In wenigen Tagen feiern wir Christi Himmelfahrt. Für mich persönlich war die biblische Erzählung der Himmelfahrt viele Jahre ein Stolperstein. Die Vorstellung von der Wolke, die Jesus aufgenommen und in den Himmel empor gehoben hat, war mir und meinem Denken lange fremd.

Gott ist oben im Himmel? Jesus steigt mit einer Wolke nach oben? Ich empfand dies als Kleinkind-Glaube, der hier vermittelt wird und ich konnte mich mit dieser Bibelerzählung nicht so recht anfreunden. Meine eigenen Zweifel und Fragen waren auch schuld daran, dass ich die Himmelfahrtsgeschichte nicht gerne in meinen Themenplan für den Religionsunterricht mit aufgenommen habe.

Christi Himmelfahrt als Thema im Religionsunterricht?

Doch mit der Zeit habe ich die Erzählung auf der Deutungsebene verstanden: Die Menschen haben sich die Rückkehr Jesu mit den Rahmenbedingungen des damaligen Weltbildes vorgestellt und weitererzählt. Heute wissen wir: Gott ist nicht "oben im Himmel", sondern allgegenwärtig.  Der Himmel Gottes ist überall, auch wenn wir ihn nicht sehen können.

Aber wie kann ich diese wunderbare Botschaft der Himmelfahrt Kinder und Jugendlichen im Religionsunterricht veranschaulichen? Weg von der Fahrt in den Himmel mit der Wolke, hin zur wundervollen Erkenntnis: Der Himmel Gottes ist nicht oben, sondern ist ein unsichtbarer Himmel, der uns umgibt. 

Lernen mit Alltagsgegenständen

Dazu hatte ich meinen eigenen Moment der Erkenntnis, und zwar bei einem Vortrag der bekannten Professorin der Religionspädagogik Anna-Kathrin Szagun. Mit einem simplen Alltagsgegenstand hat sie mich in Sachen "Himmelfahrt" zum Staunen gebracht. Überhaupt geht das religiöse Lernen nach Szagun am besten mit Alltagsgegenständen, Erfahrungen aus der Lebenswelt und Situationen aus dem Hier und Jetzt.

Denn in ihrer Langzeitstudie mit Kindern und Jugendlichen hat sie festgestellt, dass die religiöse Sozialisation immer mehr abnimmt. Die traditionellen Inhalte des christlichen Glaubens sind für viele Schüler*innen nicht mehr greifbar und werden zu Stolpersteinen. "Heiliger Geist", "Gott als Herr" oder eben auch die biblische Erzählung der Himmelfahrt.

Traditionelle kirchliche Formulierungen wie "in den Himmel gefahren" werden häufig missverstanden.

Diese Stolpersteine sollen im religiösen Lernen bewusst weggelassen oder ausgetauscht werden. Stattdessen soll den Kindern im Unterricht eine Umgebung geschaffen werden, die möglichst eigene Entdeckungen und Formulierungen ermöglicht und die Schüler*innen in ihrer Lebenswelt wahrnimmt.

An persönliche Lebenserfahrungen der Schüler*innen anknüpfen

Ich möchte meinen Schüler*innen den Zugang zum Gottvertrauen ermöglichen und ihnen dabei immer wieder Möglichkeiten aufzeigen, wo die Botschaft Gottes an ihrem eigenen Leben anknüpfen kann. Denn bereits der Kirchenvater Augustinus hat zwischen dem Glaubensinhalt und dem Glaubensakt unterschieden. Der Glaubensakt – also das Vertrauen in Gott – ist nicht vermittelbar.

Wir können unsere Kinder und Jugendlichen im Religionsunterricht den Glauben an Gott nicht vermitteln, aber wir können sie für das Gottvertrauen öffnen und ihnen den Weg dazu ebnen.

Tipp: Christi Himmelfahrt mit einer Duftlampe erklären

Seit meiner Himmelfahrts-Erkenntnis bei dem Vortrag von Anna-Katharina Szagun kommt das Thema jedes Schuljahr in meinem Themenplan vor. Denn ich habe eine einfache, aber beeindruckende Art und Weise gefunden, den Kinder die wundervolle Botschaft des Himmels Gottes näher zu bringen: mit einer Duftlampe. Ja, richtig. Mit einer Duftlampe, wie sie in vielen Haushalten zu finden ist.

Und meine Relikinder sind immer wieder aufs Neue begeistert – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie genau gehe ich dabei vor? Der Himmel Gottes ist unsichtbar und umgibt uns immer und überall. Jesus geht mit der Erzählung der Himmelfahrtsszene in die unsichtbare Welt Gottes. Vorher ist Jesus sichtbar und greifbar und jetzt wird er unsichtbar. Wie bei einer Duftlampe.

Das Öl ist nach einer gewissen Zeit nicht mehr in der Schale sichtbar und verdampft, aber der Duft umhüllt uns und erfüllt den ganzen Raum. Es ist noch da – es ist ja deutlich zu riechen – aber nicht mehr sichtbar und greifbar.

Und während sich der Duft und die Erkenntnis über den Himmel Gottes im Raum und in den Köpfen verbreitet, singen wir gemeinsam das Lied "Weißt du wo der Himmel ist" (von Ludger Edelkötter).

Mit dem himmlischen Duft des Reiches Gottes in der Nase, können wir uns sicher sein: Wir sind nicht allein – der Himmel Gottes umhüllt uns immer und überall.

Und mein persönlicher Himmelfahrts-Stolperstein gehört nun der Vergangenheit an und hat sich auch in die unsichtbare Welt verabschiedet.

 

Liedtext "Weißt du wo der Himmel ist" von Ludger Edelkötter

Weißt du wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links,
Du bist mitten drinnen.

Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.

Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.