Nach der Absage seines Konzerts 2019 will der umstrittene Rapper "Kollegah" erneut in München auftreten - und erntet wieder heftige Kritik. "Ich bin schockiert, dass Musiker wie 'Kollegah' in München erneut eine Bühne bekommen sollen", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes epd. "Kollegah" wird in seinen Texten seit Jahren Antisemitismus vorgeworfen. Er soll am Samstag beim Hiphop Bewegt 2022 Festival in München auftreten.

Nach dem Eklat um "Kollegah" 2019 habe sie gehofft, "dass wir solche Debatten nicht noch mal würden führen müssen - aber offenbar haben wir seitdem keine Fortschritte gemacht", kritisierte Knobloch. Stattdessen werde nun erneut in Texten Antisemitismus, Israel-Feindlichkeit und anderer Hass verbreitet, ohne, dass das zu irgendeiner einer Reaktion der Festival-Verantwortlichen führe. "Provokation in der Musik ist das Eine, aber mit solcher Hetze werden Grenzen überschritten. Wer Hass verbreitet, der darf keine Bühne bekommen, weder in München noch sonst irgendwo", betonte Knobloch.

Kritik an Kollegahs neuem Album

Zuvor hatten der Verband jüdischer Studenten in Bayern (VJSB), das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) und die Antisexistische Aktion München (ASAM) eine Absage des Auftritts von "Kollegah" sowie weiterer "problematischer Künstler", denen sie Antisemitismus und Sexismus vorwerfen, beim HipHop Bewegt Festival gefordert.

Vor wenigen Wochen habe "Kollegah" sein neues Album "Free Spirit" veröffentlicht, "das alles, was an 'Kollegahs' Werk menschenverachtend ist, zusammenfasst - und sich als antisemitisches Gesamtkunstwerk bezeichnen lässt", kritisierten die Verbände. "Kollegah" bediene sich in seinen Textzeilen "islamistischer, rechtsextremer, marktradikaler, evangelikaler und anthroposophischer Quellen", um eine "jüdisch-satanisch-freimaurerische Weltverschwörung an die Wand zu malen". Die Veranstalter haben auf eine epd-Anfrage zu den erhobenen Vorwürfen bislang nicht reagiert.

Aufruf an Veranstalter, das Line-up zu ändern

Auch wenn "Kollegah" offene Hetze gegen Juden vermeide, um sich nicht angreifbar zu machen, seien Antisemiten aller Couleur dazu in der Lage, Texte und Videos zu dechiffrieren, teilten die Verbände weiter mit. "Kollegah" sei aber nur die Spitze des Eisbergs. Auch weitere eingeladene Künstler, unter ihnen Farid Bang, hätten in der Vergangenheit mit antisemitischen und sexistischen Aussagen Aufmerksamkeit erregt. Farid Bang habe 2019 in einer Textzeile seinen Körper als "definierter als von Auschwitzinsassen" bezeichnet.

Bereits 2019 war es wegen eines "Kollegah"-Auftritts in München zu einem Eklat gekommen. Nach massiver Kritik, unter anderem von Charlotte Knobloch, wurde das Konzert abgesagt. Das "Backstage", in dem "Kollegah" auftreten sollte, begründete die Absage damals damit, dass man sich von Antisemitismus und Homophobie distanziere.

Auch bei der Echo-Verleihung 2018 war es wegen "Kollegah" und Farid Bang zum Eklat gekommen: Das Rapper-Duo wurde trotz antisemitischer Textzeilen ausgezeichnet. Aus Protest gaben andere Preisträger ihren "Echo" zurück. Der Musikpreis wurde daraufhin abgeschafft.