Schon immer war der "Ehegrund" auf der Grenze zwischen dem politischen Unter- und Mittelfranken ein besonderes Fleckchen: Hinter dem Namen verbirgt sich das Becken eines eiszeitlichen Sees, der durch den Osing-Höhenzug südlich und die Ausläufer des südlichen Steigerwalds westlich und nördlich begrenzt wird und in dem die Bäche Kleine und Große Ehe fließen.

Die dort zu findenden Orte und deren Einwohner verstanden sich schon seit jeher als Gemeinschaft, waren aber zumindest kirchengeografisch voneinander getrennt: Während Sugenheim mit Neundorf den nördlichsten Ausläufer des Dekanats Neustadt bildete, gehörten Krautostheim, Ingolstadt und Deutenheim nach Bad Windsheim, Markt Nordheim, Krassolzheim und Ezelheim nach Markt Einersheim. Zwar vertraten sich die Geistlichen regelmäßig gegenseitig dekanatsübergreifend bei Gottesdiensten und Kasualien. Die Kleingliedrigkeit der Landgemeinden stellte Gemeindemitglieder sowie Personal aber immer wieder vor Herausforderungen.

Ergebnis eines langen Prozesses

Im März 2018 trafen sich Vertreter der Dekanatsausschüsse mit den beiden Regionalbischöfinnen Gisela Bornowski aus Ansbach-Würzburg und Elisabeth Hann von Weyhern aus Nürnberg in einer Regionalkonferenz zu Workshops, bei denen ausgelotet werden sollte, was zukünftig über Gemeinde-, Dekanats- und Kirchenkreisgrenzen hinweg gemeinsam geschehen kann. Ein Ergebnis dieses langwierigen Prozesses ist der neue Verbund der acht Kirchengemeinden mit insgesamt rund 1.900 Evangelischen, für die es ab Herbst 2020 idealerweise zwei Pfarrerstellen gibt, die zusammen mit den Kirchenvorständen das Gemeindeleben vor Ort gestalten, wie Esther Meist, Pfarrerin und im Dekanat Mark Einersheim zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, erklärt.

Ursula Brecht, Dekanin in Neustadt an der Aisch, hätte sich als Ergebnis des Prozesses auch andere Lösungen vorstellen können, akzeptiert aber den Beschluss der Gemeinden Sugenheim und Neundorf. In Sugenheim werde einer der neuen Pfarrstelleninhaber angesiedelt sein. Der Kirchenkreis Nürnberg und das Dekanat verlieren mit dem Wechsel circa 700 Gemeindeglieder in zwei Gemeinden mit 125 Kindergartenplätzen. Das bedeutet auch finanzielle Einbußen, in Summe rund 14.050 Euro weniger für die Verwaltungsstelle. Dort müssen nun etwa 6,5 Stunden eines Verwaltungsmitarbeitenden eingespart werden. Für die Gemeindemitglieder der aus Bad Windsheim dazugekommenen Orte ändert sich laut Dekanin Karin Hüttel zunächst einmal nichts: Sie behalten ihren Pfarrer Hans Löffler bis zu dessen Ruhestandsbeginn im Juni 2020.

Das Dekanat verliert rund 400 Gemeindemitglieder in drei Kirchengemeinden und kommt damit knapp unter die Gesamtzahl von 15.000 Evangelischen. "Ein Festhalten an althergebrachten Strukturen ist nicht sinnvoll, wenn Gemeinden einen Aufbruch wagen und sich mit dem Ziel einer besseren Vernetzung und Kommunikation des Evangeliums zusammenschließen. Letztlich geht es um das Gesamt unserer Kirche und darum, wie wir in handhabbaren Strukturen gut zusammenarbeiten", erklärt Hüttel.

Es muss nicht immer Verwaltung sein

Elisabeth Hann von Weyhern bedauert zwar die Entscheidung der Gemeinden Sugenheim und Neundorf, das Dekanat Neustadt zu verlassen, gewinnt dem Ausgang des Prozesses der Neufindung der Gemeinden jedoch grundsätzlich Positives ab: "Wir als Kirche müssen die Menschen, die sich zueinander auf den Weg machen, begleiten und ihnen dabei helfen, etwas in ihrem Sinne Vernünftiges zustande zu bringen", sagt die Nürnberger Regionalbischöfin. Daraus müsse aber nicht immer zwingend eine neue Verwaltungsstruktur entstehen, wie diese nun im Ehegrund auf den Weg gebracht wurde.

Auch an einem anderen Grenzgebiet des Kirchenkreises Nürnberg sehe man gerade, dass sich engagierte Gemeindemitglieder aktiv Gedanken um eine gemeinsame Zukunft machen: In den Dekanaten Gräfenberg und dem zum Kirchenkreis Bayreuth gehörenden Dekanat Forchheim wird bereits die Idee eines "Dekanats Fränkische Schweiz" ausgelotet.