In Bamberg gibt es zum ersten Mal die "Suppenkirche".  Bis 24. Februar, jeweils Montag bis Freitag, sollen in unterschiedlichen Kirchengemeinden Brot, Suppe und Getränke angeboten werden. 

Unter dem Motto "Suppenkirche – ein Teller Wärme" werden die Speisen gegen Spenden ausgegeben. Anette Simojoki und Walter Neunhoeffer sitzen zufrieden im Gemeindehaus der Erlöserkirche in Bamberg. Heute kommen an die 50 Besucher zur Suppenkirche. Zu Beginn war die Suppenkirche nur eine Idee von vielen. "Wir wollten mal was Flottes machen", sagt die Pfarrerin.

Nicht nur ewig planen, sondern einfach mal schauen, kann man die Gemeinden so aktivieren, dass auch mal eine schnelle Idee umgesetzt werden kann. Die Realisation der Suppenkirche sei natürlich der momentanen Situation in der Welt geschuldet, so Neunhoeffer.

"Wie kommen wir über den Winter, wie werden uns die Energiekosten treffen, was kosten uns die Lebensmittel?"

Die beiden wollten ein Zeichen setzen, und wenn es nur eine warme Suppe wäre, die es einmal pro Woche in jeder Gemeinde gäbe.

Ökumenische Zusammenarbeit

Sich vernetzen, die gemeinsamen Stärken nutzen:  Das wird in Bamberg großgeschrieben. Deswegen ist das Angebot an fünf Orten zu finden, von Montag bis Freitag, jeweils an einem festen Tag in einer Gemeinde. Von 12.30 bis 13.30 Uhr wechseln sich wochentags die Auferstehungskirche, die Erlöserkirche, St. Matthäus Gaustadt, St. Stephan und die Studierendengemeinde ab.

"Gleich ist immer die Zeit, eine Stunde Suppe und warme Getränke. Und ganz wichtig: dass Menschen da sind und zuhören", so Simojoki. Zuhören ist eigentlich der Schwerpunkt. Dem alten Mann, der sonst niemanden mehr hat und nicht mehr weiß, wie er seine Wohnung warm bekommt, oder der Frau, die sich über ein Stück Brot und Suppe freut, die sie zusätzlich mit nach Hause nehmen kann. All diese Menschen bekommen Gehör in der Suppenkirche.

Sieben Wochen lang wird es die Suppenkirche in Bamberg geben

"Wir wollten keine einmalige Sache, sondern wirklich über einen längeren Zeitraum dieses Angebot machen", so Neunhoeffer. Dazu müssen natürlich die ganzen Kirchenvorstände voll und ganz hinter der Sache stehen und genügend Ehrenamtliche mitmachen. An den jeweiligen Suppenkirchen-Orten werden die Gemeinden ökumenisch zusammenarbeiten.

Die Arbeit wird zum größten Teil von über 70 Ehrenamtlichen übernommen. Christine Fößel ist eine dieser Ehrenamtlichen und sie war sofort Feuer und Flamme für die Idee. Für sie hat die Suppenkirche auch Modellcharakter, denn das Ziel sei es, sich untereinander besser zu vernetzen.

"So war das jetzt mal ein gutes Projekt, um zu sehen, ob man gemeinsam so eine Aufgabe stemmen kann."

Astrid Popp ist auch ehrenamtlich dabei. Für sie ist es wichtig, "dass sich die Kirche einfach zeigt, dass wir in der Gesellschaft präsent sind und dass wir uns sozial engagieren". Und so wurden die Köpfe zusammengesteckt, Rezepte herausgesucht und probe gekocht. An diesem Freitag gibt es in der Erlöserkirche frische Tomatensuppe mit Croûtons und Sahnehäubchen.

So nehmen die Menschen es an

Die Besucher der Suppenkirche zeigen sich begeistert. Reinhard hat bisher alle Standorte der Suppenkirche besucht,

"das schmeckt wie bei der Mutter daheim, es ist einfach jeden Tag einwandfrei und ich freue mich immer, auch mit ein paar Leuten ins Gespräch zu kommen",

sagt er und zeigt auf seine Tischnachbarn.

So langsam lernt man sich kennen, denn auch Achim war bisher überall mit dabei, lobt ebenfalls die Qualität der Speisen. "Vor allem wird sogar vor dem Essen nach Unverträglichkeiten gefragt oder ob man Diabetiker ist. Mehr kann man wirklich nicht machen", findet er. So viel Lob freut die Ehrenamtlichen und natürlich auch die beiden Pfarrer.

Der Schwung, den die beiden in der Planung hatten, setzte sich auch im Projekt selbst fort. "Wir haben alle Mailverteiler genutzt und so kam das eine zum anderen, jemand machte die Homepage, jemand anders die Kommunikation nach draußen."

"Bassd super, brauch mer immer!"

Bis 24. Februar werden in den unterschiedlichen Bamberger Kirchengemeinden noch Brot, Suppe, Getränke und gute Gespräche angeboten. Danach setzen sich alle Beteiligten zusammen und besprechen, was gut oder was weniger gut gelaufen ist und ob im kommenden Winter wieder eine Suppenkirche angeboten werden soll.

Wenn es nach den Besuchern geht, ist die Antwort ein klares "Ja". Oder wie es Rainer im besten Fränkisch sagt: "Des bassd super, brauch mer immer!"

Suppenkirche Bamberg

Die Suppenkirche in Bamberg kommt gut an

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Heide Dorn am So, 05.03.2023 - 14:11 Link

Zum Nachtisch ein Gespräch - die Suppenkirche 2023 - eine tolle Idee, genauso wie die ökumenische Gesprächsbank, die es leider nicht mehr gibt und dabei gibt es so viel Redebedarf in unserer Gesellschaft. Wie wärs, wenn aus den Gesprächsbänken Freundschaftsbänke werden würden? Es gibt so viel Einsamkeit, Isolation, Befremdung - so viele Fragen und so viel Sprachlosigkeit