Die berufliche Pflege braucht nach Ansicht der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) und der Gewerkschaft ver.di eine komplette Strukturreform. Nur so könne die Berufsgruppe entlastet und gleichzeitig die pflegerische Versorgung gesichert werden, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung in München. Der Politik bleibe nur noch wenig Zeit, die Weichen richtig zu stellen.

"Müssen Pflege neu denken"

"Wenn wir auch künftig die pflegerische Versorgung der Bürger*innen gewährleisten wollen, müssen wir Pflege neu denken", sagte VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner. So müssten etwa jahrzehntelang zementierte Sektorengrenzen überwunden und Versorgungsstrukturen ganzheitlich betrachtet werden, ohne die Pflegenden in Akut- und Langzeitpflege, in stationär und ambulant, in Klinik und Pflegeheim auseinanderzudividieren.

Außerdem seien die Arbeits- und Einkommensbedingungen das "A und O für die Attraktivität" des Berufs, betonte der Vorsitzende des Fachbereiches Gesundheit und Soziales in Bayern, Volker Schmidt. Dass sich insbesondere die privaten Betreiber von Altenpflegeeinrichtungen ihrer Verantwortung für Ausbildung und Tarifbindung entzögen, sei nicht hinzunehmen.

Lösungen mit regionalem Blick angehen

Weiter brauche es eine regionalisierte Betrachtung von Versorgung und Ausbildung, da die Lage in Bayerns höchst unterschiedlich sei und Lösungen für den Personalnotstand verstärkt mit regionalem Blick anzugehen seien. Zwar wünsche man sich überall mehr Auszubildende, mache den Beruf aber nicht attraktiver, wenn hochmoderne Pflegeschulen in Orten gebaut würden, die von den Ausbildungseinrichtungen aus kaum zu erreichen seien.

"Uns allen muss die Dramatik der Versorgungssituation klar werden", so Schmidt. Angesichts der demographischen Entwicklung der Gesellschaft, aber auch bei den Beschäftigten in der Pflege selbst, sei bereits das bestehende Versorgungsniveau gefährdet. Die politischen Weichen seien "folglich in einem kurzen Zeitfenster der nächsten Jahre zu stellen."