Peter Hübner hat ein paar Superlative dabei: Es sei eines der bisher teuersten, kompliziertesten, aber auch das symbolträchtigste Bauprojekt der bayerischen evangelischen Landeskirche, was nun endlich eingeweiht werden könne. Der Oberkirchenrat steht am Freitagabend im Sophiensaal des neu entstandenen Lorenzer Hofs gegenüber der Lorenzkirche. Hier sei ein "beispielgebendes Gemeinschaftsprojekt" entstanden, schwärmt er.

12 Jahre bis zur Vollendung

Bis zu seiner Vollendung sind zwölf Jahre ins Land gegangen. Die geschäftsführende Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein hat während dieser Zeit einmal gesagt,

"die Lorenzer sind außerordentlich geduldig. Sie kennen ja mit ihrer Kirche Arbeiten, die über die Jahrhunderte gehen".

Bei der Einweihung ist also immer wieder von "Hürden und Schwierigkeiten" die Rede. Die Baulogistik in der engen Innenstadt bei gleichzeitigen Arbeiten am Vorder- und Rückgebäude sei schwierig gewesen.

Und für Verzögerungen sorgten unter anderem die Stadtarchäologen. Sie fanden eine massive Sandsteinfundamentmauer aus dem Spätmittelalter, die in das Ensemble integriert werden sollte. Die ist heute sichtbarer Teil im Bibelmuseums. Dort sind auch Funde aus einer mit Bauschutt gefüllten Grube des frühen 15. Jahrhunderts zu sehen. Aus den Tierknochen, Kachelofen-Resten und Glasscherben lasse sich schließen, dass die Lorenzer Pfarrherrn ein feudales Leben führten.

Undichte Fenster, Wände nicht isoliert

Im Gebäudekomplex mit Pfarrerswohnungen und Gemeindehaus im Nachkriegscharme, der dem jetzigen Gebäude weichen musste, war kein feudales Leben möglich. Die Fenster waren undicht, alle Wände nicht isoliert, eine Sanierung erschien unrentabel und der neue Gedanke von einem Haus der Synergien und Vernetzung an diesem Ort viel attraktiver.

Heute geht man wieder durch einen Durchgang zwischen den Häusern Lorenzer Platz 8 und 10 hinein. Hier haben jetzt nicht nur alle Chöre und anderen Gruppen der Kirchengemeinde ihre Proben- und Tagungs- und Büroräume. Das Bibelmuseum Bayern ist eingezogen, das Kirchensteueramt hat wieder seine Büros, ein inklusives Bistro wird im ersten Quartal 2023 eröffnen und der Lorenzer Laden bietet nicht nur Eine-Welt-Produkte, sondern auch Bildungsarbeit an.

Baukosten von 21 Millionen Euro

Die ursprünglichen Preisvorstellungen für den Bau ließen sich nach ersten Kalkulationen nicht halten. Zwischenzeitlich wurde mit 16 Millionen gerechnet. Nun kommt der Lorenzer Hof in der Endabrechnung auf 21 Millionen Euro. Bauherrin des Projekts ist die Landeskirche, die der Gemeinde St. Lorenz die benötigten Räume zur Verfügung stellt.

Architekt Volker Heid hat in den Bau viel Holz, "ein Sinnbild für die gewachsene Gemeinde", Glas und Licht eingebracht. "Klar und schnörkellos ist es wieder ein Ort seiner Zeit - an die Bedarfe von heute angepasst", sagt die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern bei der Einweihung. Die Klarheit und Transparenz des Ensembles spiegelten den Willen der Gemeinde St. Lorenz wider, sichtbar zu bleiben und darauf zu sehen, was die Menschen in der Stadt brauchten.

Jährlich 750.000 Besucher*innen

Pfarrerin Voigt-Grabenstein weist im großen Gemeindesaal auf das Werk des Münchner Glas- und Lichtkünstlers Thierry Boisell. Es nimmt das Gewölbe der Lorenzkirche auf und stellt es anhand vergrößerter Glas-Pixelpunkte an der langen Seite des Saals dar.

Die Eingangstore der Lorenzkirche gegenüber betreten jährlich 750.000 Kirchgänger*innen und Tourist*innen. Zurzeit ist es für sie aber noch etwas schwierig, vom "evangelischen Dom", den Zusammenhang zum Lorenzer Hof und vor allem dem Bibelmuseum herzustellen, stellt Oberkirchenrat Hübner fest und empfiehlt Stadt und Kirche, das zu ändern:

"Damit auch die Potenziale und Chancen dieses Ortes gut genutzt werden können".