Musikalische Weltreise in 15 Etappen: Den Komponisten und Kirchenmusiker Marcel Dupré rückt die Münchner evangelische Lukaskirche ins Zentrum einer mehrteiligen Videoproduktion. Anlass ist das 50. Todesjahr des französischen Orgelvirtuosen. "Duprés Ruf als Improvisator, Konzertorganist und exzellenter Bach-Interpret war legendär", sagte Kirchenmusikdirektor Tobias Frank im Gespräch mit sonntagsblatt.de. Sein Werk, seine Ideen und sein Leben sollten mit dem interkulturellen Projekt "Dupré Digital" einem breiteren Publikum erschlossen werden, so der Initiator der Reihe. Bis Dezember sind 15 dokumentarische Episoden zu zehn Themenfeldern geplant. Die ersten drei Folgen sind bereits online verfügbar, Episode 4 wird am Sonntag (11. Juli) veröffentlicht.
Der Umfang des Projekts
Für das digitale Musikprojekt hat Lukaskantor Frank Gespräche mit Dupré-Experten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA aufgenommen. "Neben Organisten, Chorleitern, Musikwissenschaftlern kommen auch ehemalige Schüler und die Enkelin des Komponisten zu Wort", sagte Frank. Alle musikalischen Einspielungen seien exklusiv für "Dupré Digital" produziert worden. Dabei kämen auch bislang unveröffentlichte Werke zur Aufführung. Dank einer Generalvollmacht der Dupré-Enkelin hat Projektleiter Frank Zugang zu den bislang ungehobenen Archiv-Schätzen des Komponisten.
Während der Corona-Pandemie hatte die Lukaskirche ihre digitale Infrastruktur für die Produktion von professionellen Videogottesdienste aufgerüstet. Das habe die technischen Voraussetzungen für das Dupré-Projekt geschaffen. "Der Rest ist learning by doing", sagte Frank, der alle Videos selbst produziert und am Computer bearbeitet. Für bessere Orgelaufnahmen schaffte er sich privat Profi-Aufnahmegeräte an. Kirchenvorstandsmitglied und Videoproduzent Jürgen Biefang fungierte als Berater, Kirchenmusik-Azubi Michael Leyk steuerte seine audioakustische Expertise samt passender Tonmeisterausrüstung bei. So sei es gelungen, die Kosten für die gesamte Video-Reihe bei rund 30.000 Euro zu halten.
Die Internetseite
Zu den Geldgebern zählen der deutsch-französische Bürgerfond, das Kulturreferat der Stadt München, das Dekanat und der Lukaschor. Weil die Gesamtsumme noch nicht gedeckt ist, hofft Frank derzeit auf Spenden und weitere Zuschüsse.
Die Internetseite von "Dupré Digital" steht auf deutsch, englisch und französisch bereit. Die rund 30-minütigen Videos können untertitelt werden und bieten eine Mischung aus Originaldokumenten, Expertengesprächen, Anekdoten und Musikaufführungen. "Mir war wichtig, dass die Zuschauer ein Gespür für die damalige Zeit bekommen: Warum ist die Kunstform des französischen Lieds entstanden? Welche Reisebedingungen hatte Dupré bei seiner Tournee nach Australien?", erklärt Tobias Frank. So solle "Dupré Digital" nicht nur für Orgel- und Kirchenmusikliebhaber interessant werden, sondern allgemein für ein geschichtsaffines Publikum.