Ganz oben im Norden, im Heimateck der Sphäre "Garten", wartet der Holy Garden auf sein Publikum. Die erste Mahd ist erfolgt, "jetzt kann man die Umrisse der Basilika schon erkennen", verrät Volker Herbert, Dekan in Ruhe und evangelischer "Chef" des Kirchenprogramms bei der Landesgartenschau in Kirchheim (bei München).

Denn der Treffpunkt, den die Protestanten und Katholiken in ökumenischer Zusammenarbeit anbieten, ist der blühende und ständig wachsende Grundriss einer Kathedrale nach den Plänen des Allgäuer Künstlers Bruno Wank. Am Mittwoch, 15. Mai, geben Landesbischof Christian Kopp und Kardinal Reinhard Marx der luftigen Pflanzen-Kirche ihren Segen.

Holy Garden ist Basis für das kirchliche Landesgartenschau-Programm

Bis 6. Oktober ist der Holy Garden dann die Basis und das Sprungbrett für die über 700 Veranstaltungen des kirchlichen Gartenschau-Programms. Über 30 Mitarbeitende wuppen das Angebot, das von Meditationen über Kunstführungen bis Autorenlesungen und Performance reicht. Doch damit der Betrieb geräuschlos abläuft, braucht es ein paar gute Geister im Hintergrund. "Stewards" nennt Herbert die rund 40 Ehrenamtlichen, die im Hintergrund des Holy Garden an jedem der 145 Gartenschau-Tage in zwei Schichten für Atmosphäre, Ordnung und Orientierung sorgen.

Elke Lichtenecker-Hub ist eine von ihnen. Die Vertrauensfrau der evangelischen Cantatekirche Kirchheim hat sich für die Tagesdienste genauso gemeldet, wie für die Kunstführungen durch den "Paradiesgarten" am Eingang zur Basilika. "Jeder ist etwa alle 14 Tage mal dran", sagt die Ehrenamtliche, die sich darauf freut, Kirche nicht hinter Mauern, sondern in der offenen Blütenbasilika zu präsentieren.

Wer die Frühschicht hat, holt morgens das Material für den Tag aus der nahegelegenen Cantatekirche. Die Spätschicht räumt zur Schließzeit um 18 Uhr alles wieder weg. Dazwischen sorgen die Ehrenamtlichen für Ordnung rund um die Basilika, weisen den Weg zu Toiletten oder Gastronomie und lassen sich auf Gespräche über Gott und die Welt ein. Jeder Gast komme mit anderen Motiven und Gedanken zur Gartenschau, glaubt Lichtenecker-Hub:

"Es gibt so viele Themen rund um Kirche und Gesellschaft - es wäre schön, mit den Einzelnen ins Gespräch zu kommen."

Vernetzen, verbinden, zusammenführen - das ist das Anliegen der Vertrauensfrau, passend zum Gartenschau-Slogan "zusammen.wachsen".

Der Holy Garden ist die Basis der Kirchen auf der Landesgartenschau, doch das Programm verteilt sich über das ganze Gelände. Im wöchentlichen Wechsel sind Volker Herbert und Andrea Strickmann von der Tourismus-Abteilung des Ordinariats München verantwortlich für die Programmpunkte, die mal im Freundeskreis-Pavillon am See, mal im Friedhofs-Kompetenz-Zentrum der Wald-Sphäre, mal im offiziellen Parkpavillon am Haupteingang ganz im Süden des langgezogenen Geländes stattfinden.

Kirchenprogramm vielfältiger und zielgruppenorientierter

"Das Kirchenprogramm ist diesmal wesentlich vielfältiger und zielgruppenorientierter, als zur Bundesgartenschau", sagt Herbert, der die BuGa 2005 noch in seiner Amtszeit als Dekan begleitet hat. Der Vorteil in Kirchheim: Es gibt mit den Pavillons "wetterfeste" Räume mit Sitzmöglichkeiten, in denen auch mal ein Bastelangebot für Kinder, Jazzkonzerte oder die Gottesdienste Platz finden.

Kurz vor dem Start steigt das Lampenfieber bei allen Beteiligten. "Ich bin froh, wenn es losgeht", sagt Volker Herbert, der trotz Ruhestand als eine Art kirchlicher Minijobber die letzten zwei Jahre in die Organisation des Holy Garden gesteckt hat. Für die vielen Ehrenamtlichen der Kirchheimer Gemeinden und ihn wird es ein Sommer auf der Landesgartenschau - im blühenden Heiligen Garten samt Paradies.

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