Vor Kurzem ist ein Buch erschienen, das in die Zukunft blickt, eher mit Science als mit Fiction. Titel: "Die Welt im Jahr 2035, gesehen von der CIA". Die Denkfabrik der amerikanischen Nachrichtendienste zeichnet darin für Europa das düstere Bild einer Zukunft, die nur auf den ersten Blick weit weg scheint: Wer heute geboren wird, ist dann 18 Jahre alt, volljährig.

Zuwanderung, Überalterung, Islam, der Zusammenhalt Europas und seine instabile Peripherie – all das wird den Kontinent dann noch stärker beschäftigen als heute schon.

Markus Söder, der "im ersten Quartal" 2018 neuer bayerischer Ministerpräsident werden soll, wird dann 68 Jahre alt sein. So alt wie sein künftiger Vorgänger Horst Seehofer jetzt. Weniger ­Science, sondern reine Fiction ist die Frage, wie Söder einmal seine Nachfolge regeln wird – vorausgesetzt, er überlebt so lange im Amt und alle Schmutzeleien von nachdrängenden Parteifreunden.

Horst Seehofer ist mit seinem Ziel eines geordneten Machtwechsels in der CSU jedenfalls gescheitert. Er wollte Markus Söder verhindern. Das ist ihm nicht gelungen.

Die Trennung der Ämter von Parteichef und Ministerpräsident hat in der Geschichte der CSU meist nicht so recht funktioniert. Seehofer ist ein Parteichef auf Abruf. Ihm bleibt nur der Weg nach Berlin.

Aber auch Markus Söder steckt in einer Falle. Nicht wenige würden ihm gern beim Scheitern zusehen. Zum Beispiel, wenn es ihm bei den Wahlen im Herbst 2018 nicht gelingt, die absolute CSU-Mehrheit im Landtag zu verteidigen. Viel Zeit hat Söder nicht. In Umfragen ist die CSU im Sturzflug, derzeit steht sie bei historisch niedrigen 37 Prozent.

Und bei Journalisten ist Markus Söder in etwa so beliebt wie Fußpilz oder Donald Trump. Sein Etappensieg auf dem Weg zur Macht in Bayern hat bereits einige publizistische Wutanfälle ausgelöst.

Söder kann polarisieren, spalten. Aber kann er auch "Landesvater"? Markus Söder wird nicht der erste evangelische Ministerpräsident Bayerns sein – das war Günther Beckstein, auch er ein langjähriges Mitglied der bayerischen Landessynode. Nach nur einem Jahr im Amt verlor die CSU bei den Wahlen 2008 die absolute Mehrheit. Beckstein übernahm die Verantwortung und machte Platz für Seehofer.

Auch Markus Söder ist Franke. Aber anders als Beckstein hat er den nicht nur in Altbayern geschätzten "A Hund isser scho"-Appeal: eine Mischung aus unbedingtem Machtwillen, Brutalität und politischem Geschick. In der CSU ist dieser "A Hund isser scho"-Appeal Teil der DNA, ohne ihn ging es in Bayern bisher nie dauerhaft an die Spitze.

Aber der "A Hund isser scho"-Appeal allein reichte auch hier noch nie aus. Macht braucht auch Weisheit, vor allem an ihrem Ende.