Landesbischof Christian Kopp, München: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" 

In der politischen Auseinandersetzungen um Migration und soziale Unterstützung sei Nationalismus "gerade wieder richtig Aufwind", hat sich der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp in seiner Neujahrspredigt besorgt gezeigt.

Nationalismus erstarke in vielen Ländern der Erde, sagte Kopp in der Münchner Matthäuskirche zum Jahresanfang. Kopp verwies auf die Liebe Gottes und den Respekt für jeden Menschen "wie auch immer jemand aussieht, wie sie spricht, wie er denkt".

Kopp predigte über die Jahreslosung für 2024, "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe", einem Satz aus dem Neuen Testament der Bibel. Es gebe jeden Tag viel Lieblosigkeit und Hass, im persönlichen Leben und im Weltgeschehen, sagte Kopp.

Hass und Gewalt seien jedoch nicht einfach da, sondern würden gemacht. Gegen Hass und Gewalt helfe nur die Liebe. Wichtig sei dafür auch die Liebe zu sich selbst, der Respekt und die Achtung vor den eigenen Haltungen.

"Ohne den liebevollen Umgang mit mir selbst gibt es auch wenig liebevollen Umgang mit anderen", sagte Kopp.

 

Erzbischof Herwig Gössl, Bamberg: Aufruf zu mehr ökologischem Bewusstsein 

Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl mahnte, das Leben auf der Erde werde in Zukunft bescheidener und begrenzter werden müssen.

"Anders werden wir die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht meistern", sagte Gössl.

Wenn mehr Menschen beherzigen würden, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus besteht, sondern in der Gemeinschaft mit Gott, könne das gelingen, sagte Gössl am Silvesterabend in seiner Predigt im Bamberger Dom.

 

Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, München und Freising: Einsatz für die Demokratie und die Zukunft der Kirchen

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, rief Christinnen und Christen zum Neuen Jahr im Liebfrauendom in München dazu auf, sich für die Demokratie einzusetzen.

Er gehe "in großer Sorge in das kommende Jahr", hieß es in einer Mitteilung des Erzbistums.

Da seien zum einen die Kriege "vor unserer Haustüre". Es gehe in Europa und weltweit aber auch von autoritärem Denken, Populistinnen und Populisten und Verschwörungstheoretikern Gefahr für die Demokratie aus.

Besorgt ist der Kardinal über den Zustand der Kirchen. Die Kirchenmitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland 2023 habe gezeigt, dass die Menschen sich zwar zunehmend soziales Engagement von der Kirche wünschten, Gottesdienste und Gebet, jedoch immer geringer schätzten.

Es sei nicht die richtige Reaktion, "den Kern des christlichen Glaubens aufzulösen, für eine reine karitative und soziale Tätigkeit." Diese sei zwar auch Aufgabe der Kirche, aber eben nicht allein.

 

Bischof Gregor Maria Hanke, Eichstatt: Die Kirche hat auch heute noch was zu sagen

Das Jahr 2023 habe die Kirchen in Deutschland mit großen Umbrüchen konfrontiert, stellte sich auch der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke zum Jahresbeginn fest.

Der Ressourcenrückgang werde im Bistum Eichstätt als besonders schmerzlich empfunden und habe zu Diskussionen und Verwerfungen geführt. "Erschütternd hoch" liege auch weiterhin die Zahl der Kirchenaustritte.

Dennoch betonte Hanke, "die gegenwärtige Lage der Kirche und des Glaubens muss uns keineswegs mutlos machen."

Die Kirche, habe auch heute der Welt etwas zu sagen.

 

Regionalbischof Klaus Stiegler, Regensburg: Nicht nur zuschauen, sondern mitgestalten

Der Regensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler hat in seiner Silvesterpredigt 2023 dazu aufgerufen, für die Zukunft neue Wege zu suchen, zu entwickeln und auszuprobieren. Menschen seien angesichts der Krisen in der Welt "nicht ohnmächtig Zuschauende, sondern aktiv Mitgestaltende", sagte er am Sonntagabend in der Regensburger Dreieinigkeitskirche laut Predigtmanuskript.

Das Jahr 2023 habe an den Seelen "gezehrt und gezerrt".

Denn Krisen seien bedrängende Situationen, "wo Bewährtes nicht den Weg in die Zukunft bahnt und Neues noch nicht im Blick ist", führte der evangelische Theologe aus. Dennoch gelte es, neue Wege zu suchen für die künftigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen, aber auch für künftige kirchliche Entwicklungen.

Gott habe "die Ewigkeit in unser Herz gelegt", betonte der Regionalbischof, "diesen wunderbaren Geschmack für das gemeinsame Leben". Aus diesem Grund hätten die Menschen auch "eine Ahnung vom gemeinschaftlichen Leben". Die kirchliche Jahreslosung für das Jahr 2024 laute: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!" Diese Worte weisen ihm zufolge den Weg in "eine gute Zukunft".

 

Regionalbischöfin Hann von Weyhern, Nürnberg: Mensch hat Erkenntnis und Verantwortung

Die Worte der Bibel "Alles hat seine Zeit" können "ein Geländer für den Rückblick auf das Weltgeschehen sein", hat die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in ihrer Silvesterpredigt erklärt. In der Predigt in der Nürnberger Lorenzkirche am Silvesterabend sagte sie laut Predigtmanuskript, wenn von "abbrechen und bauen hat seine Zeit" die Rede sei, denke sie an die ungezählten Häuser, die die Erdbeben in Syrien, der Türkei, in Afghanistan und anderswo "abgebrochen hätten". Die Verse "zerreißen und zunähen hat seine Zeit" erinnerten an das, was die Gesellschaft aktuell zu zerreißen drohe.

Gott habe den Menschen in einen Raum der Verantwortung gestellt, sagte die Regionalbischöfin. Es sei nicht alles gleichgültig, sondern es komme darauf an, "wann was zu tun und wann was nicht zu tun oder gar zu verhindern ist". Die Menschen hätten die Erkenntnis, "was gut und was böse ist" und seien so zu "ethisch und moralisch kompetenten Verantwortungsträgern" geworden.

Die Wortpaare zu dem Satz "Alles hat seine Zeit" ermöglichten es, das Nebeneinander von Glück und Unglück zu ertragen. Der Vers könne zeigen, Schweres, "das jemand durchmacht, die Therapie, die OP, der Liebeskummer, die Trauer über einen Verlust" kann verwandelt werden. Zwar könne dies alles Spuren hinterlassen, aber nicht mehr über alles bestimmen, sagte die Hann von Weyhern.

 

Künftiger Bamberger Erzbischof: Die Zukunft wird bescheidener

Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat zum Jahreswechsel gemahnt, das Leben auf der Erde werde in Zukunft bescheidener und begrenzter werden müssen. "Anders werden wir die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht meistern können", sagte Gössl laut einer vorab verbreiteten Mitteilung. Wenn mehr Menschen beherzigen würden, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus besteht, sondern in der Gemeinschaft mit Gott, könne das gelingen, sagte Gössl am Silvesterabend in seiner Predigt im Bamberger Dom.

An die eigene Endlichkeit zu denken, bewahre davor, überzuschnappen und überheblich zu werden, sagte Gössl. "Wir müssen uns daran erinnern, dass unser Leben endlich ist, weil sich dadurch manches relativiert, was sich sonst als ungeheuer wichtig in unser Leben drängt".

Im Jahr 2024 erinnert das Erzbistum an den 1000. Todestag des Bistumspatrons Kaiser Heinrich II., der mit seiner Frau Kaiserin Kunigunde das Bistum gründete. Auch Kaiser Heinrich sei sich der Endlichkeit seines Lebens bewusst gewesen, sagte der designierte Erzbischof, zumal er keine eigenen Nachkommen gehabt habe. "Vieles in Heinrichs Leben passt nicht zur Aufgabenbeschreibung eines Heiligen. Aber was ihn zum Heiligen macht, ist das tiefe Vertrauen in die Gegenwart und Hilfe Gottes."

Der bisherige Bamberger Weihbischof Herwig Gössl wird am 2. März 2024 als neuer Erzbischof von Bamberg eingeführt. Der 56-Jährige war am 9. Dezember von Papst Franziskus ernannt worden. Er folgt auf Ludwig Schick, dessen Amtsverzicht der Papst am 1. November 2022 angenommen hatte. Seitdem leitet Gössl das Erzbistum als Diözesanadministrator. Das Erzbistum Bamberg besteht den Angaben nach aus derzeit 339 Pfarreien in 35 Seelsorgebereichen und zählt etwa 630.000 Katholikinnen und Katholiken. Es umfasst große Teile von Ober- und Mittelfranken und reicht von Unterfranken bis in die Oberpfalz.

 

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