Eindrucksvolle großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien hängen in der Krypta von St. Gumbertus in der Ansbacher Altstadt. Sie zeigen jeden Menschen zweimal, einmal kurz vor und dann unmittelbar nach seinem Tod. Manche Gesichter blicken nach dem Tod entspannt und friedlich, andere ängstlich.
Walter Schels und Beate Lakota fotografierten in Hospizen, und sie nahmen auch wörtliche Aussagen der Sterbenden auf, schriftlich. Kurze Texttafeln hängen neben den fünf Doppelporträts: "Keiner fragt mich, wie es mir geht. Weil alle Schiss haben. Dieses krampfhafte Reden über alles Mögliche, das tut weh." Oder: "Hey, kapiert ihr nicht? Ich werde sterben. Das ist mein einziges Thema in jeder Minute, in der ich alleine bin."
Ausstellung als Hommage an das Leben
"Die Krypta ist der dichteste Raum in ganz Ansbach", sagt Pfarrer Kuhn über den Ausstellungsort. "Wer sich der Ausstellung nicht aussetzen möchte, muss es nicht", ergänzt Christian Schoen. Besucher, die nach dem Betrachten Redebedarf spüren, können dem ersatzweise schreibend in einem Gästebuch nachkommen.
Christine Kaas und Helmut Kappe bereiteten mit Kuhn und Schoen die Schauen vor. Veranstalter ist die Kirchengemeinde St. Gumbertus. In der Georgskapelle geht ebenfalls jemand in Nahaufnahme dem Tod entgegen, auf einem Video – der US-amerikanische Dichter und Philosoph Robert Lax. Zwei Filmemacher begleiteten ihn in seiner letzten Lebens- und Schaffensphase auf der griechischen Insel Patmos. Dennoch ist der rund einstündige Film "Why Should I Buy a Bed when All that I Want Is Sleep?" (Warum soll ich ein Bett kaufen, wenn ich lediglich schlafen will?) eine Hommage an das Leben. Der Film läuft in Dauerschleife in der Georgskapelle, Besucher haben also die Möglichkeit, jederzeit in die Schwarz-Weiß-Aufnahmen einzusteigen.
Tod als die ultimative Leerstelle
Der Ansbacher Künstler Matthias Schwab schuf als drittes großes Element von ANspruch eine Ausstellung auf dem Stadtfriedhof und in der Heilig-Kreuz-Kirche. Schwab füllte zwölf leere Grüfte mit Kunst. In einer beispielsweise finden sich QR-Codes. Wer sie mit seinem Handy scannt, landet auf einer Homepage, die den Namen seines Werks verrät. Mehr ist nicht.
Aber: Matthias Schwab kommt es gerade auf solche "Leerstellen" in seinen Werken an – und der Tod sei die ultimative Leerstelle des Lebens, so der Künstler. Im Kirchenraum selbst schuf er eine weitere Leerstelle durch das Verhängen des Altarbilds. Neben den drei erwähnten Werkkomplexen erklingen bei ANspruch bis zum 25. November Kirchenmusik, Vorträge, Lesungen und ein Poetry Slam.