Die Wurzeln der Marktredwitzer Landschaftskrippen reichen weit zurück. Ursprünglich aus dem Jesuitenbereich stammend, fanden Krippen nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert Einzug in bürgerliche Haushalte und entwickelten sich dort kontinuierlich weiter. Was einst als Schäfer- oder Jägergarten im Fichtelgebirge oder im böhmischen Asch begann, wurde im Laufe der Jahrzehnte zur Marktredwitzer Landschaftskrippe, wie wir sie heute kennen. Die Ausmaße dieser Krippen sind beeindruckend, einige sind bis zu 40 Quadratmeter groß.

Krippenweg bei Marktredwitz

Die Dauerausstellung im Egerland Museum in Marktredwitz widmet sich dem Töpferhandwerk der Region und gewährt den Besuchern Einblicke in die Welt der Töpfer. Originale Fundstücke wie ein antiker Farbkasten und zahlreiche Tonfiguren aus einer Töpferwerkstatt werden hier ausgestellt. Das Töpferhandwerk prägte die Region bis zum 19. Jahrhundert, als die Porzellanindustrie aufblühte. In dieser Zeit begannen die Töpfer auch, Krippenfiguren herzustellen, vermutlich, um ihre Einkommensquellen zu diversifizieren. Marktredwitz liegt an der Nahtstelle zu Böhmen und gehörte bis 1816 zu diesem Gebiet. Daher findet sich hier eine lange katholische Krippentradition. Deswegen bezeichnet Museumsleiter Volker Dittmar die Marktredwitzer Landschaftskrippen "als evangelische Antwort auf die katholische Krippe".

Sonderausstellung im Egerland Museum

Eine Sonderausstellung im Egerland Museum widmet sich dem Sammler Karl Schenkel, der im vergangenen Jahr im Alter von 100 Jahren verstarb. Die Ausstellung präsentiert Schenkels beeindruckende Sammlung von über 2400 Einzelstücken von Marktredwitz Tonfiguren, darunter einige, die bereits über 150 Jahre alt sind. Doch nicht nur die Vergangenheit bekommt der Museumsbesucher zu sehen - auch die Zukunft der Krippenkunst wird im Egerland Museum vorgestellt.

In Zusammenarbeit mit dem Wunsiedler Stefan Frank wurde eine virtuelle Krippe geschaffen, bei der die Besucher in ihre eigene Schöpfung eintauchen können. Diese interaktive Erfahrung ermöglicht es den Menschen, Jesus, Maria und Joseph auf virtueller Augenhöhe zu begegnen. Für diejenigen, die ihre kreative Ader ausleben möchten, bietet das Museum die Möglichkeit, unter Anleitung eine eigene Krippenwelt zu gestalten. Dank einer mobilen Anlage können Besucher sowohl im Egerland Museum als auch in Schulen oder bei Veranstaltungen besuchen in die virtuelle Krippenwelt eintauchen.

Krippenweg noch bis zum 7. Januar geöffnet

Die Marktredwitzer Landschaftskrippen sind nicht nur ein einzigartiges kulturelles Erbe, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für die Hingabe und Leidenschaft der Krippenbauer. Menschen wie Albin Artmann, der im Alter von 74 Jahren noch immer mit Begeisterung Krippen gestaltet und jedes Detail von Hand herstellt, tragen dazu bei, diese Tradition am Leben zu erhalten. Altmann, ein erfahrener Krippenbauer, erzählt stolz von seiner Leidenschaft, die er seit über 30 Jahren pflegt. Die Planung beginnt im September, und drei Wochen vor Weihnachten beginnt die Umsetzungsphase. Der frühere Werkzeugmacher hat sich im Laufe der Jahre viele Techniken selbst angeeignet und stellt sowohl die Figuren als auch die Gebäude selbst her. Selbst die Bemalung übernimmt er selbst.

Die Marktredwitzer Landschaftskrippen sind ein lebendiges Beispiel für die Weitergabe von Traditionen von Generation zu Generation. Deswegen wurden sie auch in das bayerische und bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturguts aufgenommen.

Während des Krippenweges, noch bis zum 7. Januar, öffnen die "Kripperer", wie die Krippenbauer in Marktredwitz genannt werden, ihre privaten Haustüren für Besucher und ermögliche, die faszinierende Welt der Marktredwitzer Landschaftskrippen hautnah zu erleben.

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