Schlussendlich wählten die Vertretergremien doch die radikalere Lösung - die verbindlichere Ehe anstatt der lockeren Wohngemeinschaft, um es in einer Metapher zu sagen. Die beiden Kirchenvorstände der Neupfarrkirche (NPK) und Dreieinigkeitskirche (DEK) in Regensburg haben im Anschluss an ihre Klausurtagung Mitte Oktober in Neuendettelsau beschlossen, zum 1. Januar 2025 zu fusionieren - anstatt nur eine gemeinsame Pfarreibildung anzusteuern, teilten jetzt die Kirchenvorstände mit.

Mitgliederzahlen der zwei Gemeinden wird nicht zu halten sein

Aus formalen Gründen sei zwar der Zwischenschritt einer Pfarreibildung notwendig geworden, um den Weg für die Wahl eines gemeinsamen, paritätisch besetzten Kirchenvorstands im Oktober 2024 zu ebnen, sagte Pfarrer Thomas Koschnitzke (NPK) dem Sonntagsblatt. Die Fusion aber sei beschlossene Sache:

"Ich bin sehr glücklich über diese Grundsatzentscheidung, weil sie nachhaltig und perspektivisch ist."

Die Mitgliederzahlen in den zwei Gemeinden mit etwa 3.000 (DEK) und 1.900 (NPK) Seelen werde in den kommenden zehn Jahren nicht zu halten sein, sagte der Regensburger Dekan Jörg Breu. Damit reduziere sich auch die Zahl der Pfarrstellen, von derzeit drei auf im extremen Fall 2,0 im Jahr 2030. Ressourcen ließen sich besser einsetzen, Doppelstrukturen in einer kleiner werdenden Kirche abbauen, sagte Breu: "Man kann den Herausforderungen und Veränderungen als eine Einheit viel besser begegnen." So entstehe eine Gemeinde, die zwei Großkirchen bespielen könne und eine Monopolstellung in der Altstadt habe. "Das ist eine traumhafte Zukunft."

Kirchenjuristen: Keine Nachteile durch Transformation

Angesichts dieser Fakten habe sich für die beiden Kirchenvorstände "plausibel die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses" ergeben, sagten die Vertrauensleute Sabine Freudenberg (NPK) und Christian Bauhuf (DEK). Im Vorfeld der Klausurtagung hatte es noch Bedenken gegenüber einer Fusion gegeben, weil die Kirchengemeinden befürchteten, in diesem Fall finanziell schlechter gestellt zu sein. Doch diese Zweifel seien ausgeräumt worden, sagte Koschnitzke. Kirchenjuristen hätten zugesagt, dass bei der Transformation in eine neue Körperschaft keine Nachteile zu erwarten seien.

Ebenso blieben Immobilienverpflichtungen, die beide Kirchengemeinden in der Vergangenheit eingegangen sind, erhalten. Zudem könne eine der beiden Kirchen nicht einfach veräußert werden. Künftig werde man eine noch stärkere Profilbildung für die beiden Altstadtkirchen anstreben, die nur wenige hunderte Meter voneinander entfernt liegen, erläuterte Koschnitzke.

Freistaat muss noch zustimmen

Für Pfarrerin Marjaana Marttunen-Wagner (DEK) ist die künftige Fusion "die bestmögliche Lösung für die Zukunft der Innenstadtgemeinden", sagte sie. Ein großer Schritt "im Kontext der kirchlichen Entwicklung" sei getan. Die Organisation und die Kommunikationswege würden dadurch "viel einfacher" und die "Strukturen klarer", sagte die Pfarrerin. Darüber seien sich beide Kirchenvorstände einig gewesen. Der Fusionsbeschluss bedarf allerdings noch der Zustimmung der Kirchenleitung in München. Weil es sich bei der fusionierten Kirchengemeinde um eine Körperschaft des öffentlichen Rechts handelt, muss auch der Freistaat noch zustimmen.

Die Tradition der evangelischen Neupfarrkirche reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. In ihr wurde im Jahr 1542 in der Freien Reichsstadt Regensburg zum ersten Mal das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert. Die Dreieinigkeitskirche ist eine der ersten von Bürgern erbaute protestantische Kirche in Bayern. Die frühbarocke, säulenlose Kirche wurde 1631 fertiggestellt, inmitten des Dreißigjährigen Krieges.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden