Bald geht es für rund 50 der mittlerweile 128 Jungen vom Windsbacher Knabenchor und ihrem Team rund um Leiter Martin Lehmann auf Tournee in die USA: Am 23. Oktober brechen die Windsbacher zu einer zweiwöchigen Reise in den amerikanischen Mittelwesten auf, wo sie neun Konzerte in Städten wie Chicago und St. Louis singen. Konzertmanagerin Claudia Brinker stellte am Dienstag in Nürnberg die Höhepunkte der aktuellen Saison vor.
Die Konzertreise wird in Zusammenarbeit mit der "Lutheran Church of Missouri" auf die Beine gestellt. Darunter seien viele Nachfahren einer Mission aus Neuendettelsau, die Mitte des 19. Jahrhunderts die heute zweitgrößte lutherische Kirche in den USA gegründet haben. Die Jungen sind bei Privatpersonen untergebracht, werden neun Konzerte geben und drei Gottesdienste mit gestalten, bei denen sie auf vier weitere Chöre treffen. Die vom bayerischen Musikrat und dem Goethe-Institut gesponserte Tour sei auch Gelegenheit zur Völkerverständigung, erklärte Brinker. Der Reise geht ein Konzert am 4. Oktober in der Stadthalle Gunzenhausen voraus.
Neben einer Kurztournee durch Südtirol im Dezember ist der Konzerthöhepunkt der Saison laut Claudia Brinker der "Antrittsbesuch" am 2. Februar in der Hamburger Elbphilharmonie, bei dem ein Konzert mit dem Percussionisten Simone Rubino gespielt wird, mit dem die Windsbacher eine von der Kritik gefeierte CD aufgenommen haben. Unter den rund 70 Veranstaltungen der Konzertsaison stechen eine Aufführung der Matthäus-Passion am 3. April in der Nürnberger Kirche St. Ludwig sowie tags drauf in der Alten Oper in Frankfurt ebenso heraus wie eine erneute Teilnahme an der Internationalen Orgelwoche Nürnberg im Juli.
Mädchen müssen draußen bleiben
28 junge Sänger sind im neuen Schuljahr zum Windsbacher Knabenchor gestoßen, und damit mehr als Chorleiter Martin Lehmann in seinen acht Jahren als musikalischer Kopf bisher begrüßen durfte. Anfragen von Neuaufnahmen für Mädchen, wie es sie vor wenigen Wochen bei einem Berliner Knabenchor gegeben habe, liegen laut Lehmann den Windsbachern keine vor. Zwar hatte man mit der Berliner Juristin, deren Klage am Berliner Verwaltungsgericht im August gescheitert war, weil ihre neunjährige Tochter nicht vom Staats- und Domchor Berlin aufgenommen wurde, bereits erste Kontakte. Jedoch sieht Lehmann weder für diese noch für andere Mädchen Chancen auf eine Aufnahme in den 1946 gegründeten Knabenchor.
"Der Anwältin geht es in erster Linie um die Geschlechtergerechtigkeit in staatlich geförderten Institutionen. Wir als Institution der bayerischen evangelischen Kirche haben einen anders lautenden Dienstauftrag", sagte Lehmann in Nürnberg. Alleine aus musikalischen Gründen mache es wenig Sinn, Mädchen im Windsbacher Knabenchor mitsingen zu lassen. Die Komponisten hätten sich erst etwa ab Johannes Brahms und damit in der Mitte des 19. Jahrhunderts überhaupt mit Chormusik für Mädchen befasst. Gegen eine Zusammenarbeit mit Mädchenchören für Konzerte und Projekte sei jedoch nichts einzuwenden.
Die Windsbacher Knaben proben seit einigen Wochen bereits im rundum sanierten Chorzentrum, das nach zweieinhalb Jahren Bauzeit am 29. September wieder offiziell eingeweiht wird. 2,65 Millionen kostete die energetische Sanierung, von denen die ELKB mit 1,1 Millionen Euro den größten Anteil trägt, gefolgt vom Kulturfonds des Landes Bayern mit rund einer halben Million Euro. Private Spender hatten sich mit Patenschaften für die Räume sowie die 110 Stühle im Chorsaal an den Kosten beteiligt.
Gottschalk wird Schirmherr
Als neuer Schirmherr des Traditionschors wird am 14. Oktober beim Patronatstreffen in Nürnberg Thomas Gottschalk vorgestellt. Der Moderator und Entertainer übernimmt diesen Part von Daniela Schadt, Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Lehmann erklärte, der Katholik Gottschalk sei als Franke und bekennender Christ der ideale Mann für diese Aufgabe.
Über die Zukunft des Windsbacher Knabenchors machen sich Claudia Brinker und Martin Lehmann keine Sorgen. Der Chor verfüge über eine treue Fangemeinde. Durch Auftritte wie dem Staatsbesuch des britischen Thronfolgers Prinz Charles und seiner Camilla im Mai habe man immer wieder mediale Präsenz. Nicht zuletzt durch die Nachwuchs-Singschule "Klangfänger", die derzeit in Windsbach, Nürnberg, Rothenburg und Pappenheim bereits Kindern von der ersten bis vierten Klasse Ausbildung bietet, habe man gute Rekrutierungsmöglichkeiten. Im Gemeindesaal St. Johannis in Würzburg startet ab dem 30. September eine neue Gruppe.