Johannes Matthias Roth gilt als "bunter Hund" in der Pfarrer-Szene. Geboren wurde er 1967 in Weißenburg als Sohn einer Pfarrersfamilie, bekannt ist er auch für seine geistlichen Lieder. Seit rund zwei Jahren ist Roth einer von rund 100 deutschen evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern, die im Ausland Dienst tun. In Dubai betreut er die evangelischen Christen in den Vereinigten Arabischen Emiraten - also in den Emiraten Abu Dhabi, Adschman, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha, Umm al-Qaiwain und eben in Dubai.

Das Sternenzelt als Kirchendach

Roth ist in den Emiraten geistlicher Ansprechpartner für die deutschsprachigen Evangelischen. "Ich betreue etwa 50 Familien mit rund 200 Gemeindegliedern", erzählt er. Überzeugt hatte ihn ein Kollege, der ihm bei einem Besuch gesagt hatte:

"Johannes, so einen wie dich brauchen wir in Dubai. Unser Kirchendach ist das Sternenzelt."

Gottesdienste würden regelmäßig in einem Gebäudekomplex gefeiert, den der Scheich an die unterschiedlichen christlichen Kirchen in Dubai vermietet hat. Oft zieht es die Gemeinde aber zu Andachten in die Dünen der Wüste.

Zurück zu den Wurzeln des Christentums

"Dort fahren wir mit Jeeps raus, nehmen uns etwas zu essen mit und feiern. Dabei werden wir still und lassen die Umgebung auf uns wirken", sagt Roth. Wie ganz zu Beginn der Christenheit, auch da wurden die ersten Gottesdienste in der Wüste gefeiert. Franke Roth hält dort auch Hochzeiten und fungiert als Standesbeamter, feiert Konfirmationen, Beerdigungen oder Weihnachten. Die Gemeinde stellt ihm Wohnung, Büro und Auto zur Verfügung. Es gibt einen richtigen Kirchenvorstand, der auch mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Kontakt steht.

"Es ist der Wahnsinn. Vom Taxifahrer bis zum Top-Manager treffe ich jeden Tag ganz unterschiedliche Menschen",

beschreibt Roth sein Leben in Dubai. Kürzlich hatte er im Pool des 75. Stockwerks eines Wolkenkratzers einen "Richard Wagner", seines Zeichens Stararchitekt, getauft, der das Hotel auch selbst entworfen hat. "Gerade ging die Sonne auf, im Hintergrund Burj Khalifa, das höchste Bauwerk der Welt. Morgen sitze ich dann mit 20 kleinen Babys und deren Müttern im Wüstensand und feiere Gottesdienst, wir singen, tanzen und toben", sagt Roth begeistert.

Als evangelischer Pfarrer werde ihm in dem arabischen Wüstenstaat eine große Wertschätzung entgegengebracht. "Die Muslime nennen mich 'Priester'", auch die hinduistischen Beduinen, mit denen er oft in der Wüste am Lagerfeuer sitze, mögen ihn, erzählt Roth. Niemand habe in Dubai Sorge, dass er missionieren will, erzählt der 55-Jährige. Das Leben in Dubai sei ein für arabische Verhältnisse vergleichsweise freies - zumindest, wenn man Geld hat. Regeln sollte man aber nicht brechen, denn schon für banale Verkehrswidrigkeiten drohen mitunter tagelange Haftstrafen.

WM in Katar "darf man nicht unterstützen"

Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein auf der Arabischen Halbinsel, sagt Roth - und meint damit die Fußball-Weltmeisterschaft im benachbarten Katar, die derzeit läuft. In seinen Augen ein "trauriges Welt-Fußballereignis": "Das darf man nicht unterstützen. Alleine beim Stadienbau ist so viel Unrecht geschehen." Für die Arabischen Emirate ist die WM ein Wirtschaftsfaktor, sagt Roth:

"Viele kommen hierher, um für ein einziges Spiel dann rüber nach Katar zu fliegen. Die Hotelpreise sind dort astronomisch hoch, auch die Flüge sind extrem teuer."

Im Juni 2023 will Roth nach Deutschland zurück und dann nach Nürnberg - wenn alles nach Plan läuft. Dann wird er seiner bewegten Biografie sicherlich noch ein paar neue Farbtupfer beimischen. "Ich liebe das Leben und meinen Beruf." Gerade sitze er an seiner 13. CD, die bis zum Deutshen Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg fertig sein muss. "Weil ich da auftrete", sagt Roth mit Blick auf das Großereignis, das vom 7. bis 11. Juni stattfindet. Musik und Glaube gehörten für ihn schon immer fest zusammen, sagt der musizierende Theologe.

Das wirke auch auf Menschen, die eigentlich aus ganz anderen Ecken kommen - wie erst vor wenigen Monaten in Dubai erlebt. "Ich habe einen Manager in unserer Gemeinde getroffen, der mir und meiner Musik-Leidenschaft gegenüber zuerst etwas skeptisch schien. Irgendwann hat er aber gemerkt, wie viel spirituelle Kraft in den Liedern und Texten steckt. Heute sind wir beste Freunde."