Sie wirkt ein wenig wie eine Fabrikhalle – doch die 1964 eingeweihte Kirche evangelische Kirche St. Paul passt hervorragend in den Augsburger Stadtteil Pfersee, wo sie zwischen katholischen Gotteshäusern, Häuserzeilen und Bahn-Schienen liegt. Sie ist schnell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus allen Himmelsrichtungen erreichbar und bietet rund 200 Tagesgästen Sitzplätze.

Vesperkiche in Augsburg

"Ein unterschätzter Raum", sagt Pfarrerin Marianne Werr. Aber ein geeigneter Raum für ein Projekt wie die Vesperkirche: Denn die sechs Meter langen Kirchenbänke können leicht ausgebaut werden und weichen zur Vesperkirche vom 3. bis 17. März rund 30 Tischgarnituren.

Noch macht die Elektrik in der von Architekt Gustav Gsaenger (1900-1989) entworfenen Kirche den Verantwortlichen etwas zu schaffen. "Wir sind aber zuversichtlich, dass keine Leitungen überlastet sind und Sicherungen fliegen, wenn hier im März die Warmhalte- oder Kühlgeräte anspringen", sagt Werr. Etwas abgeschaut habe man sich von den Machern der Vesperkirche in Memmingen, die schon seit mehreren Jahren ein ähnliches Projekt haben.

Vorbereitungen

Die größten Hürden hat das Vorbereitungsteam schon Monate vor Start der Vesperkirche genommen. Aus allen Altersgruppen und den unterschiedlichsten Stadtteilen Augsburgs und Umgebung kommen die Menschen, die den Gästen neben dem Essen auch ein kostenloses Rahmenprogramm mit sozialen Angeboten und kulturellen Highlights bieten wollen.

Übrigens: Für einen Euro bekommt man einen Verpflegungschip, der wiederum für ein Mittagessen plus Kaffee und Kuchen gültig ist.

Ehrenamtliche aus verschiedenen Bereichen

Die Organisations-Fäden laufen bei Elisabeth Krauß zusammen. "Es sind langjährige Mitarbeitende aus den Kirchengemeinden, aber auch neue Gesichter. Hinzu kommen noch Personen, die sich als Gruppe für einen Tag anmelden, um mitzuarbeiten, wie der Rotary-Club, Schulklassen oder Konfirmandengruppen", freut sich die Diakonin. Sogar die Fußballer vom FC Augsburg haben sich zum Helfen angekündigt.

Es wird verschiedene Arbeitsbereiche von der Essensausgabe über den Service bis zur Kasse geben, die pro Tag in zwei Schichten zu je zwei Stunden abgedeckt sind. "Die Ehrenamtlichen können Lieblingsbereiche und ihre möglichen Einsatztage angeben, wir werden dann versuchen, eine gute Einteilung für alle zu finden. Wird eine große Herausforderung, aber wir sind zuversichtlich", meint Krauß.

Ökumenische Vesperkirche

Neben dem Diakonischen Werk Augsburg ist auch das Bistum Augsburg mit im Boot.

"Ganz besonders freuen wir uns, dass Augsburg als Pilotprojekt die erste ökumenische Vesperkirche in Bayern sein wird", sagt Dekan Frank Kreiselmeier.

In das Gemeinschaftsprojekt ist auch Thomas Hegner, Pfarrer an St. Anna, eingebunden. Er hat die Finanzen und Kosten im Blick. Hegner plant glatt mit 100.000 Euro Kosten, die von der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Stadt Augsburg zu 75 Prozent getragen werden:

"Das fehlende Viertel bekommen wir über Spenden herein. Da sind wir guter Dinge."

Doch Geld ist letztlich nicht alles. Elisabeth Krauß würde sich freuen, wenn die Vesperkirche in die Gesellschaft hineinwirkt, auf die Not vieler Menschen aufmerksam macht und auch das Bild von Kirche und diakonischer Arbeit in einer positiven Weise in den Blick gerät. Der Blick solle zudem auch auf Menschen fallen, die einsam oder in Not sind und über die Vesperkirche hinaus Anschluss oder dauerhaft Hilfe finden können.

Nicht zuletzt sollten Menschen Lust bekommen, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden