125 Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich in der katholischen Kirche tätig sind, haben sich als queer geoutet. Das bedeutet, sie entsprechen nicht den nach wie vor gängigen heterosexuellen Einteilungen. Und sie stellen Forderungen.

Was daraufhin in den Kommentarspalten der Sozialen Medien passiert, kennt man zur Genüge:

Immer wenn es um Homo- oder Transsexualität in der Kirche geht, gibt es Menschen, die mit Bibelzitaten um sich werfen wie andere mit Konfetti.

Nur ist das Konfetti kein buntes, kein fröhliches, sondern es ist purer Hass gegenüber Menschen aus der LGBTQ+ Community. Dabei belegt bereits eine Studie aus dem Jahr 2021, dass die Bibel Homosexualität gar nicht verurteilt. Aber mit diesem Argument stößt man bei den Kommentarschreiber*innen natürlich auf taube Ohren.

Bibelzitate vs. Queer

Ich kann das nicht nachvollziehen und zwar in keiner Weise. Ich werde wütend auf die Menschen, die ein solches Verständnis von Gott haben bzw. die Bibel als Rechtfertigung für ihre Homo- und Transfeindlichkeit missbrauchen. Ich schüttle, während ich diese Zeilen schreibe, auch ungläubig mit dem Kopf. Wie kann man sowas sagen: "Wacht endlich auf. Ihr "Maria 2.0 Denker" seid auf dem Weg ins Verderben denn ihr verdreht das Wort Gottes. Es steht in der Bibel das Homosexualität eine Sünde ist."

Wie kann etwas Sünde sein, frage ich mich, das Menschen einander näher bringt? Die Liebe ist doch das schönste Gefühl auf der Welt. Außerdem, wie war das noch mit dem ersten Stein?

Erzbischof von Hamburg bekundet seinen Respekt

Dass die (katholische) Kirche Gebäude, Motorräder oder andere Gegenstände segnet, aber nicht die Liebe zweier Menschen, ist für mich unbegreiflich. Umso schöner finde ich es, wenn immer mehr Menschen sich klar für die Liebe und das Miteinander aussprechen. Menschen, die sich gegenseitig Mut und Unterstützung geben und dem Hass, der (nicht nur in den Kommentarspalten) verbreitet wird etwas entgegenstellen und sich solidarisieren.

"Hier beteilige ich mich an der Diskussion. Sie sollte zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen",

sagte der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße.

Die hohe Anzahl der Kirchenaustritte zeigt für mich, dass sich die Kirche (vor allem die katholische) immer mehr ins gesellschaftliche Aus katapultiert und dass die Moralvorstellungen nicht mehr zeitgemäß sind. Ich persönlich wundere mich nicht, dass sich immer weniger Menschen in einer Kirche zuhause fühlen, die ihre Liebe und die Vorstellung ihrer Sexualität als etwas Abnormales sehen – und gleichzeitig Kindesmissbrauch vertuschen wollen.

Solidarität und Unterstützung für #OutInChurch

Ich bewundere die 125 Menschen, die sich offen zu ihrer Sexualität bekennen und trotzdem mit der Kirche in Dialog treten möchten, die ihnen immer noch keinen Platz einräumen möchte.

Ich hoffe, dass #OutInChurch zu einer Veränderung führt, zu einer Kirche, die Menschen annimmt, wie sie sind. Die queere Beziehungen nicht als Sünde oder etwas Widernatürliches ansieht, sondern als das, was es ist: einen Ausdruck der Liebe. Und ist die Liebe nicht das größte Geschenk Gottes an die Menschen?

Es haben sich viele Gläubige online dazu geäußert und setzen durch ihre starke Worte der Verbundenheit ein Zeichen.

Lasst uns also laut mit dem bunten Konfetti der Solidarität und der Unterstützung werfen, statt mit Steinen des Hasses.