Vom Planungsstab in die Praxis: Thomas Prieto Peral ist ab 1. November Regionalbischof für den Kirchenkreis München und Oberbayern. Er freue sich auf die Herausforderung, konzeptionelles Arbeiten in ein Leitungsamt zu übertragen, sagte der 57-Jährige, der seit sieben Jahren als Planungsreferent der Landeskirche für den kirchlichen Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK) zuständig ist, dem Sonntagsblatt. "Und ich freue mich auf die vielen verschiedenen Menschen und Lebenswelten, denen ich begegnen werde", erläuterte der Theologe, der mit einer Spanisch-Professorin verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat.

Prieto Peral folgt als Regionalbischof auf Christian Kopp, der ab 1. November Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) ist. Im Kirchenkreis München und Oberbayern leben aktuell rund 482.000 Protestanten in 150 Gemeinden zwischen Mittenwald und Freising, Landsberg und Burghausen. Als Regionalbischof repräsentiert Prieto Peral die evangelische Kirche in der Öffentlichkeit. Zugleich ist er als Oberkirchenrat auch Mitglied im Landeskirchenrat, einem von vier Leitungsgremien der ELKB.

Synoden-Präsidentin und Landesbischof gratulieren Prieto Peral

Annekathrin Preidel, Präsidentin der Landessynode, freute sich über die Berufung von Prieto Peral: "Er hat den Berufungsausschuss mit einer erfrischend innovativen Perspektive auf den Kirchenkreis überzeugt." Der Theologe wolle die von Regionalbischof Kopp begonnenen Projekte fortführen sowie den Menschen im Kirchenkreis den Rücken stärken, um "die anstehenden Veränderungen mit Zuversicht anzugehen", sagte Preidel laut Pressemitteilung vom Donnerstag.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gratulierte den Protestanten im Kirchenkreis laut Mitteilung zu ihrem neuen Regionalbischof. Prieto Peral verbinde Fähigkeiten, die für sein künftiges Amt von besonderer Bedeutung seien: "eine besondere Liebe zur Spiritualität, eine große konzeptionelle Kraft, die Fähigkeit, in öffentlich diskutierten Fragen Orientierung zu geben, ein weiter Horizont, eine genaue Kenntnis der Situation in den Gemeinden und Dekanaten und eine ausgeprägte Begabung, auf Menschen zuzugehen."

Geboren in Mainz, Pfarrer in Oberfranken

Thomas Prieto Peral wurde 1966 in Mainz geboren und hat in München, Heidelberg und Edinburgh evangelische Theologie studiert. Er wurde 1997 im oberfränkischen Himmelkron zum Pfarrer ordiniert und arbeitete anschließend mit Migranten-Gemeinden in Bayern sowie im Pfarrdienst in der Reformations-Gedächtniskirche in München. Von 2006 bis 2015 war Prieto Peral Referent für Ökumene und Weltverantwortung im Landeskirchenamt und baute in dieser Funktion ein großes Hilfsnetzwerk für Christen im Nahen Osten auf. Er ist Mitbegründer der evangelischen Stiftung Wings of Hope, die in Krisenregionen der Welt traumatisierte Menschen unterstützt.

Im Jahr 2015 übernahm der Theologe die Stelle des Planungsreferenten der ELKB und trieb den kirchlichen Reformprozess PuK voran. Neben seiner beruflichen Erfahrung als Pfarrer erwarb er sich weitere Qualifikationen als Teilnehmer eines Lehrgangs für Verwaltungsführung der Bayerischen Staatskanzlei.

Auch politisch war Thomas Prieto Peral aktiv: Bis Ende Juni 2023 saß er für die Grünen im Gemeinderat Grafrath. Sein Mandat legte er jedoch nieder, als sich eine mögliche Berufung zum Regionalbischof abzeichnete: Wenn evangelische Pfarrer in der Kirche ein öffentliches Amt bekleideten, könnten sie nicht gleichzeitig ein politisches Mandat ausüben, sagte Prieto Peral der "Süddeutschen Zeitung" Ende Juni.

Wir haben mit ihm kurz nach der Bekanntgabe gesprochen:

Prieto Peral: "Kraft des Glaubens bleibt unsere Basis"

Herr Prieto Peral, Sie haben den PuK-Prozess intensiv mitgestaltet, jetzt kommen Sie in die Praxis der 150 Gemeinden im Kirchenkreis - worauf kommt es Ihnen an?

Thomas Prieto Peral: Mir ist wichtig, jenen Menschen den Rücken zu stärken, die gerade viele Veränderungen gestalten und verantworten müssen. Ich möchte dazu beitragen, dass wir klarer sehen, wo und wie sehr wir mit unserer christlichen Botschaft gebraucht werden, auch als kleinere Kirche. Ich möchte helfen, dass wir sinnvolle Veränderungen umsetzen, Abschied nehmen von dem, was uns heute unnötig Zeit und Geld kostet, und das dann auch gut erklären. Bei all den vielen Veränderungen muss aber die Seele mitkommen. Deshalb sollten wir eine spirituelle Haltung miteinander finden: Wo sind wir verankert, wo spüren wir die Resonanz des Ewigen? Das ist wichtig, damit wir die Orientierung nicht verlieren und die Kraft des Glaubens unsere Basis bleibt.

Sie saßen seit 2020 für die Grünen im Gemeinderat von Grafrath, haben das Mandat aber jetzt wegen des Wechsels in ein öffentliches kirchliches Amt niedergelegt. Wie wichtig wird Ihnen die politische Arbeit als Regionalbischof sein?

Ich habe große Freude daran, mit Menschen politisch zu arbeiten an Fragen, die für die Gesellschaft wichtig sind: zum Beispiel Gerechtigkeit, Klima, Minderheiten- und Flüchtlingsschutz. Das habe ich jetzt als Mitglied im Gemeinderat Grafrath drei Jahre ausprobiert. Für mich war das sehr lehrreich, denn die Arbeit in kommunalen Gremien ist eine hoch anspruchsvolle Tätigkeit. Ich habe hohen Respekt für alle politisch Verantwortlichen. Als Regionalbischof werde ich sicherlich für manche Themen weiterkämpfen, aber natürlich in einer anderen Rolle.

Sie wechseln jetzt aus der Verwaltungszentrale in den Alltag eines großen Kirchenkreises. Worauf freuen Sie sich?

Auf die vielen verschiedenen Menschen, die ich treffen werde. Natürlich gibt es auch als Planungsreferent eine Vielzahl von Begegnungen und Gesprächen, aber das ist oft in Gremien. Als Regionalbischof begegne ich einer ganz anderen Breite von Leuten und Lebenswelten - darauf freue ich mich. Ich habe auch auf meinen Fachstellen immer pastorale Arbeit gemacht, Gottesdienste gehalten, seelsorgerliche Gespräche geführt, Kasualien gefeiert. Das ist der Grundstock meines Tuns. Als Regionalbischof geht es für mich jetzt darum, konzeptionelles Arbeiten in ein Leitungsamt zu übertragen. Auf diese Herausforderung bin ich sehr gespannt.

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