Fast wäre aus Otto Waalkes nicht einer der bekanntesten deutschen Komiker geworden, sondern vielleicht Künstler oder Kunstlehrer. Denn als der Emdener im Jahr 1970 sein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg begann, war die Karriere als Humorist noch in weiter Ferne. Otto lernte Schichtenmalerei, die Malerei mit Öl und Acryl, das Aquarellieren und vor allem das Zeichnen.

Herr Waalkes, Ihre Kunst wird anno 2023 ja gerne mit Warnhinweisen versehen, zumindest neulich bei der Wiederholung älterer TV-Shows im WDR. Welchen Warnhinweis sollten Buchhändler vor die "75 Meisterwärke" setzen, um zartbesaitete Kunstliebhaber nicht zu verstören?

Waalkes: Für einen Komiker ist so ein Warnhinweis ein Kompliment, vor Komik kann nicht genug gewarnt werden. Die "ganz große Kunst" kann man durch Parodien nicht beschädigen, für mich ist das die aufrichtigste Form der Verehrung.

Wie schwierig fiel Ihnen die Auswahl, sich auf 75 Adaptionen bekannter Kunstwerke zu beschränken?

Waalkes: Es sollte halt zu meinem 75. Geburtstag passen. Aber Sie haben recht, ich hätte mühelos auch doppelt so viele Vorbilder finden können.

Bei vielen Ihrer "Meisterwärke" erscheint der Ottifant ganz selbstverständlich im Gesamtkontext des Originals. Welches Bild machte Ihnen dabei mit am meisten Spaß zu bearbeiten, bei welchem mussten Sie länger überlegen?

Waalkes: Spaß gemacht hat mir zum Beispiel William Turners "The Fighting Temeraire". Bei ihm zieht ein Dampfer das stolze Segelschiff – bei mir ist es ein Ottifant mit dampfendem Rüssel. Lange überlegt habe ich bei Vermeers wunderschönem "Mädchen mit dem Perlenohrgehänge". Jetzt trägt es einen Ottifantenohrring.

Wenn Sie an Ihre zuerst eingeschlagene Laufbahn als Kunststudent denken – wann war für Sie klar, dass Sie die Hochschule verlassen und sich Ihre Existenz als Entertainer aufbauen wollen?

Waalkes: Das kam alles eher zufällig. Nach meinen ersten Auftritten in Hamburg und meiner ersten LP war ich als Lehramtskandidat untragbar. Die Schüler wollten immer nur den Tarzan-Ruf hören.

Otto Waalkes
Otto Waalkes live bei einem Auftritt in Würzburg.

Im Grußwort des Buchs schreiben Sie von der Angst des Künstlers, dass über seine Sachen gelacht wird, was Sie im Gegensatz als Auszeichnung ansehen. Aber mal ehrlich: Komisch sein und Menschen zum Lachen zu bringen, ist das manchmal nicht doch auch ein ernstes Geschäft?

Waalkes: Das mag ja sein – mir fällt es leicht, leichter zumindest als alles andere. Allzu ernst nehmen sollte man sich dabei allerdings nicht.

Der Ottifant und andere grafische Arbeiten sind schon immer mit Ihrem Schaffen verbunden. Gibt es auch nicht-komische Werke, die Sie noch niemandem gezeigt haben, weil man von Otto immer Lustiges erwartet?

Waalkes: Diese Erwartung führt ja dazu, dass man einiges, was ich vielleicht ernster gemeint habe, dennoch für komisch hält. Komik ist ja auch Vertrauenssache.

In Zeiten von Diskussionen um "kulturelle Aneignung" scheinen diese härter zu werden für den Künstler mit ironischem Blick. Wie begegnen Sie dem?

Waalkes: "Kulturelle Aneignung" ist ein irreführender Begriff. Ich würde eher von "freundlicher Übernahme" sprechen. Und ohne solche gäbe es keine Zivilisation und schon gar keine Kunst.

"Otto. Die Ausstellung" ist noch bis 5. November im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See zu sehen.

Buchtipp: "Ganz große Kunst: 75 Meisterwärke" von Otto Waalkes ist auf 176 Seiten im Münchener Heyne-Verlag erschienen und kostet 26 Euro.

Otto Waalkes Meisterwärke
Michelangelos "Creazione di Ottifanto" als Adaption in Otto Waalkes "Meisterwärke".

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