Der erste "richtige" Anzug und das besondere Konfirmationskleid, die erste Teilnahme am Abendmahl, viele Geschenke und das Gefühl, ab jetzt irgendwie "dazuzugehören" zu den Erwachsenen und zur Kirchengemeinde: Die Konfirmation ist ein bedeutender Einschnitt im Leben eines gläubigen Protestanten und der erste Schritt zum Erwachsenwerden.

Sie wird häufig im Frühjahr mit einem feierlichen Gottesdienst und einer großen Familienfeier begangen. Lange war der Palmsonntag der traditionelle Konfirmationssonntag, da dieser Termin mit der Entlassung der Jugendlichen aus der Volksschule und dem Beginn der Lehre zusammenfiel. 2021 wurden in Deutschland 149.642 Menschen konfirmiert.  

Was bedeutet der Begriff Konfirmation?

Das Wort "Konfirmation" stammt vom lateinischen Wort "confirmatio" ab, das etwa Befestigung, Bekräftigung oder Bestätigung bedeutet. Bei der Konfirmation bestätigen junge Menschen ihren christlichen Glauben und ihre Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde in einem Segnungsgottesdienst. Meist werden Jugendliche mit etwa 14 Jahren konfirmiert – ab ihrem 14. Geburtstag sind sie auch juristisch religionsmündig und dürfen selber über ihr religiöses Bekenntnis entscheiden. 

Vor der Konfirmation steht die Taufe: Traditionell werden in der evangelischen Kirche Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter getauft, was die Aufnahme in die Gemeinschaft der Glaubenden bedeutet. Stellvertretend für das Kind versprechen die Eltern und Paten, ein Leben im christlichen Glauben zu führen. Die Konfirmation ist dann der Moment, an dem die Konfirmandinnen und Konfirmanden öffentlich selbst ihren christlichen Glauben bekennen, eben eine bewusste "Bestätigung" der Taufe.

Wie ist die Konfirmation entstanden?

Um sich vor dieser Bestätigung mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen, gibt es vor der Konfirmation eine Zeit der Vorbereitung. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden lernen die christlichen Überlieferungen und Traditionen kennen und sprechen gemeinsam mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin über Sinn- und Lebensfragen aus christlicher Perspektive. Außerdem sollen sie aktiv in die Kirchengemeinde vor Ort eingebunden werden. 

Dieser Wunsch, Kinder und Jugendliche im Glauben zu erziehen, war ein Grund für die Entstehung der Konfirmation. 1539 handelte der Reformator Martin Bucer (1491-1551) im nordhessischen Ziegenhain einen Kompromiss im innerprotestantischen Streit darüber aus, wann Protestanten getauft werden sollten. Das Ergebnis: Die Kindertaufe blieb, Heranwachsende sollten aber zusätzlich ein Taufbekenntnis ablegen – die Konfirmation. Im 18. Jahrhundert setzte sie sich flächendeckend in den evangelischen Landeskirchen durch.

Was passiert bei der Konfirmation?

Im Konfirmationsgottesdienst sprechen die Konfirmanden gemeinsam mit der Gemeinde das Glaubensbekenntnis und feiern das Abendmahl. Außerdem werden sie namentlich aufgerufen, ihr selbst gewählter Konfirmationsspruch, ein Bibelvers, wird vorgelesen und der Pfarrer oder die Pfarrerin legt ihnen die Hand auf und spricht einen Segen. 

Was schenkt man zur Konfirmation?

Traditionelle Geschenke zur Konfirmation waren lange die erste eigene Bibel oder das erste eigene Gesangbuch. Im 19. und 20. Jahrhundert waren die Bücher in schwarzes Leder oder Samt gebunden und mit Goldprägung geschmückt und wurden ein Leben lang besonders in Ehren gehalten. Außerdem erhalten die Konfirmierten oft ein kleines Kreuz oder einen Kettenanhänger in Kreuzform, oder einen Ketten- oder Schlüsselanhänger mit dem christlichen Symbol des Fisches. Auch eine Konfirmationskerze wird oft geschenkt. 

Was passiert nach der Konfirmation?

Nach der Konfirmation haben evangelische Christen alle Rechte als Mitglieder der evangelischen Kirche: Sie dürfen am Abendmahl in allen evangelischen Kirchen teilnehmen, ein Patenamt ausüben, den Kirchenvorstand wählen und kirchliche Ehrenämter übernehmen. Hier gibt es seit Ende des 20. Jahrhunderts jedoch Veränderungen: So gilt heute meistens die Taufe - nicht mehr die Konfirmation - als Voraussetzung für die Teilnahme am Abendmahl. Auch für die Übernahme eines Patenamtes und das Wahlrecht sind heute oft ein ausreichendes Alter und die Kirchenmitgliedschaft, die durch die Taufe besiegelt wird, ausreichend. 

Wird ein Erwachsener getauft, ist übrigens keine Konfirmation mehr notwendig, weil die Taufe als Ausdruck der eigenen Entscheidung für den christlichen Glauben gilt. 

Was feiern andere Weltanschauungen statt der Konfirmation?

In der katholischen Kirche wird die Taufe bei Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren durch die Firmung bekräftigt. Sie ist ein Sakrament, weshalb die Segnung mit Handauflegung und Stirnsalbung als Ritus im Mittelpunkt der Feier steht. In evangelischer Tradition gelten nur Taufe und Abendmahl als Sakramente. Am Abendmahl dürfen Kinder in der katholischen Kirche bereits nach der Erstkommunion teilnehmen, die meist mit etwa sieben Jahren gefeiert wird.  

Im Osten Deutschlands blieb auch nach dem Ende der DDR die dort fast flächendeckend praktizierte kirchenunabhängige Jugendweihe populär. Seit dem Ende der 90er Jahre bieten die evangelische und katholische Kirche in den östlichen Bundesländern außerdem ökumenische Lebenswende-Feiern an, die sich insbesondere an Jugendliche wenden, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. So können Jugendliche auch ohne Kirchenmitgliedschaft eine Segenszeremonie mit Familie und Freunden feiern und so den Übergang zum Erwachsenwerden in festlichem Rahmen begehen.
 

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