Der fränkische Weinbau gilt seit mehreren hundert Jahren als eines der wertvollsten Güter der Region. Nicht zuletzt verantwortlich ist dafür auch der Main, der das gesamte Dekanat Würzburg durchfließt. Auch in Würzburg hat das Handwerk Spuren hinterlassen: Die Marienfestung, die auf dem Frauenberg hoch über dem Altstadtkern der Dekanatshauptstadt thront, ist umgeben von Weinreben.

Vom Gipfel des kleinen Hügels aus überblickt man aus etwa 100 Metern Höhe große Teile der Stadt. Aus der Stadtkulisse heraus ragen zahlreiche Kirchtürme, darunter die der evangelischen Deutschhauskirche und der Dekanatskirche St. Stephan. Angesichts all der Türme vermutet man heute als Besucher*in von auswärts zunächst gar nicht, dass Protestant*innen in Würzburg erst seit knapp 200 Jahren Gottesdienste feiern und Gemeinden bilden dürfen.

Dekanat Würzburg: Von der Reformation bis zur Dekanatgründung

Doch das war der Fall: Denn die katholische Kirche begegnete dem Luthertum in den Städten Würzburg, Arnstein, Heidingsfeld, Karlstadt und Ochsenfurt nach der Reformation mit einem Verbot der Konfession. Die Gegenreform unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn bedeutete für viele Protestant*innen eine Zwangskatholisierung oder die Flucht aus den betroffenen Regionen. Dies hielt bis in das Jahr 1803 an, als das Religionsedikt des bayerischen Kurfürsten Max Joseph die Gleichstellung aller christlichen Gemeinden bewirkte. Erst ab dem Zeitpunkt konnten evangelische Christinnen und Christen in den betroffenen Städten und ihrer Umgebung eigene Kirchen bauen und Gemeinden bilden.

Zu den nach der Säkularisation gegründeten Stadtgemeinden gehören heute 19 Kirchengemeinden in 14 Pfarreien. Zu der Zeit des Religionsedikts entstand auch die Dekanatskirche St. Stephan in Würzburg, die als eine der ältesten Kirchen und Mutterpfarrei des Dekanats gilt. Bei der Neueinteilung der evangelischen Dekanate in Bayern wurde bereits kurze Zeit später, am 19. April 1827, das Dekanat Würzburg gegründet.

Anders als in den Stadtgemeinden Würzburgs, in denen es nahezu keine evangelischen Christinnen und Christen mehr gab, verhielt es sich jedoch im weiten Umland des Dekanats Würzburg. Die Entstehung der 22 Landgemeinden in 15 Pfarreien des Dekanats lässt sich direkt auf die Reformationszeit zurückführen. Die Gemeinden behaupteten sich in einem damals aggressiven katholischen Umfeld und blieben trotz Versuchen einer Gegenreformation evangelisch. Verschiedene evangelische Adelsfamilien prägten die Umgebung, die zwar hauptsächlich der wittenbergischen Form der Reformation zuneigte, aber auch Ansätze der oberdeutschen und der württembergischen Formen zeigte.

Das Dekanat Würzburg heute

Heute hat das Dekanat Würzburg etwa 65.000 Gemeindemitglieder in 41 Kirchengemeinden. Unter der Leitung des Dekans Wenrich Slenczka, der das Amt Ende 2019 antrat, steht das kirchliche Leben unter dem Motto „Da sein, wo Gott uns hinstellt“.

Stolz ist das Dekanat auf seine Leistungen im Bildungsbereich. In den über 150 Schulen des Dekanats findet regelmäßig evangelischer Religionsunterricht statt. Außerdem gibt es ein eigenes evangelisches Gymnasium in Würzburg, das Dag-Hammerskjöld-Gymnasium. Dort wird viel Wert gelegt auf soziale Aufgaben, die Schüler*innen beispielsweise in Praktika erfüllen, oder aber bei der sogenannten „Challenge“ der Schule. Hier müssen die Gymnasiast*innen zwei Aufgaben erfüllen: Sie müssen sich innerhalb einer Woche mindestens 100 Kilometer von Würzburg entfernen und jemandem einen Gefallen tun. Und dies mit dem zur Verfügung gestellten Budget von 60€ pro Woche. Auf der Internetseite des Dekanats heißt es, dass den Kindern so beigebracht werde, wie im

"Schulalltag Werthaltungen eingeübt und durch religiöse Angebote Glaubenserfahrungen und lebendige Begegnungen mit anderen Religionen ermöglicht werden".

Im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus können sich erwachsene Christ*innen weiterbilden, im Evangelischen Beratungszentrum wird Seelsorge geleistet.

Auch die Ökumene spielt eine große Rolle. Das evangelische Dekanat arbeitet eng mit dem katholischen Bistum Würzburg zusammen. Auch mit der jüdischen und der muslimischen Gemeinde ist das Dekanat stets im Austausch. Eine Dekanatspartnerschaft besteht seit 1992 mit Ruvama in Tansania.

Diese Kirchengemeinden gehören zum Dekanat Würzburg

Evang.-Luth. Dekanat Würzburg

Zwinger 3c
97070 Würzburg

Tel.: 0931 354 120 
dekanat.wuerzburg@elkb.de