Die Chronologie der Pandemie
27. Januar
In Bayern wird die bundesweit erste Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Ein 33-jähriger Mann hat sich wahrscheinlich bei einer Kollegin aus China angesteckt, wo das Virus in einigen Regionen längst zu drastischen Maßnahmen geführt hat.
26. Februar
Während die Ausbreitung in Bayern gut eingedämmt werden konnte, alarmieren Ende Februar Corona-Infektionen im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg. Viele Menschen haben sich dort bei einer Karnevalssitzung angesteckt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt: "Wir befinden uns am Beginn einer Epidemie in Deutschland."
Erste Großveranstaltungen abgesagt
29. Februar
Nach tagelangen Diskussionen um Großveranstaltungen wird das erste Großereignis wegen Corona abgesagt: die Internationale Tourismus-Börse (ITB).
4. März
Der Mangel an persönlichen Schutzausrüstungen ist ein Problem. Der Corona-Krisenstab beschließt die zentrale Beschaffung durch das Bundesgesundheitsministerium.
9. März
In Nordrhein-Westfalen werden die ersten beiden Todesfälle nach einer Infektion mit dem Coronavirus gemeldet.
10. März
Der Krisenstab von Gesundheits- und Innenministerium empfiehlt die Absage aller Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern. Berlin sagt alle Veranstaltungen an staatlichen Theatern, Opern und Konzerthäusern ab.
Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert an Bevölkerung
11. März
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert an die Bevölkerung, das Möglichste gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu tun: "Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander schon auf eine Probe gestellt, von der ich mir wünsche, dass wir diese Probe auch bestehen." Am selben Tag stuft die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch des neuen Corona-Erregers als Pandemie ein.
13. März
Die Bundesländer beschließen die Schließung von Schulen und Kitas bis zum Ende der Osterferien. Die Bundesregierung kündigt Hilfen für die Wirtschaft an. Bundestag und Bundesrat beschließen im Eilverfahren Erleichterungen für die Kurzarbeit.
15. März
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus ordnet Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Wiedereinführung von Grenzkontrollen zu den fünf Nachbarstaaten Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Dänemark an. Die Grenze überqueren dürfen nur noch Personen mit triftigem Grund, etwa Berufspendler.
Weltweite Reisewarnung
16. März
Bundeskanzlerin Merkel und die Regierungschefs der Bundesländer beschließen Leitlinien für weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Bars, Kinos und Freizeiteinrichtungen sollen schließen, auch religiöse Veranstaltungen in Kirchen, Moscheen und Synagogen werden untersagt, bestimmte Läden geschlossen.
17. März
Das Auswärtige Amt spricht eine weltweite Reisewarnung aus. Bundesbürger soll davon abgehalten werden, ins Ausland zu reisen. Zugleich kündigt das Außenministerium eine Rückholaktion für Deutsche im Ausland an. Die Europäische Union verhängt am selben Tag ein Einreiseverbot, das bis auf wenige Ausnahmen für alle Länder außerhalb der EU gilt.
18. März
In einer Fernsehansprache appelliert Kanzlerin Merkel an die Bürger, Sozialkontakte zu vermeiden, um Ansteckungen zu verhindern: "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst."
Ausgangsbeschränkungen verhängt
20. März
Bayern und das Saarland verhängen als erste Bundesländer Ausgangsbeschränkungen für die Bürger. Erlaubt sind nur noch notwendige Wege etwa zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auch kleinere Ansammlungen von Menschen in der Öffentlichkeit werden verboten.
22. März
Nach einer Beratung zwischen Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten erlassen alle weiteren Länder Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen, die einen ähnlichen Effekt haben. Aufenthalte im Freien sind nur noch allein, zu zweit oder mit den Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt. Direkt nach der Pressekonferenz zu den Maßnahmen begibt sich Merkel in Quarantäne, weil sie von einem infizierten Arzt geimpft wurde.
23. März
Das Bundeskabinett trifft weitreichende Entscheidungen zur Stabilisierung des Gesundheitswesens und der Wirtschaft und beschließt einen Nachtragshaushalt über 156 Milliarden Euro zur Finanzierung der Hilfen. Die Wirtschaft erhält praktisch unbegrenzte staatliche Garantien für Kreditaufnahmen. Der Bund bekommt mehr Kompetenzen bei der Seuchenbekämpfung. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen erhalten Geld und Finanzierungszusagen für Corona-bedingte Zusatzausgaben. Solo-Selbstständige können im vereinfachten Verfahren Hartz-IV-Leistungen beantragen. Kleinunternehmen und Kulturschaffende erhalten Zuschüsse. Mieter werden vor Kündigung geschützt.
25. März
Der Bundestag beschließt mit breiter Mehrheit im Eilverfahren und in verminderter Besetzung das Milliarden-Paket für Gesundheitswesen, Kultur und Wirtschaft. Zwei Tage später billigt auch der Bundesrat das Paket und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterschreibt das Gesetz.
Besuchsverbot für Pflegeheim
30. März
Als erstes Bundesland verhängt Niedersachsen einen Aufnahmestopp für Pflegeheime, nachdem im Hans-Lilje-Haus der Diakonie in Wolfsburg 17 pflegebedürftige Menschen an Covid-19 gestorben und fast die Hälfte der 165 Bewohner infiziert sind. Bayern zieht vier Tage später nach. Nordrhein-Westfalen und weitere Länder schreiben Tests vor einer Aufnahme vor. Zugleich bleibt das Besuchsverbot für Pflegeheime in der Kritik.
1. April
Bund und Länder verständigen sich darauf, die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und für persönliche Kontakte bis einschließlich 19. April zu verlängern. Sie gelten damit auch über das Osterfest.
3. April
Kanzlerin Merkel beendet ihre Quarantäne. Mehrere Tests waren negativ.
6. April
Jena führt als erste deutsche Stadt eine Maskenpflicht in allen Verkaufsstellen, im öffentlichen Nahverkehr und in Gebäuden mit Publikumsverkehr ein.
7. April
Das Robert Koch-Institut stellt eine App vor, mit der regionale Infektions-Cluster erkannt werden sollen. Die Daten werden auf freiwilliger Basis über Fitnessarmbänder und Smartwatches gesammelt und auf der Webseite "Corona-Datenspende" auf einer interaktiven Karte veröffentlicht. Eine App, die Kontakte zu Infizierten verfolgen soll, ist noch nicht in Sicht.
11. April
Bundespräsident Steinmeier wendet sich in einer Fernsehansprache an die Bürger. "Ich bin tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat", sagt er. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprechen angesichts der Krise gemeinsam das "Wort zum Sonntag" in der ARD.
15. April
Bund und Länder beschließen bei ihren Beratungen in Berlin, die Öffnung von Geschäften mit einer Fläche bis zu 800 Quadratmeter wieder zu erlauben. Es soll der erste Schritt vorsichtiger Lockerungen sein. Die Kontaktbeschränkungen werden ansonsten bis zum 3. Mai verlängert, ein Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August beschlossen. Mit der Öffnung von Geschäften starten manche Bundesländer schon am 20. April, andere wenige Tage später. Zugleich kritisieren nicht berücksichtige Läden und andere Wirtschaftszweige eine in ihren Augen ungerechte Behandlung. Rund 725.000 Betriebe in Deutschland haben inzwischen Kurzarbeit angemeldet.
Gottesdienste wieder erlaubt
17. April
Als erstes Bundesland erlaubt Sachsen wieder Gottesdienste mit maximal 15 Teilnehmern unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln. Am selben Tag findet ein Gespräch zwischen dem Bundesinnenministerium und Vertretern der Religionsgemeinschaften über mögliche religiöse Versammlungen statt. Nach der Öffnung von Geschäften hatten führende Geistliche auch für ihre Gemeinschaften Lockerungen gefordert. Immer mehr Bundesländer beschließen Lockerungen für Kirchen, Synagogen und Moscheen. Sachsen beschließt am selben Tag auch eine Maskenpflicht für den öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften. Binnen weniger Tage beschließen auch alle anderen Bundesländer eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, obwohl die Bund-Länder-Runde nur eine Empfehlung dazu ausgesprochen hatte.
21. April
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagt das Münchener Oktoberfest ab, das am 19. September beginnen sollte.
22. April
In Deutschland wird die erste klinische Studie zur Erprobung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus genehmigt. Gesundheitsminister Spahn betont aber, dass es bis zu einem verfügbaren Impfstoff noch ein weiter Weg sei.
23. April
Der Koalitionsausschuss beschließt eine Erhöhung des Kurzarbeitergelds für Arbeitnehmer, deren Arbeitszeit um mindestens die Hälfte reduziert wurde, sowie weitere Hilfen, um soziale Härten der Corona-Krise abzumildern. Kanzlerin Merkel sagt in einer Regierungserklärung im Bundestag, dass ihr die Lockerungen der Beschränkungen in manchen Ländern "zu forsch" seien und warnt vor einem Rückschritt im Kampf gegen das Virus. Sie betont: "Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung."
29. April
Das Bundesverfassungsgericht kippt ein pauschales Verbot von Gottesdiensten wegen der Corona-Pandemie in Niedersachsen. Der saarländische Verfassungsgerichtshof erklärt die in dem Bundesland geltenden, sehr strengen Ausgangsbeschränkungen für unzulässig. Das Auswärtige Amt verlängert seine weltweite Reisewarnung bis zum 14. Juni.
30. April
Kanzlerin Merkel und die Regierungschefs der Länder beschließen weitere Lockerungen: Spielplätze und Kultureinrichtungen wie Museen und Gedenkstätten sollen unter Auflagen wieder öffnen dürfen. Gottesdienste sollen bundesweit ebenfalls unter Maßgaben erlaubt werden.
6. Mai
Kanzlerin Merkel kündigt weiter Lockerungen der Beschränkungen an. Nun dürfen sich bundesweit wieder Menschen aus zwei Haushalten im öffentlichen Raum treffen. In Pflegeheimen wird der Besuch "einer festen Kontaktperson" erlaubt.
13. Mai
Die Bundesregierung beschließt, systematische Kontrollen an deutschen Grenzen schrittweise aufzuheben.
16. Mai
Der Spielbetrieb in der Bundesliga startet ohne Zuschauer. In mehreren Städten demonstrieren Menschen gegen die Einschränkungen.
2. Juni
In Deutschland werden noch 689 Menschen mit Covid-19 auf Intensivstationen behandelt. Mitte April waren es zeitweise rund 2.900.
3 Juni
Um die Wirtschaft nach dem Lockdown wieder anzukurbeln, beschließt die Bundesregierung ein Konjunkturpaket mit einem Volumen von rund 130 Milliarden Euro. Eine Senkung der Mehrwertsteuer und ein sogenannter Kinderbonus sind unter anderem vorgesehen.
10 Juni
Die Bundesregierung verlängert die Reisewarnung für Touristen für mehr als 160 Länder außerhalb Europas.
16. Juni
Die Corona-Warn-App wird veröffentlicht und kann gedownloaded werden.
2. Juli
Der Bundestag beschließt das zweite Nachtragshaushaltsgesetz. Damit darf die Regierung fast 218 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen.
3. Juli
Zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung erlaubt die EU-Kommission den Einsatz des Arzneimittels Remdesivir. Ursprünglich war das Medikament gegen Ebola-Erkrankungen entwickelt worden. Studien zeigen jedoch, dass das Mittel die Genesungsdauer von Covid-19-Erkrankten verkürzen kann.
21. Juli
Staats- und Regierungschefs der EU einigen sich auf ein Haushalts- und Hilfspaket mit einem Volumen von insgesamt 1,8 Billionen Euro. Das Konjunktur- und Investitionsprogramm gegen die Folgen der Pandemie hat einen Umfang von 750 Milliarden Euro.
1. August
Das erste Mal seit Mai werden mehr als 1.000 Neuinfektionen in Deutschland innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Etwa 20.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen die Politik der Bundesregierung.
Testpflicht für Reiserückkehrer
8. August
Für Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten gilt ab sofort eine Testpflicht. An Flughäfen, Bahnhöfen und grenznahen Autobahn-Raststätten werden Testzentren eingerichtet.
12. August
In Bayern wird eine schwere Test-Panne bei den Corona-Tests von Reiserückkehrer bekannt. Urlauber, die sich in neu eingerichteten Testzentren testen ließen, werden nicht oder erst viel später über deren Ergebnis informiert. Betroffen sind auch rund 900 positiv Getestete.
29. August
Rund 38.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen Corona-Maßnahmen. Da gegen Hygienevorschriften verstoßen wird, löst die Polizei die Demonstration auf. Dass Rechte und sogenannte Reichsbürger die Treppen des Reichstagsgebäudes besetzten, sorgt für Empörung.
Die Zahlen steigen bundesweit
11. September
Die Neuinfektionen steigen bundesweit. Mit fast 1.800 Infektionen ist der Wert erstmals wieder so hoch wie Ende April.
22. September
In Bayern werden neue Maßnahmen eingeführt: Steigt in Kommunen der 7-Tage-Inzidenzwert über 50, so gelten besondere Regeln. Dazu zählen eine Maskenplicht an stark besuchten öffentlichen Plätzen, die Ausweitung des Alkoholverbots in der Öffentlichkeit, das Vorziehen der Sperrstunden auf 23 Uhr und die Einführung von strengeren Kontaktbeschränkungen.
8. Oktober
Mit knapp 4.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden steigt die Zahl der Infektionen in Deutschland deutlich.
14. Oktober
Bund und Länder einigen sich auf gemeinsame Corona-Maßnahmen. Weist eine Region eine 7-Tages-Inzidenz über 50 auf, sollen Einschränkungen gelten. Private Feiern werden auf maximal zehn Teilnehmer und zwei Hausstände begrenzt. In der Gastronomie gibt es eine Sperrstunde ab 23 Uhr. In Regionen mit 35 Neuinfektionen soll die Maskenpflicht auch da gelten, wo Menschen dichter beziehungsweise länger zusammenkommen.
17. Oktober
Bundeskanzlerin Angela Merkel ruft die Bevölkerung angesichts steigender Neuinfektionen dazu auf, Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren.
"Teil-Lockdown" im November
28. Oktober
Bund und Länder beschließen einen „Teil-Lockdown“, der ab dem 2. November gelten soll. Soziale Kontakte sollen auf zwei Haushalte begrenzt werden. Die Gastronomie- und Tourismusbranche sowie Kultureinrichtungen müssen schließen, Schulen und Handel werden offen gehalten.
2. November
Der „Teil-Lockdown“ beginnt.
3. November
Das Bundesfinanzministerium plant Überbrückungshilfen von bis zu zehn Milliarden Euro für Unternehmen und Selbstständige. Auch Studenten sollen Unterstützung bekommen.
18. November
Bundestag und Bundesrat beschließt ein neues Infektionsschutzgesetz. Es gibt konkrete Vorgaben für die Corona-Maßnahmen. Tausende Menschen demonstrieren in Berlin gegen das neue Gesetz. Da es dabei zu Hygieneverstößen kommt, löst die Polizei die Versammlung auf.
2. Dezember
Weil die Infektionszahlen nicht ausreichend sinken, beschließen Bund und Länder eine Verlängerung des „Teil-Lockdowns“ bis zum 10. Januar 2021.
6. Dezember
Bayern ruft erneut den Katastrophenfall aus und beschließt strengere Maßnahmen. Dazu zählt ein nächtliches Ausgangsverbot.
Trotz Maßnahmen - die Zahlen steigen weiterhin
11. Dezember
Mit knapp 30.000 Fällen innerhalb von 24 Stunden wird in Deutschland ein neuer Höchstwert an Corona-Infektionen gemessen. 598 Menschen Todesfälle werden gemeldet.
13. Dezember
Bund und Länder beschließen einen harten Lockdown vom 16. Dezember bis zum 10. Januar.