In den Weihnachtsgottesdiensten haben die bayerischen Bischöfe die Menschen zu einem sorgsamen Umgang miteinander, tätiger Solidarität und Bewahrung der Natur aufgerufen. Wie der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seiner Predigt sagte, bringe das weihnachtliche Geschehen den Menschen nicht nur neue Hoffnung, sondern auch moralische Leitplanken für ihr Zusammenleben. Dazu gehöre Engagement für arme Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt, Überwindung einer Kultur der Anprangerung, Empörung und Abwertung in den sozialen Medien sowie ein neuer Lebensstil, der aufhört, die Natur zu zerstören.

Würzburger Regionalbischöfin Bornowski: Menschwerdung feiern

Weihnachten ist für die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski ein Anlass, an ihre Freundschaften zu denken und dankbar für sie zu sein. Freundschaft spiele im Leben eine zentrale Rolle, sagte die evangelische Regionalbischöfin in ihrer Predigt in der Würzburger St. Johanniskirche. "Wer wünscht sich nicht so einen Freund, der da ist, wenn man ihn braucht, der nicht verurteil, sondern zu verstehen versucht, der einen annimmt, so wie man ist", fragte Bornowski laut Manuskript. Die Theologin erinnerte daran, dass Gott eben dies tue, nicht nur an Weihnachten: "In Jesus Christus kommt er und nah und wird uns zum Freund."

Die Menschwerdung, die an Weihnachten gefeiert wird, soll die Menschen an die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes erinnern. Seine immerwährende Freundschaft verspreche Gott jedem persönlich mit dem Zeichen des Wassers in der Taufe. "Er hält uns die Treue. Man könnte sagen: Ein Anruf genügt, und er ist da", sagte Bornowski. Viele Menschen würden dieses wunderbare Versprechen allerdings allzu leicht vergessen - und das "großartige Geschenk unserer Taufe bleibt unbeachtet". Auch, weil uns vieles im Leben "nicht geschenkt" werde. Bei Gott sei dies anders: "Die Freundlichkeit Gottes müssen wir uns nicht erarbeiten. Sie wird uns geschenkt - einfach so."

Dies könne man sich zum Vorbild nehmen, sagte die Regionalbischöfin: "Das Größte ist immer, wenn ein Mensch sich einem anderen schenkt, seine Liebe und Freundschaft, seine Aufmerksamkeit und Zuwendung." Man nehme einander wahr im jeweils eigenen Bedürfnis, gemocht zu werden. So schenke man Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe untereinander weiter.

Nürnberger Regionalbischof Nitsche: Weihnachten gibt Hoffnung

Weihnachten ist nach Überzeugung des Nürnberger Regionalbischofs Stefan Ark Nitsche eine neue Form der Hoffnung und Logik für die Welt. Denn Gott habe ein Kind als Antwort in eine Zeit geschickt, die durch teilweise apokalyptische Untergangsszenarien verunsichert sei, sagte der evangelische Theologe laut Mitteilung in seiner Predigt in der Willibaldskirche in Langenaltheim. Damit sei etwas Neues und noch nie Dagewesenes in die Welt gekommen. Diese neue Form der Hoffnung entmachte die Angst und hole die Menschen aus der Lähmung eines "Ich-kann-doch-eh-nichts-machen". Seit der ersten Weihnacht sei auch die bisherige Logik auf den Kopf gestellt worden: "Nicht weil wir so toll sind, verändert sich etwas, sondern weil wir verändert werden durch dieses tolle Geschenk des Lebens", sagte Nitsche. Durch diese Veränderung seien die Menschen frei zum Handeln.

Augsburger Regionalbischof Piper: Weihnachten steht für Mut und Zuversicht

Die Weihnachtsgeschichte steht nach Überzeugung des Augsburger Regionalbischofs Axel Piper für beispielhaften Mut und Zuversicht. Denn an Weihnachten mache Gott deutlich, dass er zu dieser Welt hält, sagte der evangelische Theologe in seiner Predigt. Ein Beispiel für diesen Mut sei Maria, die zu ihrer Schwangerschaft stehe, auf ihren Partner Josef vertraue und sich deshalb auf ihren beschwerlichen Weg gemacht habe. Diesen "merianischen Mut" hätten heute viele Flüchtlinge, die übers Meer oder durch Wüsten fliehen, sagte der Regionalbischof. Dabei wüssten, sei nicht einmal, wo sie wirklich landen und was sie erwartet, wenn die Flucht gelingt. Deshalb sollte ihr Mut zumindest positiv gewürdigt werden, statt sie von vornherein unter Verdacht zu stellen. Mut könne Vertrauen erzeugen, während Angst zu Misstrauen führe. Diese Angst zeige sich, wenn Politiker diffamiert werden oder Lügen und abstruse Verschwörungstheorien an die Stelle von Sachlichkeit und Tatsachen treten, sagte Piper.

Regensburger Regionalbischof Stiegler: Christus fühlt wie die Menschen

An Weihnachten stellt sich Gott nach Überzeugung des Regensburger Regionalbischofs Klaus Stiegler auf die Seite der Menschen. Denn durch das Kind in der Krippe komme Gott mit seinem ganzem Wesen, seiner ganzen Kraft und Liebe, sagte der evangelische Theologe in seiner Predigt  in der Regensburger Dreieinigkeitskirche. Von einer Frau geboren, sei Christus ein Mensch wie alle Menschen: "Er hat eine Körper, hat Hunger, muss schlafen." Er fühle wie die Menschen, kenne Schmerzen und Sterben und komme dadurch hinein in den Glanz, aber auch die ganze Niedrigkeit des menschlichen Lebens.

Durch Weihnachten sei das Leben der Menschen geachtet, erlöst und befreit von Selbstzweifeln, sagte der Regionalbischof. Als Konsequenz daraus sollten die Menschen sensibel und entschlossen sein gegen menschlichen Allmachtswahn, der über andere verfügen wolle, und achtsam für alles Leben eintreten.

Bayreuther Regionalbischöfin Greiner: Gegen jede Form von Menschenverachtung

Weihnachten steht nach Überzeugung der Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner gegen jede Form von Menschenverachtung. Denn Gott gebe keinen Menschen auf und wolle durch seine Liebe alle verwandeln, sagte die evangelische Theologin in ihrer Predigt in der Bayreuther Stadtkirche. In der Nachfolge Jesu sollten die Menschen deshalb jedem anderen mit Respekt begegnen. Das sei gerade jetzt notwendig, weil sich menschenverachtende Haltungen in der Gesellschaft immer mehr breitmachen. Diese Entwicklung sei "brandgefährlich", denn bei den führenden Köpfen stünden eiskalte Strategien dahinter, die die Gesellschaft spalten. Mit dieser gezielten Strategie solle Europa als Friedenshort zerstört werden, um "Machtkämpfen wieder Raum zu geben, die das deutsche Volk allein glorifiziert sehen wollen".

Menschenverachtung sei auch oft kombiniert mit echter Judenfeindlichkeit, sagte die Regionalbischöfin. In der Gesellschaft gebe es ein erschreckendes Ausmaß an national-sozialistischem Gedankengut. Sie sei entsetzt gewesen über Schreiben, die sie bekommen habe, nachdem die bayerische Landeskirche die Entstehung eines jüdischen Zentrums in Bayreuth finanziell unterstütz habe, sagte Greiner.

Landesbischof Bedford-Strohm: Weihnachten ist Hoffnungsbotschaft

Weihnachten ist nach Überzeugung des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm die größte Hoffnungsbotschaft für die Welt. Denn Gott bleibe nicht "irgendwo da draußen am Himmel", sondern komme mitten in die Welt hinein und werde zum Bruder der Menschen, sagte der Bischof laut Manuskript in seiner Predigt am Weihnachtstag in der Münchner Matthäuskirche. Durch Weihnachten bekämen alle Menschen einen erfüllenden und heilsamen Horizont für ihr Leben. Weihnachten verbinde aber auch Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten. Denn Gott sei durch das Kind in der Krippe "nicht zuerst Deutscher oder Chinese, Amerikaner oder Afrikaner geworden, sondern einfach Mensch".

Das weihnachtliche Geschehen bringe den Menschen nicht nur neue Hoffnung, sondern auch moralische Leitplanken für ihr Zusammenleben, sagte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Denn Egoismus als Lebensprinzip zerstöre jeden einzelnen, aber auch die Gesellschaft insgesamt. Diese Leitplanken seien jedoch keine "moralistischen Mahnungen", sondern eindringliche Rufe zu Solidarität und Handeln. Dazu gehöre Engagement für arme Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt, Überwindung einer Kultur der Anprangerung, Empörung und Abwertung in den sozialen Medien sowie ein neuer Lebensstil, der aufhört, die Natur zu zerstören.