Himmelfahrt – in diesem Wort ist Bewegung, und da kommt viel in Bewegung. Eingefügt zwischen Ostern und Pfingsten erzählt die Bibel von der Himmelfahrt Jesu im mythischen Zeitraum von 40 Tagen. 40 Tage lang erscheint der Auferstandene seinen Freunden und Freundinnen. 40 Tage lang regnet es sintflutartig zur Zeit Noahs; 40 Tage lang fastet Jesus in der Wüste ... Vierzig Tage – ein äußerer Zeitrahmen für etwas, was im Inneren von Menschen stattfinden soll, wenn sich eine neue Tür in ihrem Bewusstsein öffnen soll.

"Was steht ihr da und schaut nach oben?", fragen die Engel in der Himmelfahrtsgeschichte. Sie rühren damit an einen Lebensnerv: Der Mensch schaut gern nach oben. "Der da oben" sagen die meisten Menschen, wenn sie von Gott reden. An den da oben schicken sie ihre Stoßseufzer und Gebete. Und es ist immer jemand "oben", der es besser weiß, besser kann, alles hat, was mir fehlt. Die Jünger selbst siedeln Jesus ganz oben an. Allein in ihm ist das Göttliche. Und automatisch passiert etwas innen: Die ganze Energie geht weg von einem, alles fließt zu dem da oben hin. Ich bin klein, machtlos, unwichtig, auf mich kommt es nicht an. Wenn es so läuft im Leben, wird ein Mensch das nicht los, auch nicht als Erwachsener. Er bleibt stecken im Verehrungsbewusstsein. Alles, was in ihm selbst wachsen und reifen sollte, hält er von sich fern, projiziert es auf den Einen, auf den Meister, auf den da oben.

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