Der Zaun am Ostbahnhof in München wirkt zunächst unscheinbar. Spaziert man aber daran entlang, erkennt man, dass er eine historische Vergangenheit hat, die nicht nur in seinem Alter begründet liegt. Hier, direkt am Zaun in der Orleansstraße, entstanden die bekanntesten Bilder der Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose". Wie lange der Zaun noch stehen wird, ist ungewiss, denn bald sollen die Orleanshöfe umgebaut werden und der Zaun muss, wenn es nach den Bauplänen geht, weichen.

Bebauungsplan "Orleanshöfe" bis 16. Mai öffentlich einsehbar

Werner Thiel, der sich seit über 20 Jahren für den Erhalt des Zauns an der Orleansstraße einsetzt, berichtete in einem Interview mit dem sonntagsblatt bereits, dass der Zaun in der Orleansstraße eine besondere Form der Gedenkstätte sei:

"Ich halte diese Erinnerungsstätte gerade für junge Menschen für sehr wichtig. Alle üblichen Gedenkstätte sind direkt verbunden mit Tod, Trauer und Negativem. Dies ist an diesem unscheinbaren Zaun anders. Auf einem der Fotos lacht und winkt Sophie Scholl in die Kamera von Jürgen Wittenstein. [...] Heutige Jugendliche können sozusagen in Realität diesen historischen Ort 'betreten'."

Forderung nach einer Umplanung

Bürger*Innen können bis zum 16. Mai ihre Meinung über das Bauprojekt abgeben. Werner Thiel möchte weiterhin für den Erhalt des Zauns kämpfen und hat einen Brief an den Münchner Oberbürgermeister, Dieter Reiter (SPD), formuliert. In diesem möchte er eine Umplanung der Baumaßnahmen anregen, damit ein Teil des Zauns erhalten bleiben kann. Auf der Länge von 15 Metern soll, wenn es nach Werner Thiel geht, ein Erinnerungsort gestaltet werden.