Nichts ist,
das dich bewegt,
du selber bist das Rad,
das aus sich selbsten lauft
und keine Ruhe hat.

Halt an, wo läufst du hin,
der Himmel ist in dir,

suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für.

 

Ich lese den Text und staune: Ein Mensch aus dem 17. Jahrhundert beschreibt, freilich mit fremden Worten, eine Rastlosigkeit und ein Getriebensein, die auch ich gut kenne, aus eigener Erfahrung und aus dem Erzählen vieler Menschen. Hätte man solche Empfindungen nicht viel stärker in einer heutigen Multitasking-Gesellschaft vermutet als im 17. Jahrhundert?

Ich staune, und ich bin tief getröstet: es steckt in uns, es steckt im Menschen, eine Sehnsucht nach Erfüllung, nach Ewigkeit, die irdisch anscheinend nicht zu stillen ist und uns zu Getriebenen macht, die doch nicht finden, was sie suchen.

Innehalten in Arbeit und freier Zeit

Angelus Silesius kennt das, vielleicht kennen es Menschen aller Zeiten und Kulturen, wenn sie wach, das eigene Streben und Sehnen wahrnehmen. Angelus Silesius hat Erfahrungen gemacht, die auch uns heute einen Weg aufzeigen: HALT AN! Jetzt! Halte inne, für eine Minute, wenn du gerade mitten in der Arbeit steckst, für eine halbe Stunde, wenn du Frei-Zeit hast und tue nichts, sei da.

Vielleicht spürst du als ersten Impuls, weiter zulaufen, als nächstes eine Leere, eine Trauer, eine Wut. Oft setzten spätestens da die meisten das Rennen fort. Widerstehe! Halt an!

Halte Ausschau, der Himmel ist in dir! Du wirst ihn finden, Menschen aller Zeiten zeugen davon. Du wirst ihn finden, weil der lebendige, liebende Gott es zugesagt hat: Ich will mich finden lassen, von denen, die mich von ganzem Herzen suchen (Jer.23, 13).