Auch 70 Jahre nach diesem Datum ist der Jubel groß. Nach jüdischem Kalender fiel der historische Tag heuer auf den 19. April, die Feierlichkeiten im Land sind deshalb schon beendet. Es wurden Fahnen geschwenkt, Reden gehalten, Feuerwerke entzündet. 70 Stunden lang Staatsakt, Flugshow, Strandparty.
Israel hat allen Grund zu feiern. Sieben Jahrzehnte nach seiner Gründung ist das Land nicht nur militärisch stark, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich. Es entwickelte sich von einem Agrarstaat in ein High-Tech-Land, dessen IT-Branche boomt.

Aber der Wohlstand kommt nicht bei allen an. Es wird über wachsende soziale Ungerechtigkeit geklagt. Außerdem nimmt der Einfluss der ultraorthodoxen Juden zu, die den Staat nicht einmal anerkennen. Und der Nahost-Konflikt ist weiter festgefahren. 70 Jahre Israel bedeutet auch mehr als 50 Jahre besetzte palästinensische Gebiete.

Israel befindet sich noch immer im permanenten Existenzkampf

Kriegszustand mit Libanon und Syrien. Spannungen mit Ägypten und Jordanien, trotz des Friedensvertrags. Der Iran als Bedrohung, weil er das Existenzrecht Israels offen infrage stellt.

Deshalb gehören auch die Flugshows der Luftwaffe zum festen Bestandteil der Feierlichkeiten: Sie sollen der Welt zeigen, besonders der arabischen, dass Israel jederzeit zum Kampf bereit ist. Die Flieger am Himmel spielen mit den Muskeln, die stärker sind als alle anderen – auch als die der prügelnden Araber, Rapper und Echo-Preis-Verleiher in Deutschland.

Israel, der starke Staat, ist nicht nur für Tausende von Überlebenden der Shoah zur Zufluchtstätte geworden. Er ist es bis heute: Ilse Danziger ist die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Regensburg, der ältesten in Bayern. Wer die offene und freundliche Frau nach Israel befragt, erhält als Antwort: "Israel ist unser Rückhalt. Ohne den Staat hätten die jüdischen Gemeinden überall in der Welt ein schwereres Leben." Israel als Schutz vor der Judenfeindschaft: Diese Haltung haben fast alle Juden verinnerlicht. Auch 70 Jahre nach der Staatsgründung sitzt das Trauma, das Gefühl des Alleingelassenseins tief im kollektiven Gedächtnis. Das sollte zu denken geben.