Gott heißt künftig "Gott+" – jedenfalls wenn es nach dem Willen der Bundeskonferenz der Katholischen jungen Gemeinde geht. Die Vorstellung von Gott "als altem, weißem Mann greift theologisch zu kurz", so die dahinterstehende Überzeugung der jungen Katholiken. Um auch Menschen zu erreichen, die sich davon nicht angesprochen fühlen, brauche es "Gott+".
Auf nichts folgt so zuverlässig ein Sturm der Empörung wie auf die Auseinandersetzung mit dem Thema Gender-Sprache, und in dieses Feld gehört die Sache natürlich. Markierungen in der geschriebenen und gesprochenen Sprache – wie beispielsweise der Gender-Stern – sollen ausdrücken: Die Welt gehört nicht nur den Männern. Und sie ist mehr als nur "männlich und weiblich".
"Nur weil wir Gender-Sterne schreiben, werden Frauen für gleiche Arbeit noch lange nicht gleich bezahlt."
Gott mit Pluszeichen
Es stimmt: Sprache bildet Wirklichkeit ab und schafft sie sogar. Menschen, die nicht-binär sind oder der LGBTQ+-Community angehören, dürfen und sollen sich von Gott angesprochen fühlen. Aber die Wirklichkeit jenseits der Sprache bleibt. Nur weil wir Gender-Sterne schreiben, werden Frauen für gleiche Arbeit noch lange nicht gleich bezahlt.
Gott als "der alte weiße Mann"? Mal abgesehen davon, wie laut bei diesem Bild die Klischeeglocke klingelt: Es ist tatsächlich unfair – gegenüber Gott. Wie wir Gott bezeichnen, was für Bilder Menschen im Kopf haben, das ist eng verwoben mit ihren Erfahrungen, Wünschen und Sehnsüchten.
Es ist gut, wenn diese Vielfalt der Gottesbilder in den Gemeinden, in den Predigten, in den Kirchen noch deutlicher sichtbar und erfahrbar wird als bisher. Menschen fühlen sich durch glaubwürdiges Handeln angesprochen, Schriftzeichen allein tun’s allerdings nicht.
"Gott und Mensch unterscheiden sich fundamental."
Gott mit Sternchen
Wissen muss man dabei: Wirklich angemessen von Gott zu schreiben (geschweige denn zu sprechen) ist für uns Menschen unmöglich. Im Judentum war man sich dessen immer sehr bewusst: Teil der Zehn Gebote ist das göttliche Verbot, den Namen Gottes in menschlich eitler Weise "zu missbrauchen" (2./3. Gebot). Gott und Mensch unterscheiden sich fundamental. Gerade das ist es, was Gott ausmacht.
Jeder Versuch, gesellschaftliche Debatten an das Wort Gott anzuhängen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das scheint selbst die Katholische junge Gemeinde mit ihrem "Gott+"-Vorstoß zu ahnen. Warum sonst sollte sie ihre Neuschreibweise neben die stellen, die die Katholische Studierendengemeinde vor Kurzem eingeführt hat?
Die lautet nämlich "Gott*".