Nussecken-Manufaktur in ehemaliger Metzgerei

In der ausgedienten Metzgerei im Nürnberger Norden herrscht vorweihnachtlicher Hochbetrieb. Bäckermeister und Jungunternehmer Kai Küfner ist dort vor sechs Jahren mit seiner Nussecken-Manufaktur eingezogen.

Bis zu 25 Mitarbeiter fertigen inzwischen in Handarbeit Bio-Nussecken in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Der Klassiker ist die Erdnuss-Salz-Karamell-Nussecke.

Das Geheimnis des Spezialgebäcks hat sich der 33-Jährige im ostafrikanischen Tansania selbst erarbeitet. Aus seiner Lehrzeit kannte er noch die eine Fertig-Backmischung, die zu geschmacklich trockenen Ergebnissen führte.

Von Tansania nach Nürnberg

In Tansania baut er ab 2013 für die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern eine Lehr-Bäckerei für behinderte Menschen auf, experimentiert unter anderem mit frischen Erdnüssen aus der Region. Als er mit dem Ergebnis selbst zufrieden ist, wird das Produkt ein lokaler Erfolg.

Vier Jahre später ist Küfner zurück in Nürnberg und arbeitet zunächst als Backstubenleiter. Doch bald wird ihm klar, dass er andere Vorstellungen hat. "Ich hatte etwas anderes gesehen und passte nicht mehr ins System", begründet er seinen schnellen Entschluss, etwas Eigenes zu machen.

Er besinnt sich auf seine Nussecken und startet als "One-Man-Show". Seine Backprodukte in Bio und Handarbeit sind teurer als die Konkurrenz. Es bedarf viel Durchhaltevermögen, bis sich der Erfolg einstellt. Aber kleine, inhabergeführte Cafés oder Unverpackt-Läden finden seine Nussecken oder die Nürnberger Mozartkugeln gut.

Geschäftsmodell mit sozialer Verantwortung 

Küfner hat aber auch in Sachen Unternehmertum einen eigenen Kopf. Er will die Verantwortung nicht auf die Verbraucher und deren Kaufentscheidung abwälzen. Als Unternehmer sei man genauso gefragt und müsse sich der Frage stellen: "Bringt mein Produkt dem Gemeinwohl einen Mehrwert?", sagt er.

Dabei denkt er nicht nur an den Lohn für seine Mitarbeiter, der vergleichsweise hoch ausfällt. "Könnte ich noch höhere Preise verlangen, könnte ich mehr Mitarbeiter noch besser bezahlen."

Außerdem beschäftigt er auch geflüchtete Menschen etwa aus Afghanistan, Äthiopien oder Kenia, um ihnen eine Perspektive zu geben. Gleichzeitig kauft er etwa aus Ghana dort lokal verarbeitete Schokolade. Auf diese Weise verlagert sich die Wertschöpfung aus den Schokoladenfabriken in Industrieländern in den Globalen Süden.

So entstehen auch dort attraktivere Arbeitsplätze. "Wir versuchen, möglichst ganzheitlich zu wirtschaften", lautet sein Mantra. Das verbietet ihm aber nicht den wirtschaftlichen Erfolg.

Traum von Nussecken-Stand in New York

"Ich möchte einmal in New York einen Nussecken-Stand von Meister Küfner aus Nürnberg haben."

Um den sozialen Anspruch seines Betriebes zu belegen, hat er sich der Initiative Gemeinwohl-Ökonomie angeschlossen. "Wir arbeiten für eine bessere Welt", ist er überzeugt.

Die Gemeinwohl-Ökonomie will angesichts von Umweltzerstörung, Ressourcenknappheit oder der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich ein nachhaltiges Wirtschaftssystem schaffen. Für seine Nussecken-Manufaktur hat Küfner eine zertifizierte Gemeinwohl-Bilanz erstellt.

Die listet nicht nur finanziellen Gewinn oder Verlust auf, sondern stellt auch Aspekte wie Menschenwürde, ökologische Verantwortung oder auch soziale Gerechtigkeit entlang der Lieferkette dar.

Crowdfunding und Genussgutscheine

Küfner steht in seinem engen Backbetrieb, die Mitarbeiter tauchen Nussecken per Hand in Schokolade und danach in eine Nüssepanade. Andere verpacken Mozartkugeln für den Versand. Der Verkauf an die Süßigkeiten-Liebhaber läuft über den Online-Shop, manche holen ihre Bestellung am Seitenfenster der Bäckerei ab, einen eigenen Laden gibt es nicht. Aber vor der Tür steht ein Nussecken-Automat.

Am liebsten würde Küfner die Fläche seines Betriebs auf 1.500 Quadratmeter verzehnfachen und eine Maschine dazukaufen. Dafür allerdings fehlt ihm das Geld. Seine erste Schokoladenmaschine hat er über ein Crowdfunding finanziert.

Jetzt bietet er für eine Einlage ab 500 Euro Genussscheine an, die allerdings nicht mit Geld, sondern im wahrsten Sinne "Genuss"-Scheine sind und mit Produkten aus seiner Backstube verzinst werden. Das sind zum Beispiel auch die Varianten Chili-Cashew oder eine Haselnuss-Mandel-Nussecke mit Kürbis und herbstlichen Gewürzen umhüllt von weißer Schokolade. Küfner zeigt sich selbstbewusst: "Sie sind saftig, weich und lecker."

Investorensuche

Der Bäcker sucht nun nach einem potenten Investor, der am besten eine halbe oder volle Million Euro mitbringt. Aber sein Geschäftsmodell mit sozialer Verantwortung für das Gemeinwohl will er nicht aufgeben.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden