Über 30 Jahre lang hielt er als Lektor und Prädikant Gottesdienste im Dekanat Markt Einersheim, seine jüngste Buchveröffentlichung beschäftigt sich mit der Kirche seines Heimatdorfes Hellmitzheim, in dem er seit Jahrzehnten ehrenamtlich aktiv ist – und in den vergangenen Jahren hat er rund 300.000 Fotos vor allem in der Natur geknipst, in die er sich mit seiner Kamera immer wieder zurück zieht. Günther Fischer wird bald 65 Jahre alt und kann nicht nur Ruheständlern wie ihm empfehlen, die notgedrungenen Auszeiten während der Corona-Pandemie kreativ zu nutzen.

Als Vertriebsabteilungsleiter bei der Siemens AG und Leiter der Automation bei GEA Brewery Systems in Kitzingen hat Günther Fischer in der Zeit bis zur Rente in der Braubranche weltweit über 40 Jahre in einem äußerst technisch geprägten Umfeld gearbeitet. Ein beruflicher Wirkungskreis, den man so gar nicht mit dem Thema Fotografieren in Verbindung bringen würde. Vor allem in der Hellmitzheimer Bucht, ein Landstrich im südlichen Landkreis Kitzingen, ist Fischer bekannt wie der berühmte "bunte Hund" – und zwar vor allem wegen seiner Kamera, die ihn seit Jahrzehnten begleitet und die er immer am Mann hat.

Motive aus der Natur

Seine Motive sucht er meist in der Natur – das können die klassischen Sonnenauf- und untergänge sein, aber auch unwirklich wirkende Bäume, knorrige Ackerlandschaften, Strohballen unter gewittrigem Himmel, surreale Eis-Spiegelungen in Pfützen, aber auch die Farben des Herbstes und des Frühlings. So gut wie jeden Tag ist er mit seiner Frau unterwegs. "Ich liebe die Natur und den Moment. Beide will ich mit den Bildern festhalten", sagt er. Eine seiner vielen Kameras hat er immer dabei. Schließlich kann man nicht wissen, wann die Sonne als glutroter Ball am Himmel im perfekten Winkel über dem Zwiebelturm einer der Kirchen seiner Heimatregion steht oder das Morgenlicht die Nebelschwaden über das frisch gemähte Feld in unwirklichen Schattierungen erstrahlen lässt.

Terrabyte an Bilddateien hat er schon auf seinen Festplatten gespeichert, zu denen sich regelmäßig Gigabyte dazu gesellen. Auch von Menschen, allerdings auch vorwiegend aus seinem Umfeld. So entstanden Fotobücher von den Feiern der Verwandtschaft, allerdings auch als Auftragsarbeiten für Freunde und Bekannte. Und auch wenn die ehemalige Filiale der VR Bank in der Dorfmitte Hellmitzheims, die seit einigen Jahren als Atelier dient, genauso Geld kostet wie auch immer wieder in das Hobby investiert wird – Fischer, möchte lediglich, dass sich seine mit der Leidenschaft verbundenen Kosten letztlich von selbst tragen, wenn er wieder eine seiner Aufnahmen – auf Leinwand gedruckt- verkauft oder einen Fotoshooting-Auftrag annimmt.

Eigener Verlag

2014 hat er den Günther Fischer Verlag gegründet und veröffentlicht gemeinsam mit seiner Tochter Sabrina Schmitt den Bildband "Augenblicke eines Jahres - Impressionen aus Franken" – ein ganz persönlicher langjähriger Traum des 64-jährigen. Ein Fotoband, der sich nicht nur an die Einheimischen wendet, sondern auch an Gäste, die unsere Landschaft völlig neu vorfinden und die das Buch bei der Suche unterstützen kann. Dabei helfen sicher auch die teils besinnlichen, teils lyrischen, aber auch poetischen Texte von Sabrina Schmitt, die damit für mehr als das Design des Buches verantwortlich ist.

Das jüngste Projekt: Ein Buch anlässlich der 70 Jahre Wiedereinweihung der Hellmitzheimer Kirche, das gleichsam eine Dorfchronik der vergangenen Jahrzehnte geworden ist. Die Kirchweihburschen und Fischer haben hierfür auf rund 100 Seiten etwa 450 Fotografien zusammengestellt und mit einem hochwertigen Hardcover-Umschlag drucken lassen. Gezeigt wird die Kirche vor und nach dem Bombenangriff auf Hellmitzheim am 11. April 1945, Archivaufnahmen verbildlichen die Zeit des Wiederaufbaus. Dazu gesellen sich Grußworte der Bürgermeister, historische Zeitungsberichte, sowie aktuelle Wortbeiträge und Zeitzeugenberichte der Einwohner, die von der nahezu kompletten Zerstörung des Dorfes bis heute zeugen. "Ein Werk, nicht nur für die Kirchweihburschen-Generation wertvoll", erklärt Fischer.

Enge Beziehung zur Kirche

Zur Kirche hat Fischer schon seit Jugendtagen eine enge Beziehung. Bereits im Alter von 15 Jahren leitete er eine Jugendgruppe des Verbands christlicher Pfadfinder und Pfadfinderinnen in seinem Dorf, zwei Jahre später war er dann schon für die gesamte Region Main/Spessart verantwortlich. Bereits in den 1980er-Jahren engagierte er sich im heimischen Kirchenvorstand, ab 1988 zusätzlich in der Dekanatssynode in Markt Einersheim und ein Jahr später als stellvertretender Delegierter zur Landessynode in Bayern. Eine Zeit in der er auch als begeisterter Fußballer und Vereinsfunktionär schon voll im Vereinsleben steckte.

Damals wurde es immer schwieriger alle sonntägliche Gottesdienste in allen Gemeinden auf dem Land mit einem Geistlichen zu besetzen. So kam eines Abends der Hellmitzheimer Pfarrer vorbei und fragte "ob ich nicht mal einen Gottesdienst übernehmen könnte, hab´s spontan ausprobiert und bin dann dabei eine ganz schön lang Zeit geblieben", erinnert sich Fischer. Den Gottesdienstbesuchern im Dekanat Markt Einersheim sind bis heute die obligatorischen Beispielgeschichten zur Einleitung der Predigt in Erinnerung geblieben. Das war Fischers Markenzeichen auf der Kanzel.

Lektor und Prädikant

Ab 1981 war Günther Fischer dann als Lektor aktiv, startete 1987 einen zweijährigen Fernkurs für Laienprediger und wurde 1991 schließlich zum Prädikanten berufen. Nach 30 Jahren war dann Schluss mit diesem Amt. "Ich merkte, dass es mit Ehrenamt und meiner erheblichen beruflichen Reisetätigkeit allmählich zu viel wurde", erklärt er seinen Rückzug. Und dann war ja da noch das Hobby Fotografieren, das ihn immer mehr begeisterte und auch seinen Ehrgeiz herausforderte.

Wieder zehn Jahre später, kurz vor seinem 65. Geburtstag am 19. Februar und nach rund zwei Jahren Corona-Pandemie ist Fischer froh, dass er das Fotografieren für sich entdeckt hat. "Es ist eine wunderschöne Beschäftigung, bei der man der Schöpfung ganz nah sein und sie ergründen kann. Und das ganz ohne Kontaktbeschränkungen", sagt er. Die Natur sei immer für einen da und zeige sich in ihrer Fülle – ähnlich wie der Glaube – wenn man es zulässt.