Wie können Radio- und Fernsehredaktionen ihre Texte und Beiträge formulieren, ohne dabei die unterschiedlichen Geschlechter zu diskriminieren? Nicht immer einfach, wenn man nur wenig Sendezeit zur Verfügung hat und jedes Wort auf den Prüfstand stellen muss.

Diese Herausforderung diskutierte efa- und efs-Redakteurin Elke Zimmermann auf einem Panel der Lokalrundfunktage in Nürnberg. Mit auf dem Podium: Christine Olderdissen von genderleicht.de und Thomas Apfel, Studioleiter im Funkhaus Coburg, die beide viele Tipps für die Kollegen hatten.

Sorgfaltspflicht für Journalist*innen

Gerade für Medienschaffende ist Gendern eine Frage der Berufsethik. Wer sich präzise und wertschätzend ausdrücken will, der muss alle erdenklichen geschlechtlichen Identitäten einbeziehen: Frauen, Männer, trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen. So will es auch der Pressekodex, betont Expertin Olderdissen: Wer journalistisch tätig ist, habe eine Sorgfalts- und Wahrheitspflicht und müsse Diskriminierungen vermeiden. Das heißt auch, dass er oder sie in einem journalistischen Beitrag nicht nur von "Bäckern" sprechen sollte, wenn offensichtlich auch Frauen in der Gruppe vertreten sind, die im Fokus der Berichterstattung steht.

Olderdissen gab dem journalistischen Publikum vor allem eins mit auf den Weg: "Vertraut euerem Sprachgefühl! Trennt euch von lieb gewonnen Floskeln und werdet kreativ beim Formulieren." Anstatt "Sehr geehrte Damen und Herren" lässt sich "Schön, dass Sie da sind" sagen, aus "Kritikern" können "Menschen, die Kritik üben" werden und "Mehr Geld für Rentner" wird als Überschrift besser, wenn daraus "Die Rente steigt" wird.

Gendern zeigt die Vielfalt der Sprache

Der Coburger Studioleiter Thomas Apfel berichtete auf dem Podium über seine Beobachtung, dass es in den Redaktionen vor allem junge Leute sind, die ganz selbstverständlich gendern: "Viele ältere Kollegen müssen das Gendern erst erlernen, sofern sie überhaupt dazu bereit sind." Aber: Auch das sei in Ordnung, wenn in Redaktionen "Gendern und Nicht-Gendern nebeneinanderstehen". Es spiegle am Ende die Vielfalt der Sprache in der Gesellschaft wider und erleichtert den Zuhörern und Zuhörrinnen die Identifikation:

"Wir dürfen Menschen mit Sprache nicht überfallen."

Gendern wichtig, aber mit Bedacht

Fazit des Panels: Gendern ist wichtig, muss aber je nach Zielgruppe und Situation mit Bedacht eingesetzt werden. Ein Beispiel: Würde eine Meldung im Verkehrsfunk "Auf der A92 kommt Ihnen ein falsch fahrendes Auto entgegen" lauten, dann würde sie die Menschen am Steuer erst einmal verwirren, anstatt, wie eigentlich gewünscht, sie in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Daher sei es besser, wenn es im Verkehrsfunk nach wie vor heißt:

"Auf der A92 kommt Ihnen ein Falschfahrer entgegen".

Das Panel zum Thema Gendern wurde vom EPV – Evangelischer Presseverband für Bayern e.V. (EPV) und vom EMVD – Evangelischer Medienverband in Deutschland auf den Lokalrundfunktagen veranstaltet. Die Lokalrundfunktage sind der Branchentreff für Medienhäuser in Bayern schlechthin. In diesem Rahmen werden traditionell die BLM-Hörfunk- und -Fernsehpreise verliehen, darunter auch der BLM-Kirchenpreis, den der EPV mitstiftet.