"Jazz aus aller Welt" will die Stadt Augsburg beim Augsburger Jazzsommers noch bis zum 9. August in die Stadt bringen. Zahlreiche Konzerte finden rund um den Musikpavillon im Botanischen Garten statt, aber auch an anderen Orten der Stadt wie dem Zeughaus-Innenhof. Kulturreferent Jürgen Enninger und der künstlerische Leiter Tilman Herpichböhm eröffneten den Konzertreigen und versprachen ein multikulturelles Musikfest, das die Stadt in ihrem kulturellem Facettenreichtum bereichere.

Tribute an John Coltrane

Eigentlich hätte Lakecia Benjamin ihre Europatournee tags zuvor schon in Kopenhagen eröffnen sollen. "Wegen ein bisschen Wind wurde das aber abgesagt, wieso auch immer", scherzte die 39-Jährige, bevor es musikalisch zur Sache ging. Aktuelle Stücke ihres neuen Albums "Phoenix", bei denen die US-Amerikanerin auch rappte, wechselten sich dabei mit Jazzstandards ab, bei denen auch den Mitmusikern an Piano, Bass und Schlagzeug genügend Raum zur Improvisation eingeräumt wurde. Gleich zwei Stücke von John Coltrane, dem 1967 verstorbenen Saxofonisten, der ähnlich wie Miles Davis an der Trompete Generationen von Musikerinnen und Musikern begleitet hatte, standen auf dem mit rund anderthalb Stunden recht schnell vorbei ziehendem Programm: "A love supreme" und "My favourite things" wurden vom Publikum im voll besetzten Botanischen Garten abgefeiert.

Hier noch einige Highlights aus dem Programm der kommenden Tage: Ebenfalls aus den USA stammt der in Berlin lebende Gitarrist Kurt Rosenwinkel, der am 12. Juli mit seinem amerikanischen Quartett in den Botanischen Garten kommt. Am 19. Juli steht auf der Bühne des Rosenpavillons erstmals seit 15 Jahren eine Bigband mit Kompositionen aus der Feder und Heimat der dänischen Pianistin Kathrine Windfeld. Einer der wichtigsten Jazzmusiker Afrikas ist der Piano-Virtuose Nduduzo Makhathini, der am 2. August auf lokale Jazzmusiker trifft, um traditionelle Klänge mit südafrikanischer Tradition und Rhythmik zu verbinden. In die Karibik geht es am 9. August mit dem Alfredo Rodriguez Trio bei einem Mix aus kubanischen Klängen, Jazz und Klassik.

Elektronik trifft auf Afrobeats

Im urbanen Ambiente des Zeughaus-Innenhofs treten in Kooperation mit dem Jazzclub Augsburg immer samstags Acts aus dem In- und Ausland auf. Aus Frankreich stammt das Léon Phal Quintet, das Einflüsse aus Jazz, Neo-Soul, Funk, Elektronik, House, Afrobeat und Drum & Bass zu einer tanzbaren Melange fusioniert (8. Juli). Am 15. Juli will die deutsch-afghanische Sängerin und Komponistin Simin Tander eine Klangwelt voller Mystik erschaffen. Der ECHO-nominierte Sänger Tobias Christl und seine Band Wildern bedienen sich am 22. Juli bei Prince, a-ha oder Rio Reiser. Das Julie Campiche Quartet um die Schweizer Harfenistin experimentiert am 29. Juli auch mit elektronischen Effekten. Abschließend macht mit Matthias Bublath am 5. August einer der wichtigsten Pianisten Süddeutschlands Station im Brunnenhof.

In diesem Jahr wurde zwar auf große Namen wie John McLaughlin, der im vergangenen Jahr einer der Hauptacts war, verzichtet. "Ich wollte das Augenmerk weniger auf Stars, sondern auf Herkunft und natürlich Qualität legen", erklärte Herpichböhm im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Der Augsburger, der seit seinem siebten Geburtstag Schlagzeug spielt und an der Hochschule für Musik Nürnberg studierte und noch doziert, leitet den Jazzsommer seit 2020. "Mir war es diesmal wichtig, eine sehr diverse Mischung zu präsentieren. Es ist derzeit so viel los im Jazz, vor allem beim Nachwuchs", sagte Herpichböhm. Dieser Bewegung möchte man Rechnung tragen und dabei Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt nach Augsburg bringen, die von ihrer Herkunft und von musikalischen Spektrum viele Facetten abdecken.

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