Unter dem Motto "Bayreuth blättert" wird es am 18. August von 10 bis 18 Uhr in der Bayreuther Innenstadt jede Menge Aktionen geben, die alle im weitesten Sinne mit dem Thema "Lesen" zu tun haben und doch nicht ganz alltäglich sind. Da gibt es neben der klassischen Lesung zum Beispiel auch Texte in Braille-Schrift, Tastgedichte und sogar eine Aktion in Gebärdensprache.

Veranstaltet wird das Ganze von Katharina Fink und ihrem Büro "Himmelgrün" sowie Klaus Wührl-Struller mit seinem "Zentrum für Theater und Integration/Inklusion". Ziel dieses inklusiven Lesefests ist es, möglichst viele Menschen in die Bayreuther Innenstadt zu locken und sie für das Lesen in seinen unterschiedlichen Formen zu begeistern.

Kulturprojekt bringt Menschen zusammen

Seit Jahren engagiert sich Wührl-Struller dafür, Menschen mit und ohne Behinderung oder Mitgrationshintergrund in gemeinsamen Kulturprojekten zusammenzubringen. So etwa mit dem "Theater. Alle. Zamm.", einem Kooperationsunternehmen, an dem unter anderem die Himmelkroner Heime der Diakonie Neuendettelsau und das Evangelische Bildungswerk beteiligt sind, und das mit pfiffigen Bearbeitungen von Bühnenklassikern etwa von Molière oder Kleist schon überregional Erfolge einheimste.

Auf die Idee für das Lesefestival kam der bekannte Lokalkabarettist, Stadtrat und Kirchenvorsteher der Bayreuther Lutherkirchengemeinde bei einem Besuch des Bücherfests in Tübingen. "Als ich das gesehen habe, habe ich mir gedacht: So etwas sollten wir auch mal machen", erzählt Wührl-Struller lachend, "eben ein richtiges, nicht kommerzielles Stadtfest, das nicht von oben gesteuert wird, sondern bei dem sich jeder einbringen kann."

Vielfältiges Programm

Kein Wunder, dass auch Katharina Fink, Kulturwissenschaftlerin an der Uni Bayreuth, schnell Feuer fing. Denn schon lange beschäftigt sie sich in ihrem nebenamtlich geführten Büro "Himmelgrün" mit Lesefesten, Ausstellungen und eben auch dem Thema Inklusion.

Und das, was die beiden gemeinsam mit einem Team und jeder Menge Mitwirkenden auf die Beine gestellt haben, kann sich sehen lassen. Da gibt es zum Beispiel eine Lesung eines Mundartdichters vor der Bratwurstbude in der Richard-Wagner-Straße, Wagners Oper "Walküre" in Einfacher Sprache und sogar ein "Tastgedicht" eines Modedesigners aus den USA, der vor dem Iwalewahaus eine Komposition aus verschiedenen Materialien entstehen lässt.

Besucher können mitwirken

Ein weiteres Highlight verspricht ein "Gebärden-Flash-Mob" zu werden, bei dem möglichst viele Menschen einen Aphorismus Jean Pauls "vortragen". Zudem wird die Schriftstellerin Manja Präkel aus ihrem nicht ganz unumstrittenen Buch "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" lesen und der Komponist Zhenja Ohs selbst vertonte Gedichte der Bayreuther Dichterin Hilde Marx zu Gehör bringen, die 1914 als Kind jüdischer Eltern geboren wurde und später in die USA emigrierte.

Wer selbst etwas beitragen möchte, der ist bei der Mitschreibstation richtig, an der jeder am Anfangsteil eines Werks weiterschreiben kann. Und auch die Kinder kommen nicht zu kurz. Im RW 21 und sogar in der Buslinie zum Uni-Campus lesen Kinder Geschichten, die sie gemeinsam mit den Initiatoren in ihren Klassen selbst erzählt, aufgenommen und transkribiert haben. Ab 20 Uhr beschließt im Iwalewahaus eine bunte Revue mit Musik und Texten den Tag.

Auch Katharina Fink und Klaus Wührl-Struller sind auf das Ergebnis gespannt. "Wir sind ein echtes Traumpaar", sagen sie, "und wir lassen uns überraschen, was kommt. Auf alle Fälle ist für jeden etwas dabei und es soll einfach eine schöne Sommerveranstaltung werden."