Beim gemeinsamen Reformationsfest-Gottesdienst aller Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks wurde das Identifikation stiftende Glaubensbekenntnis erstmals präsentiert. "Nicht nur für die evangelische Kirche, sondern für uns alle ist das Verständnis von Freiheit durch die Reformation geprägt", zeigte sich Dekanin Ulrike Schon bei ihrer Begrüßung sicher. Die – um sie lesen und verstehen zu können – vor über 500 Jahren von Martin Luther und seinen Mitstreitern ins Deutsche übersetzte Bibel sei zum wichtigen Ankerpunkt der Kirche geworden – und zwar in ökumenischer Verbundenheit. Das Wort stehe dann auch ganz augenfällig im Mittelpunkt der gemeinsamen Feier, wenn das neue vollendete "Dekanats-Testament" seine feierliche Einführung erfahre.

Bibel mit der Hand geschrieben

Luther übersetzte das griechische Neue Testament während seines Aufenthalts auf der Wartburg. Das Buch kam am 21. September 1522 in den Handel. Um an das 500-jährige Jubiläum zu erinnern, hatte das Dekanat eine Aktion ins Leben gerufen: Jede der 23 Kirchengemeinden – von Burkersdorf bis Lauenstein – schreibt ein biblisches Buch des Neuen Testaments ab und zeichnet für eine Schrift verantwortlich.

Startschuss war an Pfingsten 2022 durch Regionalbischöfin Dorothea Greiner in der Markgrafenkirche Seibelsdorf. Die Regionalbischöfin des Kirchenkreises Bayreuth übernahm das Abschreiben der ersten Zeilen des – der Kirchengemeinde Seibelsdorf zugedachten – Briefs an die Epheser. Seitdem lagen in den jeweiligen Kirchen des Dekanats je eine Bibel-Vorlage, liniertes Papier und Stifte bereit. Die Texte konnten von allen Besuchern nacheinander abgeschrieben werden. Nachdem alle zusammengekommen waren, wurden die Blätter von der Buchdruckerei der Justizvollzugsanstalt Bayreuth zu einem stattlichen Buch gebunden.

Alle Kirchengemeinden haben sich am Projekt beteiligt

"Damit können wir uns in die Tradition des Reformators Martin Luther stellen und konnten gleichzeitig ein gemeinsames neues Testament unseres Dekanatsbezirks schaffen, das auch in Zukunft für uns alle gemeinsam steht", zeigte sich die Dekanin dankbar, dass sich alle Kirchengemeinden an diesem Projekt beteiligt hatten und damit das Gemeinschaftswerk gelingen konnte. Unter ihnen war auch der mittlerweile ehemalige Landesbischof der ev.-luth. Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, der Lauenstein besuchte.

Großer Dank galt auch den Organisatoren vor Ort sowie dem Schriftsteller Ingo Cesaro für den Entwurf des Umschlagbogens. Nachdem das Dekanats-Testament von der Dekanin feierlich in den Dienst gestellt worden war, oblag es Kirchenvorstandsmitglied Sabine Alfort, die ersten Zeilen (Mt. 7, 24-25) daraus vorzulesen. Es folgen drei biblische Lesungen von jeweils einem Vertreter aus den drei Regionen des Dekanats: Monika Wich aus dem Lukasevangelium (abgeschrieben in der Kirchengemeinde Steinbach am Wald), Vera Schüler-Reiß aus dem Kolosserbrief (Kirchengemeinde Unterrodach) sowie Horst Moser aus dem Johannesevangelium (Kirchengemeinde Kronach).

Im Anschluss reflektierte das Dekans-Ehepaar das Gehörte. "Die Bibel ist immer für Überraschungen gut", bekundete Dekan Markus Müller in seiner eindrücklichen Predigt.

Selbst über 500 Jahre nach der Übersetzung durch Luther und seine Mitstreiter spreche die überlieferte Botschaft der Bibel uns immer wieder neu an, überrasche bis heute, fordere heraus und schenke Hoffnung. Deshalb nennen die Christen dieses alte Bibelbuch die Heilige Schrift, das Wort Gottes. Das Motto des Festgottesdiensts "Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen" sei hierfür ein exzellentes Beispiel. Musikalisch stimmungsvoll umrahmt wurde der Gottesdienst in Kronach vom Bezirksposaunenchor unter Leitung von Andreas Thiel und Hilmar Bauerfeind an der Orgel.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden