Vor gut einer Woche ist wieder einmal ein Umweltgipfel zu Ende gegangen. Gastgeberin war Stockholm, die Stadt, in der vor 50 Jahren die globale Umweltpolitik ein Gesicht bekam. Gremien wie der Weltklimarat IPCC sind heute feste Größen – doch trotz aller Studien und Forschungsergebnisse ist politisch zu wenig Handfestes passiert, um das menschliche Leben auf diesem Planeten zukunfts- und krisenfest zu machen.

Drei Megakrisen muss die Weltgemeinschaft jetzt gleichzeitig lösen, wenn sie die Erde vor dem Kollaps bewahren will: den Klimawandel, das Artensterben, die globale Verschmutzung.

Landeskirche muss drei Probleme gleichzeitig lösen

Es ist ein wichtiges Signal, dass auch die bayerische Landeskirche jetzt mächtig aufs Tempo drückt, um bis 2035 klimaneutral zu werden. Soll das gelingen, muss auch sie mehrere Probleme gleichzeitig lösen.

  • Die Immobilienfrage: Welche Gebäude braucht man angesichts sinkender Mitgliederzahlen in Zukunft noch?
  • Die Professionalisierung: Manches Pfarramt ist noch gar nicht gerüstet für Datenerfassung, Raumbelegungspläne und Beschaffungswesen.
  • Und die energetische Ertüchtigung selbst, die Millionen verschlingt und gerade bei denkmalgeschützten Gebäuden eine Herausforderung ist.

Nur ein Fünftel der Gemeinden hat Umweltzertifikat

Zudem wird die Klimafrage auch im Raum der Kirche permanent von anderen Themen überlagert: Viele Dekanate stecken noch in Landesstellenplanung und PuK-Prozess. Jetzt den Grünen Gockel obendrauf? Verständlich, dass da nicht jeder jubelt.

Erst 20 Prozent der 1536 evangelischen Gemeinden in Bayern haben eines der beiden landeskirchlichen Umweltzertifikate. Man darf davon ausgehen, dass die anderen 80 Prozent keine sturen Klimawandelleugner oder Nach-mir-die-Sintflut-Propheten sind. Jede Gemeinde hat ihren eigenen Hindernisgrund, warum es bislang nur für die Blühwiese, aber nicht für die neue Heizanlage gereicht hat.

Es braucht mehr Unterstützung

Deshalb braucht es neben den nötigen Sanierungsmillionen vor allem personelle Unterstützung. Umweltschutz ist in der bayerischen Landeskirche zum Großteil Sache von ehrenamtlichen Umweltbeauftragten, die Experten sind auf ihrem Gebiet. Doch sie brauchen engmaschige Unterstützung in Sachen Fördermittel, Denkmalschutz und Digitalisierung. Die vorläufigen Planungen für ein ELKB-Klimagesetz sehen zehn zusätzliche Klimakoordinatoren vor. Ein Ansprechpartner für statistisch 150 Gemeinden – ob das reicht? Zum Vergleich: Die Nordkirche operiert mit einem Schlüssel von 1:35.

Klimaneutral in zwölf Jahren, das klingt beinahe utopisch. Doch je mehr Zellen der Gesellschaft ihr persönliches 2035 ins Visier nehmen, desto schneller schafft die Gemeinschaft als Ganzes das Ziel. Dass die ELKB diesen Kraftakt in Angriff nimmt und dabei nicht kleckert, sondern klotzt, ist ein wichtiges Signal – für andere Organisationen genauso wie für die Menschen auf der Straße.