Seit 1978 gibt es den "Fränkischen Sommer", seit 2000 trägt ihn der Bezirk Mittelfranken und stellt dafür rund 200000 Euro zur Verfügung. Die rund 50 Konzerte, die alle zwei Jahre zwischen Juni und September quer über die mittelfränkische Landkarte verteilt stattfinden, locken Besucherinnen und Besucher auch oft in die Kirchen. Franziska Hölscher, vor 40 Jahren in Heidelberg geboren, hat zwar immer noch "einen Koffer in Berlin", wie sie kürzlich bei ihrer Vorstellung erklärte, habe aber bereits die Region und deren Wanderwege, kulinarische Feinheiten und eben auch die sakralen Gebäude erkundet.

"Vor allem St. Sebald in Nürnberg hat es mir angetan, mit der tollen Akustik", sagt die erfahrene Solistin und Kammermusikerin, die bereits einige Erfahrungen an der Leitung von Festivals wie den Berliner "Klangbrücken" oder den Kammermusiktagen Mettlach gesammelt hat. Vor wenigen Wochen habe sie die Kirche als Klangraum bereits beim Musikfestival ION erkundet, sei aber auch bei der Bachwoche in Ansbach schon bei Kirchenkonzerten gewesen. Mit beiden Traditionsformaten wolle sie in den kommenden Jahren eine "Festivalfamilie" gründen, ein fränkisches Profil schaffen.

Stars der Klassik-Szene kommen

Dabei wird der "Fränkischer Sommer" seine eigene Note einbringen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Formaten unterscheiden ihn schon einmal die Laufdauer über mehrere Monate und der große Radius zwischen den Spielorten. Dazu gesellen sich ab 2023 dann aber neue Einflüsse, die Hölscher mitbringen will. Zum einen möchte sie echte Stars der Klassikszene für den "Sommer" gewinnen. Den Anfang macht im kommenden Jahr der US-amerikanischer Pianist, Organist und Komponist Kit Armstrong, mit dem sie schon seit vielen Jahren konzertiert. Beim Festival wird Armstrong im nächsten Jahr auch ein Auftragswerk aufführen und mit Hölscher und dem Ensemble Resonanz aus Hamburg auf der Bühne stehen.

Zudem schweben Hölscher neuartige Aufführungsorte wie "verwunschene Scheunen" oder Fabrikhallen vor, aber auch eine Landpartie mit fränkischen Musizierenden und kulinarischen Spezialitäten. Ein jüngeres sowie ein aufgeschlossenes Publikum soll von Crossover-Projekten mit Einflüssen aus Jazz, Pop und Filmmusik angesprochen werden. Es werde einen Publikumspreis und Familienkonzerte geben, Patenprojekte mit caritativen Organisationen und verstärkte Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Gruppen, die bei derartigen Musikereignissen eher selten repräsentiert sind. Ein neues Thema der Veranstaltungsreihe werde die Inklusion sein. Unter anderem kommt dazu der Hornist Felix Klieser ins Frankenland, der ohne Arme geboren wurde.

Mit fünf das Violinspiel erlernt

Franziska Hölscher lernte im Alter von fünf Jahren das Violinspiel und studierte Musik in Berlin. Sie gastierte bereits in der Berliner Philharmonie und dem Konzertaus Berlin, dem Festspielhaus Baden-Baden. Dem Concertgebouw Amsterdam, dem Palais des Beaux-Arts Brüssel oder dem Rudolfinum Prag. Neben den Erfahrungen mit Musikfestivals, darunter auch des Schleswig-Holzstein Festival oder die SWR-Festspiele und der Heidelberger Frühling, unterrichtet sie an Hochschulen und ist regelmäßig Jurymitglied bei Wettbewerben.

Eine künstlerische Freundschaft verband sie schon in jungen Jahren mit dem Autor Roger Willemsen. Das mit ihm zusammen entwickelte Bühnenprogramm "Landschaften" spielte sie mit der Schauspielerin Maria Schrader und der Pianistin Marianna Shirinyan ein. Ihre Konzertprogramme sind von Werken des Barock und des klassisch-romantischen Repertoires ebenso geprägt wie von Musik der Gegenwart, wie diese Mischung auch auf ihrem Album "Sequenza" nachzuhören ist.

Concertbüro Franken steigt ein

Im vergangenen Jahr war das Festival kurzfristig abgesagt worden, nachdem der Intendant Julian Christoph Tölle aus gesundheitlichen Gründen seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen konnte. Was zugleich die Achillesferse des Veranstaltungsreigens offenlegte: Da Tölle bei einer Vielzahl der Veranstaltungen selbst beteiligter Künstler gewesen wäre und außerdem die Organisation nahezu vollständig an seiner Person hing, konnte er nicht auf die Schnelle ersetzt werden.
Ein Umstand, dem man jetzt mit der Beauftragung des Nürnberger Concertbüros Franken, für das Veranstaltungsmanagement Rechnung trägt (das seit vier Jahrzehnten aktiv ist). Und was auch bedeutet, dass sich Franziska Hölscher voll auf Musik und künstlerische Ausrichtung konzentrieren kann.