Fabian Peters ist einer der beiden Köpfe hinter der Freiburger Studie. Seit Mai 2020 leitet der promovierte Volkswirt das Kompetenzzentrum Statistik und Datenanalyse der württembergischen Landeskirche und seit März 2022 kommissarisch auch deren Haushaltsreferat. In einem Interview, das auf der Seite der Landeskirche veröffentlicht wurde, berichtet er von den Ergebnissen der Studie und spricht über Konsequenzen für das kirchliche Handeln.
Studie zeigt, wie Kirche Mitglieder zurückgewinnen kann
Die Studie habe zwei Dinge gezeigt, so Peters. Erstens sei prognostiziert worden, dass bis zum Jahr 2060 die Anzahl der Kirchenmitglieder in Deutschland voraussichtlich halbiert sein werde. Grundlage ist die Annahme, dass das Verhalten in der Bevölkerung im Blick auf die Kirche in den kommenden Jahrzehnten ähnlich bleibt wie heute.
In diesem Zusammenhang werde auch erwartet, dass die reale Kirchensteuerkraft um etwa die Hälfte zurückgehen werde, während das nominale Kirchensteueraufkommen tendenziell leicht zunehmen werde. Folglich werdees 2060 unter den genannten Voraussetzungen etwa halb so viele Mitglieder geben, aber die Kirchensteuereinnahmen wären tendenziell etwas höher als heute:
"Die Kirchen werden also kleiner, älter und ärmer."
Mitgliederverlust nicht nur demografisch
Zweitens sei klargeworden, dass der Verlust von Mitgliedern nicht ausschließlich auf demografische Faktoren zurückzuführen sei, wie bisher angenommen wurde. Tatsächlich sei der größere Teil des Mitgliederschwunds, einschließlich Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten, auf individuelle Entscheidungen der Kirchenmitglieder zurückzuführen – und daher prinzipiell beeinflussbar.
Obwohl gesellschaftliche Megatrends wie Säkularisierung, Pluralisierung und Individualisierung sich wahrscheinlich nicht umkehren ließen, eröffneten die Daten und Ergebnisse dennoch Handlungsmöglichkeiten, um zumindest einem Teil des Mitgliederrückgangs entgegenzuwirken:
"Der Mitgliederrückgang ist keine unvermeidbare Entwicklung, sondern hängt von individuellen Entscheidungen der Kirchenmitglieder ab."
Diese Maßnahmen schlägt er vor
Konkret schlägt Peters drei Maßnahmen gegen den Mitgliederschwund vor:
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Mehr Einladungen zur Taufe und Mitgliedschaft aussprechen, da eine beträchtliche Anzahl von Protestanten und Katholiken ihre Kinder nicht taufen lasse.
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Den Kontakt zu Kirchenmitgliedern aktiv suchen, besonders in Lebensphasen mit erhöhter Austrittsgefahr, um Enttäuschungen vorzubeugen.
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Bessere Erklärung der Bedeutung der Kirchensteuer und individuellen Mitgliedschaft für die Kirchenarbeit, da die Kirchensteuer oft als Grund für Austritte genannt wird.
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