Mit Fernsehgottesdiensten haben die beiden großen Kirchen am Sonntag ihre Fastenaktionen eröffnet. Die evangelische Theologin und ehemalige Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler rief in der Marburger Pauluskirche zu neuer Zuversicht und Gottvertrauen auf. Die evangelische Fastenkampagne steht in diesem Jahr unter dem Motto "Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus". Das katholische Hilfswerk Misereor will mit seiner Aktion das Schicksal syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge in den Fokus rücken.

Breit-Keßler betonte: "Neue Zuversicht entsteht nicht im Herumlärmen, darin, sich mit der eigenen Meinung wichtig zu machen. Erst recht nicht darin, dass man Panik predigt."

So würden Menschen blind vor Angst. Diese Art von Pessimismus sei "die Pest", sagte die Theologin. Stattdessen sollten die Menschen auf Gott vertrauen, der "immer mit im Boot sitzt", sagte sie in dem Gottesdienst, der im ZDF übertragen wurde. 

Gott sei jedoch "keiner, den man mal eben im Gebet anruft und schon läuft der Laden wieder", fügte Breit-Keßler hinzu. Dazu sei das Leben zu ernst, oft auch zu dramatisch, erklärte sie. Angst zu haben, sei etwas Normales. Man brauche jedoch jemanden, mit dem man über Ängste sprechen könne.

Die evangelische Fastenaktion "7 Wochen Ohne" wurde vor mehr als 30 Jahren gegründet.

Dieses Jahr will die Kampagne dazu ermuntern, Zukunftsangst und Misstrauen zu überwinden.

Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor eröffnete seine Fastenaktion mit einer Messe im Erfurter Dom, die live im Ersten übertragen wurde. Der Apostolische Nuntius in Syrien, Mario Zenari, sprach über die verheerende Lage in dem Bürgerkriegsland. Babys verhungerten und erfrören, teilweise in den Armen ihrer Mütter. "Leider geschieht das bis heute", sagte er.

Misereor sammelt in diesem Jahr Spenden für Flüchtlinge im Libanon.

Das Nachbarland Syriens beherbergt besonders viele Bürgerkriegsflüchtlinge. Die Fastenaktion steht 2020 unter dem Motto "Gib Frieden!". Das Leitwort sei "Ausdruck von Ohnmacht der Menschen in der Region, die seit Jahren keinen Frieden finden", sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

An Aschermittwoch hatte die rund sieben Wochen währende Fasten- oder Passionszeit begonnen. Evangelische und katholische Christen bereiten sich in dieser Zeit auf das Osterfest vor. In Erinnerung an Jesus, der einer biblischen Erzählung zufolge 40 Tage fastend in der Wüste verbrachte, nutzen viele Christen diese Zeit zur inneren Einkehr und verzichten währenddessen auf Fleisch, Alkohol oder Schokolade. Traditionell geben die beiden großen Kirchen mit ihren Fastenaktionen Anstöße für die Vorbereitung auf das Osterfest.