Weltgebetstag 2023 widmet sich Frauen in Taiwan

Der Weltgebetstag 2023 widmet sich den Frauen im Taiwan. Unter dem Motto "Glaube bewegt" sollen Frauen aus Taiwan einen Gottesdienst vorbereiten, der am Freitag, 3. März 2023 weltweit gefeiert wird. Mit dem Weltgebetstag engagieren sich Frauen über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg für Frieden, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen. Über die gesammelten Kollekten und Spenden werden konkrete Projekte unterstützt. 


Taiwan: Geschichte des Inselstaates

Der pazifische Inselstaat liegt zwischen Japan und den Philippinen und vor dem chinesischen Festland. Klimatisch befindet sich Taiwan an der Grenze zwischen den Tropen und den Subtropen. Die Hauptinsel ist etwa so groß wie Baden-Württemberg und landschaftlich sehr abwechslungsreich, sie hat schroffes Gebirge, sanfte Ebenen und Sandstrände. Zu Taiwan gehören aber auch rund 100 kleine Inseln mit Korallenbänken und einer reichen Flora und Fauna. 

Der Inselstaat hat eine bewegte Geschichte, er stand unter der Macht westlicher Staaten, Chinas und Japans. Auch deshalb leben dort sehr viele unterschiedliche Menschen. Nur zwei Prozent der Bevölkerung gelten als indigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Taiwan von Japan an China übergeben. In China entbrannte kurz darauf ein Bürgerkrieg zwischen den Nationalisten mit Chiang Kai-Scheck und den Kommunisten unter Mao Zedong. Chiang unterlag und floh 1949 mit zwei Millionen Soldaten auf die Insel. Seine Truppen führten dort ein Schreckensregime. Bis 1987 wurden rund 140.000 Menschen verhaftet und in Militärgefängnisse eingesperrt, etwa 4.000 Menschen getötet. 

Dennoch widersetzten sich dem Regime immer mehr Menschen, es gab Untergrundbewegungen und Aktivisten, die Missstände anprangerten und sich für Freiheit einsetzten. Insbesondere presbyterianische Geistliche nutzten ihre Kontakte ins Ausland, um Berichte politischer Gefangener an die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" zu senden oder dafür zu sorgen, dass ausländische Medien über die Zustände berichteten. 


Presbyterianische Kirche in Taiwan

1978 formulierte die Presbyterianische Kirche (PCT), die rund 200.000 Mitglieder zählte, eine "Erklärung der Menschenrechte" und forderte darin, dass Taiwan ein "neues, unabhängiges Land" werden müsse. Der Text bildete die Grundlage für spätere Forderungen nach einer "Republik Taiwan". 

"Ein guter Christ muss auch ein guter Bürger sein", erklärte PCT-Generalsekretär, Pastor Kao Chinming und forderte einen gerechteren Staat.

Der Einsatz des Geistlichen blieb nicht ohne Folge, er wurde 1980 für sieben Jahre ins Gefängnis gesteckt, unter anderem weil er einen polizeilich gesuchten Aktivisten bei sich zu Hause versteckt hatte. Erst 1987 endete die Kriegsrechts-Diktatur. Der Machthaber Lee Teng-Hui ebnete den Weg zur Demokratisierung des Inselstaates. 

Seit 2019 dürfen in Taiwan als erstes asiatisches Land gleichgeschlechtlichen Paare eine Zivilehe schließen. Inzwischen gibt es der Theologin Szu-Chin Chen zufolge auch eine LGBTQIA-freundliche Gemeinde innerhalb der presbyterianischen Kirche. 
Mit einer großen Kampagne engagierte sich die PCT-Mitglieder seit 2008 für mehr Gleichstellung. Das selbst erklärte Ziel, dass ein Drittel aller Vorstände mit Frauen bestückt wird, konnte allerdings bis heute nicht verwirklicht werden. 


Demokratie in Taiwan

1992 kam es in Folge von Demonstrationen und dem Engagement von Aktivisten zu ersten demokratischen Wahlen. Taiwan hat sich seither zum fortschrittlichen und demokratischen Land entwickelt mit einer starken digitalen Teilhabe. Die 41-jährige Digitalministerin Audrey Tang ist divers und engagiert sich vehement für Teilhabe, Menschenrechte und Meinungsfreiheit und nutzt dafür Künstliche Intelligenz, Open Source und Algorithmen. Ein ausführliches Porträt der ungewöhnlichen Ministerin Audrey Tang findet ihr hier. 


Konflikt Taiwan und China

Seit einigen Jahren ist der Konflikt zwischen China und Taiwan eskaliert. Die Führung des kommunistischen Regimes in China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, sie möchte die Insel, die nur 180 Kilometer vor der eigenen Küste liegt, "integrieren". Die Menschen in Taiwan pochen aber auf ihre Eigenständigkeit und ihre demokratisch gewählte Regierung. Taiwan ist Spitzenreiter in der Produktion von Computerchips und damit für die gesamte Weltwirtschaft von Bedeutung. Auch deshalb ist der Konflikt durchaus relevant für die westlichen Staaten.


Weltgebetstag in Taiwan 2023

Mit dem Weltgebetstag sollen Frauen aus Taiwan zu Wort kommen. Der Bibeltext, der das Motto bildet, stammt aus Ephesos 1,15-19: "Ich habe von eurem Glauben gehört" – heißt es in dem Bibeltext.

 

Hui-Wen Hsiao
“I Have Heard About Your Faith” von der taiwanischen Künstlerin Hui-Wen Hsiao.

Die taiwanische Künstlerin Hui-Wen Hsiao 

Die Illustratorin Hui-Wen Hsiao hat das Titelbild für den Weltgebetstag der Frauen 2023 in Taiwan entworfen. Das Motiv, das sie mit ihrem Tablet entwickelt hat, enthält wichtige symbolische Motive: Die Schmetterlingsorchideen symbolisieren den Stolz Taiwans, das Gras steht für die Zuversicht und den Durchhaltewillen der Menschen. Der Mikado-Fasan lebt in den Bergen, der Schwarzgesichtslöffler überwindet lange Flugstrecken, um in Taiwan zu überwintern. Die Frauen, die beten und auf das Licht am dunklen Himmel schauen, versinnbildlichen den unerschütterlichen Glauben sowie die Hoffnung auf Erlösung. 

"Ich möchte, dass die Betrachtenden fühlen, dass es immer Hoffnung gibt, dass Gott unsere Gebete erhört und es sich lohnt, am Glauben festzuhalten", sagt die Illustratorin Hui-Wen Hsiao in einem Interview im Magazin EineWelt. 

Die 28-jährige Illustratorin Hui-Wen hat Kommunikationsdesign studiert und arbeitet unter anderem für ein Frauenmagazin. Die junge Künstlerin hat früh ihren Vater verloren und verarbeitete diesen Verlust in einem kurzen Animationsfilm. Seit 2019 lebt sie in Hamburg, sie hat dort einen Masterstudiengang in Kunsttherapie abgeschlossen. 

Ihre Familienmitglieder gehören unterschiedlichen religiösen Traditionen an: Die Großmutter ist Taoistin, andere Verwandte sind Buddhisten oder folgen dem Konfuzianismus. Hui-Wen selbst ist Christin wie ihre Mutter – und gehört damit einer Minderheit von rund sechs Prozent der Bevölkerung an. 

Gottesdienstübertragung im TV und online

Ein Gottesdienst zum Weltgebetstag 2023 Taiwan wird auf BibelTV und online übertragen: Freitag, 3. März 2023, um 19 Uhr (Wiederholung auf BibelTV am Samstag, 4.3.23 um 14 Uhr und Sonntag, 5.3.23 um 11:30 Uhr).

 

Die offizielle Webseite des Weltgebetstags der Frauen gibt es unter diesem Link.