Während Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mit dem aktuellen Distanzunterricht grundsätzlich zufrieden ist, hagelt es von Verbänden und der Opposition Kritik.
Piazolo hatte in einer extra anberaumten Pressekonferenz zur Qualität des Distanzunterrichts am Donnerstag gesagt, die Qualität habe sich im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 klar verbessert.
Die Grünen-Fraktion kritisierte die Arbeit von Piazolos Ministerium als "ohne Plan und Strategie". Der Bayerische Philologenverband (bpv) sieht noch viele Verbesserungsmöglichkeiten beim Distanzunterricht.
Piazolo: Bayern setzt Standards für Distanzunterricht
Piazolo sagte, Bayern setze beim Distanzunterricht auf bestimmte Standards: klare Strukturen und Verbindlichkeit im Blick auf den Wochenplan, regelmäßiger persönlicher Kontakt zwischen Schüler und Lehrkraft sowie kontinuierliches Feedback an die Schüler über deren Leistungen. Lehrkräfte dürften ihre Mittel und Methoden für den Distanzunterricht selbst wählen.
Piazolo warnte auch davor, dass die Schere zwischen bildungsnahen und -fernen Schülern weiter auseinandergehen könnte. Nicht alle kämen gleich gut mit dem Distanzunterricht zurecht: "Wir wollen niemanden verlieren."
Bildungsgewerkschaft GEW Bayern fordert Einhaltung der Bildungsgerechtigkeit
Genau das aber passiert nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft GEW Bayern. Sie bescheinigt dem Kultusministerium sowie der Staatsregierung Aktionismus und fordert ein "Konzept zur Einhaltung der Bildungsgerechtigkeit".
Während Kinder aus wohlhabenderen Familien meist einen PC-Arbeitsplatz hätten und bei den Schulaufgaben unterstützt würden, sehe dies in ärmeren Familien oft anders aus. Die GEW fordert Lernräume mit digitalen Arbeitsplätze und eine Notbetreuung, deren Inanspruchnahme auch die häusliche Situation der Schüler mitberücksichtigt.
Umfrage ergibt: Lehrkräfte sehen Verbesserungsbedarf
Laut einer bpv-Umfrage unter rund 2.000 Lehrkräften gibt es "großen Verbesserungsbedarf" zum Beispiel bei der technischen Ausstattung. 63 Prozent der Befragten fordern eine verlässlichere Software, 60 Prozent eine bessere technische Ausstattung sowohl von Lehrern als auch Schülern.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei eine zuverlässige Kommunikation seitens des Ministeriums. Man habe am Donnerstag zunächst über einen Tweet des Ministers erfahren, dass bestimmte Klassen ab Montag Wechselunterricht haben sollen, kritisierte bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl.
Piazolos Ankündigung zur Einführung von Wechselunterricht erntet Kritik
Die Grünen-Bildungspolitikerin Gabriele Triebel sagte, Piazolos Ankündigung, dass ab 15. Februar möglichst viele Schülerinnen und Schüler Wechselunterricht haben sollten, sei "abermals ein Vorstoß ohne Plan und Strategie".
Statt konkrete Inzidenzwerte für Öffnungen festzulegen oder eine Teststrategie für die Schulen zu präsentieren, "wird hier willkürlich ein Datum festgesetzt" - ohne transparente Kriterien. Minister Piazolo habe mit seinem Auftritt erneut gezeigt, "warum Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler seit Monaten zutiefst verunsichert sind", sagte sie.
Piazolo erwägt, Schulen ab 15. Februar zu öffnen
Piazolo sagte, wenn es die Infektionszahlen erlauben, sollen die Schulen in Bayern ab dem 15. Februar schrittweise wieder öffnen. Man wolle wieder mehr Schüler in die Schulen bringen, den Anfang sollen die Grundschüler machen.
Piazolo warnte trotz sinkender Infektionszahlen vor zu hohen Erwartungen. Man müsse das Geschehen wegen der Mutationen im Auge behalten und möglicherweise nachsteuern, sprich: die Öffnung der Schulen verschieben. Die Schüler der Abschlussklassen sollen bereits ab 1. Februar wieder per Wechselunterricht beschult werden.
Vor Entscheidung über Schulöffnungen findet ein Bildungsgipfel statt
Bevor eine Entscheidung über die Öffnung der Schulen ab Mitte Februar fällt, soll es kommende Woche noch einen Bildungsgipfel geben. Die Schulen in Bayern sind seit drei Wochen wegen der hohen Corona-Infektionszahlen geschlossen; es findet derzeit nur Distanzunterricht statt.