Bei einer großen Trauerfeier mit anschließendem Staatsakt in der vollbesetzten Münchner Frauenkirche haben die Menschen am Samstag Abschied vom verstorbenen CSU-Politiker Alois Glück genommen. Sie verneige sich vor einem hochgeschätzten Parlamentarier und großen Politiker, "der Bayern gutgetan hat", sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) in ihrer Trauerrede. Glück sei ein "beherzter Vordenker und Friedensstifter" gewesen. Er habe sich ohne viel Brimborium für das Gute eingesetzt und habe vermitteln können wie kein anderer - auch zwischen den Kirchen. Sein Programm sei gewesen, Leben zu retten, zu schützen und dem Leben einen Sinn zu geben.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete Alois Glück als einen der bedeutendsten Bayern der Nachkriegsgeschichte. Er habe sich für die Schwächeren eingesetzt und für diejenigen, die sich aus eigener Kraft nicht selbst helfen konnten. Außerdem habe er sich bereits in den 1970er Jahren für Umweltpolitik engagiert, als die noch gar kein zentrales Politikfeld gewesen sei. Er habe ein tiefes Bekenntnis für Heimat und die Bewahrung der Schöpfung gehabt. Er verneige sich vor einer "ganz großen Lebensleistung", sagte Söder. "Mich hat auch sein Glaube und seine soziale Empathie beeindruckt."

Alois Glück war am 26. Februar im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben. Der gelernte Landwirt gehörte von 1970 bis 2008 dem Bayerischen Landtag an, von 2003 bis 2008 als dessen Präsident. Ab 1988 stand er insgesamt 15 Jahre lang als Fraktionsvorsitzender an der Spitze der Landtags-CSU. Seit 1983 war Glück im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aktiv, von 2009 bis 2015 war er dessen Präsident. Bis zuletzt engagierte er sich zudem in zahlreichen Ehrenämtern, etwa als Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern oder im Netzwerk Hospiz Südostbayern.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte in ihrer Trauerrede, dass Glück ein prominenter, ein souveräner Vertreter der katholischen Zivilgesellschaft in Deutschland gewesen sei. "Zum Glück hatten wir Glück!" Dieser Satz sei im ZdK öfter gefallen. "Denn Alois Glück war kompetent, strategisch geschickt, aufrecht im Denken und Handeln. Man konnte sich auf ihn verlassen." Er habe sich für den Schutz des ungeborenen Lebens eingesetzt, für eine nachhaltige Familienpolitik und ein würdiges Sterben mit Hospiz- und Palliativversorgung.

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sagte im Gottesdienst: "Lieber Alois Glück, danke für Dein Lebenszeugnis, für Dein Glaubenszeugnis, danke für Deinen Dienst in der Kirche, in der Familie, in der Gesellschaft." Glück habe sich in vielfältiger Weise engagiert und mit seinem Glauben und Lebenszeugnis viele Menschen inspiriert. Ihm sei wichtig gewesen, die katholische Kirche zu erneuern. Dabei er viel aushalten müssen, auch einen lieblosen Ton in der Kirche und von Oberhirten, räumte der Kardinal ein. Doch trotz aller Ärgernisse habe Glück immer weitergemacht, er habe immer Gräben zuschütten und nicht aufreißen wollen.

An dem Trauerakt in der Münchner Frauenkirche nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft teil, unter ihnen Kabinettsvertreter und das bayerische Landtagspräsidium. Auch viele politische Weggefährten aus Landes- und Bundespolitik waren in die Frauenkirche gekommen, etwa die früheren CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber, Erwin Huber und Theo Waigel sowie die früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und Rita Süssmuth (beide CDU) und der frühere Bundespräsident Horst Köhler.

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