudenken", bekräftigt sie. Die Evangelische Kirchengemeinde und das Dekanat Schwabach hatten sich im vergangenen Sommer entschlossen, im Zuge des Europäischen Projekts "Routes of Reformation" den Lutherweg als "Brückenkopf" in Schwabach und dem Landkreis Roth zu schaffen.

Die erste der beiden neuen, jeweils etwa 20 Kilometer langen Routen geht über Roth entlang historischer Handelswege, auf denen Luther vermutlich 1510 nach Rom und 1518 nach Augsburg unterwegs war – vier Mal insgesamt. Die zweite Route verläuft über Kammerstein und Spalt und bezieht damit Orte ein, die für die Reformation 1517 wichtig waren. Ersterer, weil viele protestantische "Exulanten" hier eine neue Heimat gefunden haben, die seit dem Dreißigjährigen Krieg wegen ihres evangelischen Glaubens aus den habsburgischen und anderen katholischen Ländern vertrieben wurden. Zweiterer wegen "Spalatin", wie sich der Humanist und Theologe Georg Burkhardt nannte, der ein Wegbegleiter Luthers war. Bei Pleinfeld vereinigen sich die Routen dann wieder.

Michael Kummer ins Präsidium

Als nächsten Schritt werde die Projektgruppe, zu der neben dem Schwabacher Pfarrer Paul-Hermann Zellfelder auch das Tourismusbüro der Stadt Schwabach und des Landkreises Roth gehören, Materialien entwickeln, um die Wege zu beschildern, sagt Michael Kummer. Außerdem sollen die Kirchengemeinden entlang des Wegs angesprochen werden, ob sie sich in irgendeiner Form am Projekt beteiligen möchten. Der Schwabacher kirchliche Geschichtsbeauftragte vertritt zudem das Dekanat ab sofort im Präsidium der DLWG und ist auch neuer Beauftragter für den Freistaat Bayern.

Da der Thüringer Teil des Lutherwegs bei Coburg kurz durch Bayern verläuft, gibt es diesen Weg bereits auf rund 100 Kilometern Länge auch im Freistaat.
Ziel sei aber langfristig eine Wegeführung von Nürnberg bis nach Augsburg. Sowohl der Kirchentag in Nürnberg 2023 als auch das Jubiläum "500 Jahre Augsburger Bekenntnis" im Jahr 2030 wären gute Gründe für die Umsetzung des Lutherwegs, meint Kummer.
Die als Verein organisierte Deutsche Lutherweg-Gesellschaft ist zuständig für die Qualitätssicherung im Hinblick auf einheitliche Standards und thematische Profilierung der Stationen und koordiniert Bildung im Kontext des Lutherwegs.

Des Weiteren findet jährlich ein "Lutherwegtag" für Akteure am Lutherweg statt.