Frauen sollen Vatikan-Ministerien leiten dürfen

"Die Ministerien im Vatikan können ohne weiteres von Frauen geleitet werden, warum nicht?", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Freitag beim evangelischen Kirchentag in Dortmund. Das müssten nicht unbedingt Kardinäle sein. Beim Thema Öffnung des Priesteramtes für Frauen oder Diakonat der Frau sehe er allerdings auf Ebene der katholischen Weltkirche zurzeit keine Bewegung.

Marx sprach sich zudem für mehr synodale Mitbestimmung in der katholischen Kirche in Deutschland aus. Allerdings könne es keinen deutschen Sonderweg geben. Man könne Vorgaben der Weltkirche, etwa was das Verbot der Frauenordination oder den Pflichtzölibat angeht, nicht übergehen, fügte Marx hinzu, der auch Erzbischof von München und Freising ist.

Beim Thema gemeinsames Abendmahl zwischen Protestanten und Katholiken warb Marx weiter für kleine Schritte auf theologischer Ebene und Geduld. An ein solches auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main glaube er nicht.

Er habe zumindest die Hoffnung, dass bis zum nächsten Ökumenischen Kirchentag "doch noch ein paar Signale gesetzt werden können". Ohnehin sei man in der gelebten Praxis an vielen Orten schon weiter, wenn es um die gegenseitige Einladung zu Eucharistie oder Abendmahl gehe.

Ökumene entstehe durch Suche nach "tieferer Form von Gott"

Die Ökumene muss nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx von der Suche nach einer "tieferen Form von Gott" geprägt sein. Es gehe bei der Frage nach der Annäherung der christlichen Kirchen nicht in erster Linie um strittige Fragen wie den Zölibat. "Die tiefste Krise ist doch, dass wir mit dem Wort 'Gott' nicht mehr viel anfangen können." Was beide Kirchen verbinde, sei die Frage, wie die Menschen wieder dafür zu gewinnen seien, über Gott zu sprechen.

"Wir müssen tiefer denken, gemeinsam sprechen von diesem großen Geheimnis, das für die Menschheit so wichtig ist"

Das forderte Marx in einer Bibelarbeit über eine Erzählung aus dem Alten Testament, in der Gott Abraham auffordert, seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern. In dieser Geschichte, in der Gott die Opferung des Sohnes in letzter Minute verhindert, gehe es um das Vertrauen Abrahams in Gott, sagte Marx. Thema sei aber auch das Motiv des Aufbruchs. "Wer wagt, gewinnt" sei die Quintessenz. Die Geschichte rufe dazu auf, immer wieder um einen Weg zu ringen, der nach vorne weist. "Eine Kirche, die das nicht tut, wird nie voranschreiten."

Die Geschichte von Abraham und Isaak deute auch auf die Unbegreiflichkeit Gottes hin. "Den Zugang zu dem absoluten Geheimnis, das wir Gott nennen, können wir nur bekommen, wenn er einen Zugang legt." Die Spitze der Kommunikation Gottes mit den Menschen sei die Geschichte von Jesus von Nazareth.

"Es ist wichtig, dass wir auch etwas lernen über die Unbegreiflichkeit Gottes. Wir brauchen eine Theologie die nicht so wissend daherkommt", forderte Marx.

Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag geht am Sonntag in Dortmund zu Ende. Das Treffen mit rund 118.000 Teilnehmern steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen".