Zum fünften Mal hat am Sonntag in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtsniskirche die Vesperkirche begonnen. Bis zum 22. Februar wird die evangelische Kirche in der Südstadt zum Begegnungsraum mit einem täglichen Mittagsmahl. In der Vesperkirche könnten sich Himmel und Erde berühren, sagte der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche in seiner Predigt: "Viele Menschen können heute einem Engel begegnen, wenn sie mit ihrem Tischnachbarn sprechen."

Pfarrer Bernd Reuther sagte, die Vesperkirche habe auch eine gesellschaftliche Bedeutung. Sie zeige, dass Menschlichkeit gelingen könne in einer Welt, in der Hass und unmenschliche Parolen die Gesellschaft spalten wollten.

In der Nürnberger Vesperkirche haben sich wieder rund 400 Ehrenamtliche für Empfang, Essensausgabe, beim Spülen, an der Kuchentheke oder in der Logistik in die Dienstpläne eingeschrieben. Sie erwarten täglich 400 bis 500 Gäste. Diese können auch das Zusatzprogramm annehmen, zu dem etwa Bewerbungstraining, ein Friseur oder Nähen und Meditation gehören. Wichtiger Partner ist das Nürnberger Staatstheater. Deren Schauspieler und Sänger treten an den Sonntagnachmittagen bei kostenlosen Theateraufführungen und Konzerten auf.

Die Kirchengemeinde hat in den Vorjahren täglich rund 550 Gäste empfangen, die für einen Euro ein warmes Mittagessen bekamen. Am Auftaktsonntag konnten sich die Gäste zwischen Spanferkelbraten mit Klößen oder Gemüse mit Vollkornreis entscheiden. In der diesjährigen Saison experimentiert die Vesperkirchen mit einem fleischlosen Tag pro Woche. Man versuche auch regionale Speisen anzubieten, soweit das finanzierbar sei, erläuterte Pfarrer Reuther. 

Die Vesperkirche 2019 schloss bei rund 180.000 Euro Einnahmen und Ausgaben mit einer schwarzen Null ab. 55.000 Euro seien über Stiftungen hereingekommen, sagte der Pfarrer. Das Team der Vesperkirche kann sich aktuell über eine Spende von 5.000 Euro von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm freuen. Der gab sein mit dem Nell-Breuning-Preis 2019 verbundenes Preisgeld in gleichen Teilen an die Nürnberger und die Schweinfurter Vesperkirchen weiter.