Welchen Beitrag können Religionen für die Integration leisten? Unter dieser Überschrift diskutierten kürzlich bei einer Tagung des "Kompetenzzentrums Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Interreligiöser Dialog" der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung Experten aus Forschung und Praxis. Teil des Panels war auch Martin Rötting, Professor für Religious Studies an der Paris Lodron Universität Salzburg und Mitinitiator vom "Haus der Kulturen und Religionen München", das derzeit in der Nazarethkirche München-Bogenhausen entsteht.

"Dieses Gemeinsame ist einer der wesentlichen Bausteine für Demokratien."

Welchen Beitrag können Häuser der Religionen zur Integration leisten?

Martin Rötting: Häuser der Religionen verbinden zum Beispiel Menschen, die zu spirituellen Gruppen wie Zen oder Yoga gehören, mit Menschen, die sich der Migrationsgemeinde zugehörig fühlen. Dies können christliche, muslimische, jüdische, buddhistische oder andere Gruppen sein. In unterschiedlichen Räumen gestalten sie alle zum einen ihr eigenes Gemeindeleben. Aber sie stehen auch für die Vision des interreligiösen Dialogs, welche das Haus als Ganzes kommuniziert. Und es gibt natürlich auch Gemeinsames, wie Kulturprogramme oder Gebete der Religionen für den Frieden. Dieses Gemeinsame ist einer der wesentlichen Bausteine für Demokratien und pluralistische Gesellschaften.

Helfen solche Konzepte denn auch bei akuten Problemen in sozialen Brennpunkten, bei denen der Ruf nach gelingender Integration regelmäßig laut wird?

Häuser der Religionen tragen mit zu den interkulturellen und interreligiösen Netzwerken einer Stadt bei. Über diese ist in akuten Situationen schnell das notwendige Wissen und vielleicht auch Personen verfügbar, die professionell eingreifen können. Häuser der Religionen mögen in manchen Fällen auch geeignete Orte für politische Maßnahmen zur Integration sein. Das Hus of God in Stockholm beispielsweise ist ein Projekt, das in einem sozialen Brennpunkt entstanden ist.

"Aspekte, die für die Fragen der Integration wesentlich sind."

Sie sind am Aufbau des Hauses der Kulturen und Religionen in München beteiligt: Welche konkreten Erfahrungen machen Sie in punkto Integration dort?

Wir erhalten von unterschiedlichen Gruppen Anfragen, sich zu beteiligen: von ethnisch-kulturellen wie den Sinti und Roma genauso wie von religiös geprägten wie Muslime. Viele Vertreter solcher Communities sind im Vorstand, auch im Vorsitz engagiert. Weil wir uns zum großen Teil schon sehr lange über die bestehenden interreligiösen Netzwerke kennen und das Projekt auch zusammenschweißt, entsteht eine sehr gute und anspruchsvolle Vertrauensebene und ein Raum, der offene Gespräche ermöglicht - Aspekte, die für die Fragen der Integration wesentlich sind.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden