Das Erzählen von biblischen Geschichten gehört zu den Grundlagen unseres Religionsunterrichtes. Wir Religionslehrkräfte haben die Aufgabe, die Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament den Kindern und Jugendlichen nahezubringen.
Vor längerer Zeit habe ich bereits einen Beitrag zum Thema "Erzählen" geschrieben, in dem ich meine Grundlagentipps für das Erzählen beschrieben habe. Hier findest du meine Erzähltipps.
Als Erweiterung möchte ich nun gerne Erzählmethoden beschreiben, die über das freie Erzählen der biblischen Geschichten hinaus gehen. Denn je nach Religionsgruppe, die vor mir sitzt und auch biblischer Geschichte kann es hilfreich sein, die Erzählung mit visuellen oder auditiven Methoden zu unterstützen und so die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. Allerdings muss der Einsatz von unterstützenden Medien und Methoden wohlbedacht sein, damit die Schülerinnen und Schüler nicht mit Reizen überfordert werden.
Im Folgenden möchte ich gerne 5 kreative Erzählmethoden beschreiben, die bei mir in der Praxis regelmäßig zum Einsatz kommen:
1. Erzählen mit Bildern
Die wohl beliebteste Methode ist die visuelle Unterstützung von Erzählungen. Dabei kann die Geschichte mithilfe von Figuren und Legematerialien in Form eines Bodenbildes erzählt werden. Aber auch Emoticons, Verkehrszeichen oder andere Cliparts und Symbole können in einem Bodenbild oder an der Tafel zur Verstärkung der Erzählung verwendet werden. Auch das Kamishibai-Erzähltheater mit den Bildkartensets kommt in vielen Klassenzimmern zum Einsatz. Dabei muss nicht immer das ganze Bildkartenset gezeigt werden – die Auswahl bestimmter Bilder kann ich bei den meisten Erzählungen empfehlen. Seit einiger Zeit gibt es die Kamishibai-Bildkarten auch als sogenannte "Ekamis" in digitaler Form für den Beamer oder die digitale Tafel. Ich verwende auch gerne die Erzählschiene aus Holz, in der die einzelnen Figuren aus fester Pappe eingesteckt werden und so die Erzählung lebendig werden lassen.
2. Klang & Sound
Neben Erzählmethoden mit Bildern besteht auch die Möglichkeit bestimmt Erzählmomente mit Klang und Sound zu verstärken. Ein Tipp: die Website www.salamisound.de bietet eine Vielzahl von Geräuschen aus dem Alltag zum Download. Hier findet man zum Beispiel den Sound "Menschenmenge" für die Erzählung der Tempelreinigung oder auch Gewittergeräusche für die Geschichte von Martin Luther, als er in das schwere Gewitter geraten ist und sein Klosterversprechen gegeben hat. Schnell und einfach sind die Geräusche mit Handy und Lautsprecher im richtigen Moment abgespielt und unterstützen so meine Erzählungen und die Kinder sind mit großen Augen und Ohren mit dabei. Eine andere Möglichkeit sind sogenannte "Klanggeschichten", bei denen die Schülerinnen und Schüler mit einbezogen werden. Mit Orff-Instrumenten bekommen die Kinder während der Erzählung bestimmte Geräusche und Erzählmomente mit den Instrumenten zu vertonen. Für diese Methode verwende ich gerne die Geschichte von der Sturmstillung oder der Arche Noah.
3. Signalwörter
Eine tolle Möglichkeit die Kinder und Jugendlichen mit in die Erzählung mit einzubinden und zu beteiligen bieten auch die sogenannten "Signalwörter-Geschichten". Dabei bespricht man vor der Erzählung bestimmte Signalwörter, auf die eine bestimmte Reaktion der Schülerinnen und Schüler erforderlich sind. Das können zum einen Bewegungen sein, aber auch bestimmte Wörter und Sätze – zum Beispiel als wörtliche Rede von bestimmten Personen aus der Erzählung. Je nach Jahrgangsstufe können mehr Signalwörter vereinbart werden und die Beteiligung der Kinder komplexer sein.
4. Erzählen mit dem Zollstock
Den Fokus auf bestimmte Momente in der Erzählung erreicht man beispielsweise durch den Einsatz eines Zollstockes. Man kann einige Bilder und Symbole aus der Erzählung mit dem Zollstock nachbilden bzw. durch kleine Veränderungen des Zollstockes ein nächstes Symbol darstellen. So habe ich bereits die Weihnachtserzählung erzählt und folgenden Symbole mit dem Zollstock gebildet: Haus, Kreuz, Stall, Futterkrippe, Stern. Die Kinder waren gespannt welches Bild als Nächstes entsteht und gezeigt wird. Wichtig ist dabei, dass man den Umgang und das Nachbilden der Symbole vorher einübt und Sicherheit mit dem Zollstock gewinnt.
5. Rückengeschichten
Die biblischen Erzählungen mit allen Sinnen spüren. Dies ist mit den Rückengeschichten möglich. Als Partneraufgabe oder im Kreis erzählen sich die Kinder und Jugendlichen die Geschichte gegenseitig mit den Händen auf dem Rücken. Dabei hören die Schülerinnen und Schüler die Erzählworte der Lehrkraft und versuchen diese dann mit ihren Händen umzusetzen. Erzählungen, die ich auf diese Art und Weise besonders gerne in meinem Unterricht einsetze, ist die Erzählung von der Sturmstillung oder die Berufung der Jünger. Voraussetzung ist natürlich ein gewisses Vertrauensverhältnis innerhalb der Gruppe, klare Regeln wie zum Beispiel "wir achten aufeinander" und die Freiwilligkeit bei dieser besonderen Erzählmethode mitzumachen.
Mehr Einblicke in meine Arbeit und Tipps und Ideen für den Religionsunterricht gibt es auf meinem Instagramkanal "frau_religionslehrerin".
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