Gift unter dem Paradies
Mit einem verschmitzten Grinsen erzählte mein Opa manchmal unbedarften Menschen von seinen "Reichtümern". Er habe eine Villa mit Park und darin einen Pavillon und einen Swimmingpool. Und wir aus der Familie lachen noch heute darüber. Denn wir wissen: Der Pool war ein selbstbetoniertes Kneippbecken. Der Pavillon ein hölzerner Schuppen, ein ehemaliger Hühnerstall. Der Park, das war ein Obst- und Gemüsegarten – zugegeben ein großer. Und die Villa war ein Industriegebäude, eine Wäscherei mit chemischer Reinigung, mit der Familienwohnung im oberen Stock.
Für uns, die vierzehn Enkelkinder, war all das ein Paradies. Ein Ort für scheinbar unendliche Sommer. Sie rochen nach selbstgepresstem Apfelsaft, klangen nach dem Quietschen der rostigen roten Schaukel. Schmeckten nach gleich in den Mund gestopften Beeren, während nur ein Teil vorschriftsmäßig in die Plastiksiebe geerntet wurde. Ein Sommerort. Aus allen Himmelsrichtungen kamen Cousinen und wir Cousins zusammen zu großem Kichern und Spielen, zu Feuerstellen im Sandkasten und zum Fernsehen im Wohnzimmer. Und das roch immer ein bisschen nach Ölofen.
Jahrzehnte später. Spezialisten sind am Werk. In der Nähe der Stelle, wo früher mal der Industrieschornstein gestanden hatte, bauen sie eine Pumpanlage. Ein Gerät, das weit in den Boden hineinragt und aus den tiefen Schichten Gift heraufsaugt. Tetrachlorethylen oder schlicht "Per" genannt. Jahrzehnte lang überall in der chemischen Reinigung verwendet. Aber jetzt wusste man, welchen Schaden es dem Boden und möglicherweise dem Grundwasser zufügen kann.
Diese Pumpe läuft viele Jahre lang. Auch noch als mein Opa schon längst verstorben ist.
Vergiftete Kirche, vergifteter Glaube
Gift unter dem Paradies.
In dieser Passionszeit ist das für mich wie ein Sinnbild für unsere Kirchen. Christ:innen haben immer wieder Gifte entdeckt, die in unserer Kirche abgelagert waren. Zum Beispiel die Selbstgefälligkeit vieler Pfarrer. Die heimliche oder ganz offene Liebe zur Macht. Ungesunde Verflechtungen mit dem Staat. Sexismus.
Aber seit dem Bekanntwerden der zahllosen Missbrauchsfälle kommt radikaler ans Licht, wie viel Toxisches in den Kirchen verborgen war. Wie die katholischen Hierarchien den Missbrauch begünstigt haben. Wie evangelische Kumpelhaftigkeit den Missbrauch begünstigt hat. Wie geschwiegen wurde aus Scham und Angst vor der öffentlichen Meinung. Wie Opfer missachtet wurden.
Zum Schämen ist das alles. Und es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dass die Entgiftungspumpen so lange laufen, wie es nötig ist. Dass aufgearbeitet wird – und dass Strukturen, Denk- und Handlungsweisen sich verändern, um in Zukunft Menschen besser zu schützen.
Mit der Metapher vom Gift unter dem Paradies könnten viele aber auch den Glauben beschreiben, den sie gelehrt oder vorgelebt bekommen haben. Der Glaube, der sie getragen und geprägt hat, hatte eine "andere Seite", wie sie irgendwann gemerkt haben. Eine toxische Seite, die ihnen erst nach und nach bewusst wurde.
Beides, das Thema "Missbrauch" und die Vergiftung des Glaubens, beides spielt für mich eine Rolle in dem Predigttext für diesen Sonntag. Ein Abschnitt, der für mich lange zu den paradiesischen Geschichten gehörte … aber darunter Gift.
Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich. 2Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
3Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte. 4Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne. 5Und Abraham sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.
6Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und gingen die beiden miteinander. 7Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? 8Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander.
9Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz 10und reckte seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete.
11Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. 12Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen. 13Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich im Gestrüpp mit seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes statt. 14Und Abraham nannte die Stätte "Der Herr sieht". Daher man noch heute sagt: Auf dem Berge, da der Herr sich sehen lässt."
Verharmlosung
Ich habe erst im Theologiestudium gemerkt, was da eigentlich erzählt wird. Ich erinnere mich, wie ältere Studierende über den Bibelabschnitt sprachen, über die "Bindung Isaaks", wie sie ihn nannten. Der Klang ihrer Stimme sagte deutlich "Giftschrank". Ich habe geschwiegen, wollte ja nicht blöd dastehen. Aber war das denn nicht eine geliebte, viel erzählte Kindergottesdienstgeschichte?
"Lass mich an dich glauben, wie Abraham es tat". Wie oft hatte ich dieses Lied auf Freizeiten oder im Kindergottesdienst gesungen. Aus dem kleinen roten Liederbuch, der "Mundorgel". Mit seiner fröhlichen Melodie, ganz anders als die alten Choräle. Und völlig unbedarft kam darin der erste Vers vor, als sei es eine Selbstverständlichkeit: "Seinen Sohn führt er zum Brandaltar, zu opfern ihn, wie’s ihm von Gott befohlen war. Lass mich an dich glauben, wie Abraham es tat!" Kaum zu glauben, im Nachhinein.
Ich habe freilich gelesen, dass es bei dieser Geschichte ursprünglich wohl darum ging, dass schon Abraham den Ort für den späteren Tempel gekannt hätte – alles andere außenherum also nur "Nebensache". Ich weiß, man kann die Geschichte als eine Vertrauensgeschichte erzählen: Abraham und Sarah, das alt gewordene Paar ohne Kinder, denen nach langer Wartezeit der versprochene Sohn geboren wird. Und jetzt vertraut Abraham so sehr, dass er bereit ist, Isaak "loszulassen". Und Abraham ist voller Zuversicht: Alles würde sich zum Guten wenden. Und nur deshalb erzählt er den Knechten und Isaak, dass sie dann nachher gemeinsam zurückkommen werden.
Und ich weiß, dass man sagt: Die Geschichte gehe ja "gut aus", statt des Jungen wird ein Widder geopfert.
Aber was für eine Verharmlosung, das Ganze! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit meiner Wut, wenn ich den Abschnitt heute lese!
Abraham missbraucht Isaak als ein Ding. Isaak ist für ihn kein Mensch mit eigenem Willen, keine Person, geschweige denn "Sohn", wenn "Sohn" irgendetwas mit Liebe und Schutz und Verantwortung zu tun hat – und nicht etwa mit "Eigentum" oder so.
Abraham ist bereit, diesem Jungen die Kehle aufzuschlitzen – ich will mir das überhaupt nicht vorstellen! Und obendrauf die Begründung: Weil Gott es so wünscht – wo auch immer Abraham das her weiß!
Und deswegen lügt er seinem Sohn ins Gesicht. Logisch! Der muss ja ruhig gehalten werden. So wie in tausenden von Missbrauchsfällen. "Erzähl nichts weiter davon, das ist unser Geheimnis." "Vertrau mir, es ist alles gut …"
Dann die Knechte. Mögliche Zeugen. Was macht Abraham also? Er hält sie fern, sie sollen warten, bis sie zurückkommen. Also bis er "und der Knabe" zurückkommen. Echt jetzt? Wenn er ohne Isaak zurückgekehrt wäre – was hätte er ihnen wohl erzählt? Welche cover-up-Stories hätte er sich ausgedacht? Hätten sie so ähnlich geklungen, wie die Beschwichtigungen anderer Missbrauchstäter, wilde Lügenmärchen, dramatisch geschildert?
Und über eine Sache haben wir ja noch gar nicht gesprochen. Nämlich wie Gott angeblich sein soll! 14Und Abraham nannte die Stätte "Der Herr sieht". Daher man noch heute sagt: Auf dem Berge, da der Herr sich sehen lässt."
An der Autobahn, die durch Morija geht, wird quasi eine neue braune Touristentafel aufgestellt. Ein Verweis auf die tolle geographisch-theologische Sehenswürdigkeit "Berg, da der Herr sich sehen lässt." Na super. Da stelle ich mir doch gleich gerne noch eine zweite Tafel vor. An einem unbekannten Ort, dort, wo Abraham angeblich den Befehl bekommen hat, seinen Sohn zu töten! Vielleicht steht da "Flussaue, da Gott den zweifelhaften Namen bekam "Er versucht"? Oder eher: "Tal, da Abraham sich einbildete, Eingebungen seien wichtiger als das Leben eines Menschen?"
Vertrauen und Gehorsam
In der Kirche haben wir selten Platz für Zorn, für Ärger, für Wut – wir setzen eher auf Harmonie. Aber es braucht die Wut. Sie treibt die Pumpe an, die das Gift aus den Tiefenschichten zieht. Sie ist ein Gottesgeschenk. Sie zeigt uns, wo unsere Grenzen überschritten wurden oder wo wir Stück für Stück in ein giftiges Netz eingesponnen wurden. Wut gibt Energie, etwas zu ändern – und so beginnt die Entgiftung.
Aber dann braucht es auch klaren Verstand. Deswegen frage ich: Worin besteht denn im Kern das Gift in dieser Erzählung – und wo finden wir dieses Gift auch bei uns? Was ist das für eine chemische Verbindung, die Abraham wie unter Drogen setzt und die das Bild Gottes wie in einem Fiebertraum verzerrt?
Es ist die Verknüpfung von Vertrauen und Gehorsam.
"Vertraust du mir? Dann gehorche!", so klingt Gott in dieser Geschichte.
Und Abraham handelt so irre, als ob er beweisen wollte: "Mein Gehorsam zeigt mein Gottvertrauen!"
Und Isaak? Wird nicht gefragt.
Vertrauen und Gehorsam in einem Kausalzusammenhang. In der Hand von Menschen, die Religion kontrollieren wollen, ist das eine toxische Mischung. Denn Vertrauen kann ich nicht sehen, nicht messen, nicht beweisen. Aber Gehorsam sehr wohl! Auf einmal bekommt das Vertrauen auf einen unsichtbaren Gott eine sichtbare Seite.
Detox
Im Laufe meines Lebens war ich immer wieder mit verschiedenen christlichen Gemeinschaften in Kontakt. Bei manchen war ich zu Gast, bei anderen habe ich eine Zeit mitgearbeitet, wieder andere habe ich mir angeschaut und schnell verlassen.
Überall dort, wo ich mich unwohl gefühlt habe, gab es immer eine mehr oder weniger ausgeprägte Vermischung von Gehorsam und Vertrauen. Zeig, dass du glaubst, indem du dich dieser Gemeinschaft anschließt – zack, sichtbar! Zeig, dass du dem unsichtbaren Gott dienst, indem du die Bibel wörtlich nimmst – zack, sichtbar! Manche dieser Verknüpfungen schaffen es sogar in das allgemeine gesellschaftliche Bewusstsein – und sei es nur als Klischee. Zum Beispiel "Christen haben keinen Sex vor der Ehe". Hält sich stabil. Warum? Weil es so lange von manchen als das messbare, sichtbare Merkmal von Christsein verbreitet wurde. Und tausende von gläubigen Jugendlichen steckten sich selbst in ein Korsett aus Verklemmtheit. In Amerika bis heute sogar öffentlich gemacht durch sogenannte "Reinheitsringe"…
Verrückterweise habe ich die vielleicht präziseste, gesündeste Definition von "Gehorsam" ausgerechnet in dem Laden kennengelernt, der für sein Übermaß an Gehorsam verschrien ist: Bei der Bundeswehr.
Eine der besten Unterrichtseinheiten für unsere Kompanie aus Wehrpflichtigen war das Thema: Welche Befehle muss ich befolgen? Welche Befehle muss ich nicht befolgen? Und – am entscheidendsten – welche Befehle darf ich nicht befolgen. Aus dem Gedächtnis wiedergegeben waren die Antworten: Befehle, die meine Tätigkeit als Soldat und meinen Aufgabenbereich betreffen, muss ich befolgen. Befehle, die darüber hinausgehen – z.B. das Privatauto meines Chefs zu putzen – muss ich nicht befolgen. Und Befehle, die gegen die Würde des Menschen verstoßen, darf ich nicht befolgen.
Das bedeutet ja: Es gibt für die Bundeswehr einen Maßstab jenseits der Maßstäbe der Bundeswehr. Es gibt einen Maßstab, der den Soldaten oder die Soldatin nicht nur befähigt, sondern verpflichtet, Befehlen zu widersprechen, ihnen nicht Folge zu leisten. Zivilisten erschießen, Krankenstationen zerstören, Kriegsverbrechen welcher Art auch immer begehen. Oder auch in den Kasernen in Deutschland: Andere zu schikanieren, sie durch Spott über ihre sexuelle Orientierung zu entwürdigen … Befehle zu so etwas dürfen nicht befolgt werden. Die Bundeswehr hat ihren Soldat:innen die Ausrede genommen, sich auf einen "Befehlsnotstand" zu berufen, zu sagen "ich habe nur Befehle befolgt".
Es gibt einen Maßstab jenseits der Maßstäbe. Das klingt doch fast schon nach einem religiösen Satz, oder? Nach einem Glaubenssatz, nach einem theologischen Satz! Nach etwas, was gläubige Menschen schnell umformulieren könnten in: "Gottes Wille ist der Maßstab jenseits unserer Maßstäbe".
Aber das geht mir nicht weit genug. Denn je nachdem, wie man das versteht, könnte das die giftige Verknüpfung von Gehorsam und Vertrauen sogar verstärken! "Gottes Wille ist der Maßstab jenseits unserer Maßstäbe" – damit könnten doch geistliche "Autoritäten" Menschen disziplinieren, in die Bahn zwängen.
Und dennoch glaube ich: In Gott selbst ist der Maßstab jenseits aller Maßstäbe. Das Kriterium, an dem sich alles messen lassen muss. Nur: Unsere Kirchen, wir Christenmenschen, die Bibel selbst – all das ist nicht Gott. Sondern immer nur menschliches Sprechen mit Gott und von Gott. Was bedeutet das, wenn wir den Weg gehen wollen, aus Vertrauen zu leben? Aus dem Vertrauen zu Gott? Es bedeutet, dass wir aufgefordert sind, über die Lehren unserer Kirchen, über die Lehren von Menschen, über die Bibel selbst hinauszuwachsen. Es gehört zu unserem Glauben dazu, dass unser Vertrauen hinauswachsen kann über Lehren, mit denen unser Glaube groß geworden ist.
Auch davon erzählt die Geschichte von "Isaaks Bindung" – und das versöhnt mich sehr. Sie fasst das nicht in Lehrsätze. Sondern bringt es erzählerisch zum Ausdruck. Das klingt dann so:
11Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. 12Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben"
Der Engel Gottes hebt den Gehorsam gegen Gott auf – im Namen Gottes.
Die Verknüpfung von Gehorsam und Vertrauen hat vielen den Glauben vergiftet. Aber hat sie auch die Missbrauchsfälle in der Kirche unterstützt?
Aus den Fällen, die mir bekannt sind: Leider ja.
Ersetzen wir das etwas strenge Wort "Gehorsam" einfach mal durch "Autorität". Oder durch "Amt" – ich meine nicht eine Behörde, sondern diese eigentümliche Beschreibung des Pfarrer:innenseins. "Amt", wie mächtig und ehrfurchtgebietend das klingen kann.
Ersetzen wir "Gehorsam" vielleicht sogar durch das Wort "Erfolg", denn die Täter – meistens Männer – waren häufig durch ihren Erfolg angesehene Personen, denen auf diese Weise so etwas wie Unterordnung zuzustehen schien…
Um Missbrauch vorzubeugen, braucht es zuallererst Anlaufstellen und die Verpflichtung für alle in der Kirche, hinzusehen, Verdachtsmomente anzuzeigen.
Menschen, die diese gefährlichen Neigungen in sich entdecken, brauchen Grenzen und Therapie. Es braucht Sensibilisierung, eine Schulung für ein gutes Verhältnis von Nähe und Distanz. So, wie in allen Sportvereinen und Parteien und anderen Gruppen.
Ich glaube, das alles passiert schon. Die Pumpen für die Entgiftung sind aufgebaut – oder werden es gerade – und laufen schon.
Und wo wir Glaubensauffassungen begegnen, die eine Kausalzusammenhang zwischen Vertrauen und Gehorsam herstellen, da braucht es Widerspruch. Ein klares Nein.
Was könnte am Ende anders sein, wenn die Pumpen lange genug gelaufen sind? Wenn Wut und Klarheit, Zorn und Ehrlichkeit ihre Arbeit getan haben?
Ich hoffe, dass Menschen dann wieder mehr Vertrauen unter ihren Füßen spüren können. Vor allem wünsche ich es den vielen Isaaks. Den von Missbrauch betroffenen Menschen und den Opfern vergifteter Theologie.
Und ich wünsche mir, dass die neue Generation der Glaubenden ihre Kraft bezieht aus der Tiefe von Vertrauen und Liebe.
Nur darum geht es doch: Dass Menschen Vertrauen gewinnen, Vertrauen dass sie gehalten werden, egal was geschieht. Dass sie gesehen, geliebt, anerkannt sind, was immer ist. Dass sie jeden Morgen aufstehen können, so schwer gerade dieser erste Schritt aus dem Bett auch sein mag.
Was sollte es sonst sein, wozu wir Konfirmandenunterricht halten, Meditationskurse, Gottesdienste, wenn nicht: Dass Menschen Vertrauen üben. Dass wir gemeinsam Vertrauen einüben zu Gott. Zum Liebenden, zu der Liebe, die alles durchzieht.
Und dass dieses Vertrauen sich dann in Liebe zeigt – nicht in Gehorsam.
Die Evangelische Morgenfeier
"Eine halbe Stunde zum Atemholen, Nachdenken und Besinnen" - der Radiosender Bayern 1 spielt die Evangelische Morgenfeier für seine Hörerinnen und Hörer immer sonntags von 10.32 bis 11.00 Uhr. Dabei haben Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Bayern das Wort. "Es geht um persönliche Erfahrungen mit dem Glauben, die Dinge des Lebens - um Gott und die Welt."
Sonntagsblatt.de veröffentlicht die Evangelische Morgenfeier im Wortlaut jeden Sonntagvormittag an dieser Stelle.
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